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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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kostspieligen Plunders verlangsamte er alle paar Augenblicke mit seinem Dauergrinsen die Schritte, wenn dies oder jenes durch seine sprunghafte Aufmerksamkeit zischte. Bald zeigte er mit der einen Hand auf eine Designervase, bald winkte er mit der anderen einem dösenden Corgi einen Gruß zu. Wie ein schizophrener Reiseleiter führte er die Gruppe durch Bauhaus-Mist und langweilige Tudor-Imitationen, und Shaper jagte ihm dabei einen mentalen Pfeil nach dem anderen in den Rücken, wobei ihm der seltsame, übertrieben aufrechte Gang des Widerlings auffiel.
    Vermutlich hatte Vicar einen langen Eiszapfen im Arsch.
    An einer Stelle, als sie eine breite Treppe passierten, ließ der Mann die Gruppe mit einem arktisch frostigen Blick innehalten und hob einen Finger an die blutleeren Lippen, um sich Ruhe auszubieten. Die Schlägertypen schraken dabei angemessen zusammen, und sogar Shaper – der sich darauf konzentrieren musste, Haltung zu bewahren, und nur noch von den ausklingenden Spuren der letzten Dosis aus den Toiletten des Pubs zehrte – konnte ein beginnendes Zittern nicht verhindern. Er betrachtete die Treppe wie den dampfenden Schlund der Höhle eines Drachen und kämpfte gegen den Drang an, zu fliehen.
    Sie ist da oben, nicht wahr? Und versucht zu schlafen, die alte Kuh   …
    Ach so ehrenwert.
    Ach so nicht im Entferntesten kriminell.
    Nach wie vor lächelnd führte Vicar sie weiter. Schweigend trotteten sie hinter ihm her.
    Shaper wusste, wie die Wahrheit aussah: Selbst wenn es irgendeinen Idioten mit Todessehnsucht gäbe  – beispielsweise jemanden vom Finanzamt, einen Bullen oder einen zwielichtigen Scheißer, der einen Groll hegte –, der versuchte, sich vom Status von Straßenmüll wie Wollmütze und Pimmelbirne die Leiter nach oben zu hanteln, würde derjenige feststellen, dass sich die Sprossen auflösten, dass die ohnehin flüchtigen Verbindungen verpufften und dass die von diesem Vorhaben abratenden Stimmen lauter und eindringlicher wurden. Und sollte es derjenige durch ein Wunder an Hartnäckigkeit tatsächlich ganz nach oben schaffen, würde er dort sicherlich nicht die Corams vorfinden.
    Sondern Max Vicar.
    Die Corams hielten nichts davon, sich die Hände schmutzig zu machen. Bei solchen Dingen – bei Aufgaben, die man pro Schlag bezahlten Knochenbrechern anvertrauen konnte – verließen sie sich auf einen einzigen, professionellen Scheißer.
    Dabei musste es sich um einen Mann handeln, mit dem sichdie Corams selten trafen, der – zumindest auf dem Papier – keinerlei Verbindungen zu ihrem Leben aufwies. Einen Mann in einer privilegierten Position, die das Recht, Entscheidungen zu treffen, und die Bereitwilligkeit, sie auch illegal umzusetzen, in sich vereinte. Er bildete das Luftpolster zwischen den Befehlshabern und dem Verbrechen, und er musste sehr, sehr gut in seinem Job sein. Er musste einen tiefreichenden Mangel an moralischen Skrupeln aufweisen, erfindungsreich dabei sein, Angst zu schaffen und aufrechtzuerhalten, und er musste vor allem eine absolut vorübergehende Besetzung sein.
    Shaper wusste das, denn er selbst war einst dieser Bursche gewesen.
    Er hatte expandiert und genötigt. Er hatte gedroht und verstümmelt. Und all das mit einem draufgängerischen Geschäftssinn, durch den die Erlöse ebenso schnell angeschwollen waren, wie sich der Schrecken verbreitet hatte. In jenen Tagen hatte er grauenhaftere, gottlosere Dinge getan, als sein Gehirn sie ertragen konnte, bis sich sein Leben in einem blutroten Winter vor fünf Jahren wie ein tollwütiger Derwisch selbst in Stücke gerissen hatte, und …
    Denk nicht daran, du Idiot!
    Erinnere dich an den Hass. Nicht an die Einzelheiten.
    Allein der Umstand, dass sein Ersatz anwesend war – dass Max sich überhaupt in diesem Haus befand und die Ehrbarkeit der Corams durch die Verbindung mit ihm in Gefahr bringen konnte –, sprach Bände darüber, für wie wichtig die Familie den kleinen Plausch dieser Nacht hielt. Shaper spürte, wie ein verborgenes Zittern in seinen Fingern stärker wurde, und ausnahmsweise war er überzeugt davon, dass es sich um eine völlig gerechtfertigte Reaktion handelte.
    »Hier entlang!«
    Die Gruppe stieg mit weißem Teppich ausgelegte Stufen hinab in einen weitläufigen, widerhallenden Raum, verglast wie ein wässriges Gewächshaus, durchdrungen von Chlorgestank.Shaper schaute aus seinen Gedanken auf und begegnete den verschlossenen Blicken der Coram-Sprösslinge.
    Die sich um drei Uhr morgens am

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