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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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unangefochten.
    »Selbstverständlich nicht, Madame.«
    »Ihr habt jetzt die Mädchen gesehen. Schwebt Euch ein bestimmtes vor, oder möchtet Ihr Euch in meinem Haus noch weiter umsehen?«
    Mit einem leichten Druck auf seinen Arm führte Myrtis ihn zurück zu ihrem Gemach. Sie trug ein hochgeschlossenes dunkles Gewand, das ihre legendäre Figur lediglich andeutete. Die Herrin des Aphrodisiahauses war schön, schöner als alle Mädchen, die für sie arbeiteten. Das versicherten Väter ihren Söhnen, und diese teilten es wiederum ihren Söhnen mit. Doch eine atemberaubende Schönheit, die sich seit drei Generationen nicht verändert hatte, war eher ehrfurchtgebietend als begehrenswert. Myrtis konkurrierte nicht mit ihren Mädchen.
    Der junge Mann räusperte sich. Es war ganz offensichtlich sein erster Besuch in einem Freudenhaus. Verlegen zupfte er an einer der Quasten des weinfarbigen Doppelsessels, bevor er antwortete.
    »Ich glaube, ich werde es mit der Veilchenseide versuchen.«
    Myrtis starrte ihn unverwandt an, bis er die Quaste abgerissen in der Hand hielt und sein Gesicht tiefrot glühte.
    »Ruf Cylene. Sie soll ins Lavendelgemach kommen.«
    Ein Mädchen, noch zu jung für das Gewerbe, sprang von einem Kissen auf; sie hatte dort stumm auf einen solchen Befehl gewartet. Der Jüngling drehte sich um und war bereit, ihr zu folgen.
    »Vier Silberstücke - Cylene ist sehr begabt. Und ein Name - ich meine, Terapis würde gut zu Euch passen.« Myrtis lächelte, und ihre ebenmäßigen weißen Zähne blitzten.
    Der junge Mann, der von nun an im Aphrodisiahaus als Terapis bekannt sein würde, kramte in seinem Beutel nach einem Goldstück. Fast hochmütig, wie man es ihm beigebracht hatte, stand er aufrecht, bis Myrtis ihm das Wechselgeld gegeben hatte. Das junge Mädchen nahm seine Hand, um ihn für zwei Stunden unvorstellbarer Seligkeit zu Cylene zu führen.
    »Kinder!« murmelte Myrtis, als sie wieder allein in ihrem Gemach war.
    Vier der neun Ringe ihrer Nachtkerze waren heruntergebrannt. Sie schlug ein dickes, ledergebundenes Geschäftsbuch auf und trug den echten Namen des jungen Mannes ein, sowie den, den sie ihm gerade gegeben hatte, das Mädchen seiner Wahl für diesen Abend, und daß er in Gold bezahlt hatte. Es lag schon fünfzehn Jahre zurück, seit sie einem Kunden des Hauses den Decknamen Terapis gegeben hatte. Sie hatte ein gutes Gedächtnis für Stammgäste ihres luxuriösen Hauses.
    Ein sanftes Klopfen an ihrer Tür weckte Myrtis spät am nächsten Morgen. »Euer Frühstück, Madame.«
    »Danke, Kind. Ich werde hinunterkommen.«
    Eine kurze Weile blieb sie noch im Halbdunkel liegen. Lythande hatte sorgfältige Zauber gewirkt, um ihre Schönheit zu erhalten und ihr die Langlebigkeit eines Magiers zu geben. Doch es gab keine Zauber, die ihre Erinnerung dämpfen konnten. Die Mädchen, ihre Freier, alle zogen in einer verschwommenen, aber unveränderlichen Parade an ihrem inneren Auge vorüber und hielten sie unter der seidenen Bettdecke fest.
    »Blumen für Euch, Madame.«
    Das junge Mädchen, das am vergangenen Abend so still auf den Kissen gesessen hatte, betrat gleichmütig das Schlafgemach. Sie trug einen riesigen Strauß weißer Blumen, die sie in eine Kristallvase steckte.
    »Ein Sklave aus dem Palast gab sie ab. Er sagte, sie seien von Terapis.«
    Eine Überraschung. Es gab also immer noch Überraschungen. Das war beruhigend und erfreulich. Myrtis warf ihre Bettdecke zurück. Das Mädchen stellte die Vase ab und half ihrer Herrin in ein besticktes Gewand aus smaragdfarbenem Satin.
    Fünf Mädchen in Leinenkitteln waren damit beschäftigt, die scheinbare Unordnung in den unteren Räumen wiederherzustellen, als Myrtis auf ihrem Weg zur Küche an ihnen vorbeikam. Fünf, die saubermachten, eine kurz vor der Entbindung und eine, die ihr Neugeborenes stillte, das bedeutete, daß sich noch zwanzig Mädchen in den oberen Gemächern aufhielten. Zwanzig Mädchen, deren Zeit bestens genutzt war. Alles in allem eine sehr gute Nacht für das Aphrodisiahaus. Andere mochten unter der neuen Obrigkeit vielleicht Verluste erleiden, aber die Fremden erwarteten einen gewissen Stil und Verschwiegenheit - und mit beidem konnte nur das Aphrodisiahaus aufwarten.
    »Madame, Dindan bestellte vergangene Nacht fünf Flaschen unseres besten aurveshanischen Weines. Wir haben jetzt nur noch zwölf Flaschen ...« Ein fast kahler Mann deutete auf seine Einkaufsliste.
    »Dann bestell neuen.«
    »Aber, Madame, seit der Prinz ankam, ist

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