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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Ergebnis sähe wie aus?«
    Glass zuckte mit den Schultern. »Ein Täter. Vielleicht auch nur ein Beweis dafür, dass doch keine Bedrohung vorliegt. Einen Grund, sich keine Sorgen mehr machen zu müssen, verstehen Sie? So ertrage ich das nicht.«
    Shapers Kiefer mahlten.
    Ich brauche eine Pause. Ich kann das nicht machen. Mein Gehirn. Mein verfluchtes Gehirn!
    Nur   …
    Fünfzehn Riesen, Kumpel.
    Scheiße.
    Er öffnete den Mund, obwohl er noch nicht recht wusste, was er sagen würde, und …
    »Wer ist das?«
    Eine Frau betrat den Raum und deutete mit dem Daumen auf Shaper, als sie Glass einen Schmatz auf die Wange gab. Leise fügte sie hinzu: »Hallo, Pa.«
    Zum zweiten Mal beneidete Shaper den alten Glass um dessen weibliche Gesellschaft. Selbst angesichts der fünfzehn Riesen, die wie ein Klassenkasper mit Igelfrisur durch seinen Kopf turnten, fiel es ihm schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Die Tochter des Mannes besaß denselben Teint wie er, aber während seiner an zerknittertes Leder erinnerte, versprach der ihre weicheRundungen und ließ ohne Worte oder Gesten ihrerseits an das Wort »reif« denken. Sie trug derart himmelschreiend altmodische Kleidung, dass Shaper dahinter einen vorsätzlichen Versuch vermutete, ihre Attraktivität zu verbergen. Allerdings bewegte sie sich mit einer überzeugenden Selbstsicherheit, die Mängel in der optischen Präsentation mühelos aufwog. Der Gesamteindruck war der einer Frau, die begehrliche Blicke als zutiefst unangenehm empfand, sich jedoch damit abgefunden hatte, immer welche zu erhalten, und im Gegenzug mehr als bereit war, den Übeltäter in Grund und Boden zu starren.
    Wehe dem , dachte Shaper, der es wagt, dieser Frau nachzupfeifen .
    »Mr. Shaper«, ergriff Glass das Wort, »das ist Sandra. San, das ist Mr. Shaper. Er erledigt einen kleinen Auftrag für mich.«
    Argwöhnisch musterte sie ihn. Eigenartig gebannt hielt er dem bohrenden Blick stand, bis der alte Mann seine Aufmerksamkeit wie mit einem gut gezielten Tritt in den Hintern erregte. »Ist doch so, nicht wahr, Mr. Shaper?«
    Mit judasreifer Hast steckte er das Geld ein und flüchtete zur Tür. »Ich melde mich bei Ihnen, in Ordnung? Ich muss darüber nachdenken.«
    »Worüber nachdenken?«, verlangte Sandra barsch zu erfahren.
    »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen«, gab er zurück und versuchte, nicht auf ihre Brust zu starren. Er schaute wieder zu Glass, der sich jedoch dermaßen auf seine Tochter konzentrierte, dass Shapers Abschiedsnicken unbemerkt blieb. Insgeheim erleichtert über die Unaufmerksamkeit des alten Mannes, huschte Shaper ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.

Kapitel 5
    Auf der Suche nach einem Ausgang schnappte Shaper in den düsteren Gängen das Echo einer seltsamen Stimme auf – eines nymphenähnlichen Gesangs. Er brauchte einen Moment, um Tovas abgehackten Tonfall zu erkennen, auf wundersame Weise all seines frostigen Beigeschmacks entledigt. Als er an der Tür vorbeikam, aus der die Stimme drang, hielt er inne, um hineinzuspähen.
    Sie sang einem Jungen im Teenageralter Kinderlieder vor. Der Bursche lag in einem hellen Zimmer zwischen Kissen. Sonnenlicht schien ihm ins Gesicht, in dem ein Grinsen geradezu göttlicher Glückseligkeit prangte. Für Shaper sah er wie etwa fünfzehn aus, wenngleich schon der erste Blick auf den Jungen – nackt bis auf eine schmale Windel und ein Babylätzchen – unzweifelhaft verriet, dass es sich um keinen gewöhnlichen Jugendlichen handelte. Gelbe und braune Flecken sprenkelten seine Haut, deren Teint dem seiner Mutter ähnelte, und sein gesamter Körper bebte vor abgehackten, spastischen Zuckungen. Seine Augen – braune Tümpel in buttergelben Kugeln – kreisten unablässig und hatten Mühe, auf Tova zu verharren, bevor sie eine weitere Runde drehten. Seine Hände krümmten sich an den Gelenken, seine Zehen wirkten wie warmes geschmolzenes Kerzenwachs, aber er wackelte mit den Extremitäten im Takt des Liedes und gluckste vor Vergnügen. Am seltsamsten von allem muteten die Wucherungen an, die aus seinen Beinen ragten – große Knorpelzapfen, die an den Knien die Haut dehnten –, und eine schwabbelige Wölbung über seinem Unterleib. Letztere erinnerte auf den ersten Blick an einen Schwangerschaftsbauch, aber als sich der Junge herumwand, sah Shaper, dass die Wölbung seitlich saß während die andere Seite mitleiderregend ausgemergelt war.
    Der Gesamteindruck hätte abstoßend sein müssen. Er hätte mitfühlenden

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