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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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unsanft in die Hände drückt. »Hier«, sagt er. »Du gibst Miles die Blumen, und ich hole in der Zwischenzeit mein Auto.«
    »Bist du sicher?«, frage ich, da mir auffällt, dass die Haut um seine Augen angespannt und bleich wirkt und seine Stirn ein bisschen feucht ist. »Wir können doch einfach reingehen, ihm gratulieren und wieder gehen. Es muss ja kein großer Auftritt werden.«
    »So umgehen wir die lange Autoschlange und kommen schneller weg.« Er lächelt. »Ich dachte, du willst so bald wie möglich ins Hotel.«
    Will ich ja. Genau wie er. Aber ich bin auch beunruhigt. Beunruhigt, weil er nicht manifestieren konnte, beunruhigt wegen seines flüchtigen, kalten Blicks - und während ich den Atem anhalte, als er einen Schluck aus seiner Flasche trinkt, rufe ich mir in Erinnerung, wie rasch seine Wunde geheilt ist, und rede mir selbst ein, dass das ein gutes Zeichen ist.
    Und da ich weiß, dass meine Besorgnis ihm nur noch schlechtere Gefühle machen würde, räuspere ich mich kurz und sage: »Gut. Du holst das Auto, und ich warte hier auf dich.«
    Doch ich kann die erschreckende Kühle seiner Wange nicht ignorieren, als ich mich vorbeuge, um ihm einen Kuss zu geben.
     
     

ELF
    Hinter der Bühne ist Miles umringt von Freunden und Verwandten und trägt immer noch die weißen Go-Go-Stiefel und das Minikleid aus seiner letzten Szene als Tracy Turnblad in Hairspray.
    »Bravo! Du warst sagenhaft!«, sage ich, und anstelle einer Umarmung reiche ich ihm die Blumen. Ich kann es nicht riskieren, noch mehr Energie aufzunehmen, da ich ohnehin so nervös bin, dass ich kaum mit meiner eigenen zurande komme. »Ehrlich, ich hatte keine Ahnung, dass du so singen kannst.«
    »Doch, hattest du.« Er streift die langen Strähnen seiner Perücke zur Seite und versenkt die Nase in den Rosenblüten. »Du hast mich x-mal Karaoke singen hören.«
    »Nicht so.« Ich lächele und meine es ernst. Ja, er war sogar so gut, dass ich mir vornehme, an einem weniger nervenaufreibenden Abend in eine der nächsten Aufführungen zu gehen. »Und wo ist Holt?«, frage ich, obwohl ich die Antwort schon kenne, nur um ein bisschen Smalltalk zu treiben, bis Damen kommt. »Inzwischen habt ihr euch doch sicher versöhnt?«
    Miles runzelt die Stirn und zeigt auf seinen Dad, während ich zusammenzucke und ein lautloses Sorry formuliere. Ich habe ganz vergessen, dass er sich zwar vor seinen Freunden geoutet hat, aber nicht vor seiner Familie.
    »Keine Sorge, es ist alles in Ordnung«, flüstert er, klimpert mit seinen falschen Wimpern und fährt sich mit den Händen durch die blonden Locken. »Ich hab vorübergehend die Nerven verloren, aber das ist jetzt alles vergeben und vergessen. Aber da wir gerade von Märchenprinzen sprechen ...«
    Ich wende mich zur Tür um, begierig darauf, Damen hereinkommen zu sehen. Mein Herz überschlägt sich fast, wenn ich nur an ihn denke - ihn mir in all seiner atemberaubenden Herrlichkeit vor Augen führe, und ich bemühe mich gar nicht erst, meine Enttäuschung zu verhehlen, als ich begreife, dass er Haven und Josh meint.
    »Was sagst du dazu?«, fragt er. »Schaffen sie es?«
    Ich sehe zu, wie Josh seinen Arm um Havens Taille schlingt und sie an sich zieht. Doch sosehr er sich auch bemüht, es hat keinen Sinn. Obwohl sie perfekt zueinander passen, ist sie auf Roman fixiert - sie spiegelt die Art, wie er dasteht, wie er beim Lachen den Kopf nach hinten wirft und wie er die Hände hält. Ihre gesamte Energie fließt geradewegs zu Roman hin, als gäbe es Josh überhaupt nicht. Doch obwohl die Sache weitgehend einseitig wirkt, ist Roman bedauerlicherweise der Typ, der mehr als bereit wäre, sie mal eine Runde zur Probe zu fahren.
    Ich wende mich zu Miles um und ringe mir ein lässiges Schulterzucken ab.
    »Es gibt eine Ensembleparty bei Heather«, sagt Miles. »Wir machen uns bald alle auf den Weg. Kommt ihr mit?«
    Ich sehe ihn verständnislos an. Ich weiß nicht einmal, wer Heather ist.
    »Die, die Penny Pingleton gespielt hat?«
    Ich weiß auch nicht, wer das ist, aber das werde ich unter keinen Umständen zugeben, also nicke ich, als wüsste ich Bescheid.
    »Erzähl mir bloß nicht, ihr zwei habt so viel geknutscht, dass ihr das ganze Stück verpasst habt!« Er schüttelt den Kopf auf eine Weise, die deutlich macht, dass er das nur halb im Scherz meint.
    »Sei doch nicht albern, ich habe alles gesehen!«, erwidere ich, während mein Gesicht in sämtlichen Rottönen anläuft und ich weiß, dass er mir nicht glaubt.

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