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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Absichten an, dass ich aufs Gas trete und vorbeizische.
    Denn obwohl meine Freunde ihn alle so cool finden, obwohl ihn sogar die Elite akzeptiert, obwohl Damen nicht im Geringsten beunruhigt ist, mag ich ihn nicht.
    Meine Gefühle beruhen zwar auf nichts Konkreterem als einem ständigen Alarmklingeln in meinem Bauch, wenn er in der Nähe ist, aber Tatsache ist trotzdem: Dieser neue Typ ist mir unheimlich.
     
    Da es heiß ist, steuere ich die überdachte South Coast Plaza Mall an statt des offenen Einkaufszentrums Fashion Island, auch wenn die Einheimischen vermutlich genau das Gegenteil tun würden.
    Aber ich bin keine Einheimische. Ich komme aus Oregon, und das heißt, dass ich das Vorfrühlingswetter wesentlich, na ja, eben vorfrühlingshafter gewohnt bin, mit Regengüssen, bewölktem Himmel und jeder Menge Matsch. Wie ein richtiger Frühling eben. Nicht dieser heiße, perverse, unnatürliche Pseudosommer, der sich hier als Frühling ausgibt. Doch soweit ich gehört habe, wird es nur noch schlimmer werden. Weshalb ich mein Zuhause umso mehr vermisse.
    Normalerweise tue ich alles, um keinen solchen Ort betreten zu müssen - einen Ort mit so übertrieben viel Licht und Lärm und dieser von Menschenmengen erzeugten, massiven Energie, die mich regelmäßig überwältigt und total nervös macht. Und ohne Damen an meiner Seite, der sich als mein übersinnlicher Schutzschild betätigt, muss ich mich erneut auf meinen iPod verlassen.
    Allerdings will ich nicht wieder das Kapuzensweatshirt und die Sonnenbrille tragen, um den Lärm auszublenden, wie ich es anfangs gemacht habe. Ich habe es satt, wie ein Freak auszusehen. Stattdessen konzentriere ich mich auf das, was direkt vor mir liegt, und blende alles darum herum aus, genau wie Damen es mir beigebracht hat.
    Ich stecke mir die Ohrhörer in die Ohren und drehe die Lautstärke auf, bis die Musik alles abblockt außer dem wirbelnden Regenbogen aus Augen und den paar körperlosen Geistern, die umherschweben (und trotz meines eingeschränkten Gesichtsfelds direkt vor mir sind). Und als ich zu Victoria's Secret hineingehe und schnurstracks die Naughty-Nighties-Abteilung ansteuere, bin ich so abwesend, so auf mein Vorhaben konzentriert, dass ich Stacia und Honor gar nicht bemerke.
    »Oh, mein Gott!«, jault Stacia auf und geht so zielstrebig auf mich zu, als wäre ich eine Wühlkiste mit der Aufschrift GUCCI - ALLES HALBER PREIS! »Das kann nicht dein Ernst sein.« Sie zeigt auf das Nachthemd, das ich in der Hand halte, und ihr perfekt manikürter Nagel fährt den Schlitz entlang, der sowohl von oben als auch von unten kommt und irgendwo in der Mitte an einem strassbesetzten Ring aufeinandertrifft.
    Und obwohl ich nur neugierig war und nicht einmal daran gedacht habe, es zu kaufen, komme ich mir total blöd vor, als ich ihre verzerrte Miene sehe und die spöttischen Gedanken in ihrem Kopf höre.
    Ich werfe es wieder auf den Ständer, fummele an meinem Ohrhörer herum und tue so, als hätte ich nichts gehört, während ich zu den baumwollenen Garnituren gehe, die meinem Stil und meinem Geschmack wesentlich mehr entsprechen.
    Doch gerade als ich beginne, ein paar knallpink-orange gestreifte Hemdchen durchzusehen, wird mir klar, dass sie wahrscheinlich Damens Geschmack überhaupt nicht treffen. Wahrscheinlich gefiele ihm etwas Gewagteres viel besser. Etwas mit wesentlich mehr Spitze und wesentlich weniger Baumwolle. Etwas, das man allen Ernstes als sexy bezeichnen könnte. Und ohne auch nur hinzusehen, weiß ich, dass mir Stada und ihr treues Hündchen gefolgt sind.
    »Ah, schau mal, Honor. Der Freak kann sich nicht zwischen sexy und süß entscheiden.« Stacia schüttelt den Kopf und grinst mich an. »Glaub mir, im Zweifelsfall muss man immer auf sexy setzen. Damit liegt man meistens richtig. Außerdem, soweit ich Damen kenne, steht er nicht so auf süß.«
    Ich erstarre, mein Magen verkrampft sich vor sinnloser Eifersucht. Doch nur für einen Moment, bis ich mich zwinge, wieder zu atmen und weiterzusuchen, um mir auf keinen Fall anmerken zu lassen, dass mich ihre Worte getroffen haben.
    Außerdem weiß ich ganz genau, was zwischen ihnen abgelaufen ist, und ich kann voller Freude berichten, dass es weder sexy noch süß war. Weil es nämlich überhaupt nichts war. Damen hat nur so getan, als ob er auf sie steht, um an mich ranzukommen. Und trotzdem, allein beim Gedanken, dass er es auch nur vorgetäuscht hat, wird mir übel.
    »Komm schon, gehen wir. Sie hört dich nicht«, sagt

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