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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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heul.«
    Das Zyban machte sich bemerkbar.
    »Natürlich, natürlich. Arme, vaterlose Kinder in einem Internat …«
    »Der Unterschied ist nur«, warf Phyll ein, »dass dein Vater bei der Arbeit ausgerutscht und in eine Papierpresse gefallen ist, während unserem die Kehle aufgeschlitzt und die Zunge herausgeschnitten wurde.«
    Shaper zuckte mit den Schultern. »In beiden Fällen Berufsrisiko.«
    Von der anderen Seite des Pools kam: »Hör auf, klugzuscheißen, du kleiner Pisser.« Vicar fühlte sich eindeutig ausgeschlossen.
    »Maul halten, Max«, befahlen beide Zwillinge zusammen.
    Shaper war ein zu großer Mann, um zu grinsen. Viel zu groß .
    Tatsächlich war der Tod von Sam Coram Ende der 1980er in die Annalen der Unterweltmythologie eingegangen. Als er ins Gras gebissen hatte, war die Ära traditioneller Gangster längst zu Ende gewesen. Der sich ausweitende Drogenhandel hatte all die alten Gepflogenheiten lächerlich werden lassen, und die Tage von Ganoven hinter Nachtklubschreibtischen waren gezählt. Sam Coram war ein feister kleiner Baumeister aus Stepney gewesen, der in seinem ganzen Leben keinen Anzug getragen hatte; der den Standpunkt vertreten hatte, dass nur Schwuchteln Zigarren rauchten; der seinen rattenähnlichen Yorkshireterrier Pok innig geliebt und drei Millionen Pfund damit verdient hatte, qualitativ hochwertiges Heroin in speziell gebrochenem Marmor aus Kontinentaleuropa zu importieren. Die Legende besagte, dass man ihn nur einmal gewalttätig erlebt hatte, und zwar als seine schüchterne, zierliche Frau Maude Zwillinge zur Welt gebracht hatte und irgendein Idiot sie bei der Taufe mit den Kray-Brüdern verglich.
    »Meine Kinder«, hatte er damals mit bluttriefenden Knöcheln gesagt, »werden keine beschissenen Knochenbrecher .«
    Er war eines Sommermorgens gestorben, als die Zwillinge fünfzehn waren; bevor Shaper sie überhaupt kennengelernt hatte. Es hieß, die Polizei hätte ihn splitterfasernackt und blutüberströmt in einem gestohlenen Audi gefunden, die Zunge mit abgeschnittener Spitze durch das Loch in seinem Hals gesteckt.
    Die Boulevardzeitungen fuhren voll darauf ab.
    »Als wir Pa zuletzt lebendig gesehen haben«, sagte Dave, dessen schwammige Züge sich anspannten, »wollte er nach Camden runter, um mit den Ortsansässigen über Cannabis zu reden.«
    »Ich kenne die Geschichte, Dave.«
    »Dann weißt du ja, dass er zu dieser kleinen Gebietsausweitung von seinem guten Freund Tommy Boyle begleitet wurde, nicht wahr? Der ihn, wie wir später herausfanden, über den Tisch gezogen hat.«
    »Ja.«
    »Und der gleich am Tag darauf verschwunden ist, Danny. Am selben Tag, als dein Vater starb.«
    »Ja.«
    Phyllis’ Stimme bohrte sich wie ein Eiszapfen in seine Eingeweide. »Und den wir seither suchen, weil wir ein Wörtchen mit ihm reden wollen.«
    »Ja, Phyll. Weiß ich.«
    Tatsächlich wusste Shaper besser als die meisten, dass die Blutrache eigentlich von der Mutter der Zwillinge ausging. Die Bullen, sogar die zahmen, hatten sich als spektakulär nutzlos erwiesen, also hatte die schüchterne, zierliche Maude ihre Kinder in eine teure Schule verfrachtet, Pok »versehentlich« mit ihrem Landrover überrollt und die Zügel des Familienbetriebs in die Hand genommen. Und zu jedermanns größtem Erstaunen hatte sie in einem Jahr mehr eingenommen, als es ihrem feisten Ehemann in seiner gesamten Verbrecherlaufbahn gelungen war.
    Für die falschen Leute verkörperte Maude den Inbegriff von Angst und Schrecken. Und sie suchte schon sehr, sehr lange nach Tommy Boyle.
    »Dann kannst du uns ja vielleicht erklären, Dan«, sagte Dave, der sich mit den Zehen an den Stufen des Swimmingpools einhakte, um nicht weiterzutreiben, »da du ja so verflucht viel weißt, wie’s kommt, dass wir nach all den Jahren ohne die geringste Spur von dem Kerl heute Abend erfahren, dass ein alter Kumpel von uns Fragen über genau diesen Typen stellt … ohne daran zu denken, sich zuerst bei uns zu melden. Und das, obwohl uns dieser gute alte Kumpel, wenn wir ehrlich sind, noch den einen oder anderen Gefallen schuldet.«
    Shaper erwiderte nichts.
    »Dan«, meldete sich Phyllis zu Wort und streckte die Muskeln. »Was genau hast du gehört?«
    Shaper formte die Worte übertrieben sorgfältig.
    »Ich«, sagte er, »schulde euch nicht das Geringste.«
    Die Zwillinge sahen einander an.
    Dann drehten sie die Köpfe gespenstisch synchron in Vicars Richtung.
    Der lächelte. Und zog etwas Dünnes aus der Tasche hervor. Das er mit

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