Der blaue Express
helfen?», fragte Papopoulos kalt.
«Ich sagte mir, Monsieur Papopoulos ist zweifellos geschäftlich in Nizza.»
«Keineswegs», sagte Papopoulos, «ich bin aus gesundheitlichen Gründen hier – auf Weisung meines Arztes.»
Er hustete hohl.
«Ich bin untröstlich, das zu hören», sagte Poirot mit unaufrichtigem Mitgefühl. «Aber fahren wir fort. Wenn ein russischer Großherzog, eine österreichische Erzherzogin oder ein italienischer Fürst ihren Familienschmuck zu veräußern wünschen – zu wem gehen sie? Zu Monsieur Papopoulos, nicht wahr? Zu ihm, der aufgrund der Diskretion, mit der er solche Geschäfte abwickelt, Weltruf genießt.»
Der andere verneigte sich.
«Sie schmeicheln mir.»
«Diskretion ist etwas Großes», sann Poirot und wurde durch ein flüchtiges Lächeln belohnt, das über das Gesicht des Griechen zog. «Auch ich kann diskret sein.»
Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich.
Dann fuhr Poirot langsam fort, wobei er offensichtlich jedes Wort sorgsam wählte:
«Ich sage mir ferner: Wenn diese Steine in Nizza ihren Besitzer gewechselt haben, hätte Monsieur Papopoulos davon gehört. Er weiß alles, was in der Welt edler Steine geschieht.»
«Ah!», sagte Papopoulos; er nahm ein Croissant.
«Die Polizei, verstehen Sie», sagte Poirot, «hat mit der Sache nichts zu tun. Es ist eine Privatangelegenheit.»
«Man hört Gerüchte», gab Papopoulos vorsichtig zu.
«Zum Beispiel?», sagte Poirot.
«Hätte ich denn einen Grund, sie weiterzugeben?»
«Ja», sagte Poirot, «ich glaube, es gibt einen. Sie werden sich vielleicht erinnern, Monsieur Papopoulos, dass sich vor siebzehn Jahren ein gewisser Wertgegenstand in Ihren Händen befand, den eine sehr – hm – prominente Person als Sicherheit bei Ihnen hinterlegt hatte. Sie waren für das Stück verantwortlich, und es verschwand auf unerklärliche Weise. Sie saßen, wenn ich diese englische Wendung benutzen darf, damals in der Suppe.»
Er warf einen freundlichen Blick auf das Mädchen. Sie hatte Tasse und Teller beiseite geschoben und lauschte gespannt, mit beiden Ellenbogen auf dem Tisch, das Kinn auf die Hände gestützt. Er behielt sie im Auge und fuhr fort:
«Zu dieser Zeit bin ich in Paris. Sie lassen mich holen. Sie begeben sich in meine Hände. Wenn ich Ihnen diesen Gegenstand wieder beschaffe, sagen Sie, erringe ich mir Ihre unsterbliche Dankbarkeit. Eh bien! Ich habe es Ihnen zurückgebracht.»
Ein langer Seufzer kam von Monsieur Papopoulos.
«Es war der unangenehmste Moment meiner Laufbahn», murmelte er.
«Siebzehn Jahre sind eine lange Zeit», sagte Poirot nachdenklich, «aber ich glaube, ich kann mit Recht sagen, dass ein Mann Ihres Volks nicht vergisst.»
«Ein Grieche?», murmelte Papopoulos mit einem ironischen Lächeln.
«Ich habe nicht den Griechen gemeint», sagte Poirot.
Einige Augenblicke herrschte Schweigen, dann richtete sich der alte Mann stolz auf.
«Sie haben Recht, Monsieur Poirot», sagte er ruhig. «Ich bin Jude. Und, wie Sie sagen, unser Volk vergisst nicht.»
«Sie werden mir also helfen?»
«Was die Juwelen angeht, Monsieur, kann ich nichts tun.»
Der alte Mann wählte seine Worte ebenso sorgfältig wie zuvor Poirot.
«Ich weiß nichts. Ich habe nichts gehört. Aber vielleicht kann ich Ihnen einen Gefallen tun – vorausgesetzt, Sie interessieren sich für Pferderennen.»
«Unter gewissen Umständen könnte ich mich dafür interessieren», sagte Poirot; er musterte ihn ruhig.
«In Longchamps läuft zurzeit ein Pferd, das der Aufmerksamkeit wert wäre, glaube ich. Ich kann nichts mit Gewissheit sagen, verstehen Sie, diese Nachricht ist durch so viele Hände gegangen.»
Er hielt inne und fixierte Poirot mit den Augen, als wolle er sich versichern, dass der andere ihn wirklich verstand.
«Ich verstehe vollkommen», sagte Poirot und nickte.
«Der Name des Pferdes», sagte Monsieur Papopoulos, dabei lehnte er sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander, «ist Marquis. Ich glaube, dass es ein englisches Pferd ist, bin mir dessen aber nicht ganz sicher. Was meinst du, Zia?»
«Ich glaube, ja», sagte das Mädchen.
Poirot erhob sich jäh.
«Ich danke Ihnen, Monsieur», sagte er. «Es ist etwas Wundervolles, einen, wie die Engländer sagen, Tipp aus den Ställen zu bekommen. Au revoir, Monsieur, und vielen Dank.»
Er wandte sich dem Mädchen zu.
«Au revoir, Mademoiselle Zia. Es ist mir, als ob ich Sie erst gestern in Paris gesehen hätte. Man könnte meinen, es seien höchstens zwei
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