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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Euer Lautenspiel bewundert.« Lythande warf dem Schankburschen eine Münze zu. »Möchtet Ihr etwas zu trinken?«
    »Ein Spielmann lehnt eine Einladung nie ab. Singen ist trockene Arbeit.« Doch als ihm der Wein vorgesetzt wurde, sagte er: »Ihr wollt nicht mit mir trinken?«
    »Kein Mensch hat Lythande je essen oder trinken gesehen«, murmelte einer der Männer um sie herum.
    »Nun, das finde ich nicht freundlich!« rief der junge Minnesänger. »Wenn zwei miteinander trinken, ist das eine Sache, aber ich singe nicht für Bezahlung und trinke nicht außer als freundschaftliche Geste!«
    Lythande zuckte die Schultern, und der blaue Stern über den geschwungenen Brauen begann ein bläuliches Licht auszustrahlen. Die Gäste wichen vorsichtig zurück, denn wenn ein Magier mit blauem Stern ärgerlich wurde, war es ratsam, ihm nicht in den Weg zu kommen. Der Spielmann stellte die Laute ab, damit ihr nichts passierte, falls er aufspringen mußte. Aus der peinlichen Bedächtigkeit seiner Bewegungen erkannte der Magier, daß er bereits so manches Glas mit ihm genehmen Kameraden getrunken hatte. Aber der Minnesänger schloß die Hand nicht um seinen Degengriff, sondern um das Schlangenamulett.
    »Einem wie Euch bin ich noch nie begegnet«, sagte der junge Mann milde, und Lythande spürte ein leichtes Kribbeln in sich, das einem Magier die Anrufung von Zauberkräften verriet. Lythande schloß daraus, daß das Amulett zu jenen gehörte, die ihren Träger erst dann schützten, wenn dieser eine bestimmte Zahl von wahrheitsgetreuen Feststellungen -gewöhnlich drei bis fünf - über seinen Angreifer oder Feind geäußert hatte. Wachsam, aber belustigt, entgegnete Lythande: »Wie wahr. Auch werdet Ihr nie mehr einem wie mir begegnen, wie lange Ihr noch leben mögt, Spielmann.«
    Unter dem bedrohlichen blauen Glühen des Sterns erkannte der Minnesänger den freundlichen Spott um Lythandes Lippen. Er ließ sein Amulett los. »Ich wünsche Euch wahrhaftig nichts Böses, genausowenig wie Ihr mir. Auch das sind Wahrheiten, eh, Zauberer? Und damit genügt es wohl. Doch obwohl Ihr vielleicht wie kein anderer seid, seid Ihr doch nicht der einzige Magier in Freistatt, der einen blauen Stern auf der Stirn trägt.«
    Wut funkelte jetzt aus dem blauen Stern, doch nicht auf den Spielmann. Beide wußten es. Die Menge ringsum erinnerte sich plötzlich, daß sie anderswo dringende Geschäfte hatte. Der Minnesänger blickte auf die leeren Bänke.
    »Ich fürchte, ich muß für mein Nachtmahl anderswo singen.«
    »Es war keine Beleidigung, als ich ablehnte, mit Euch zu trinken«, erklärte Lythande. »Der Schwur eines Magiers ist nicht so leicht umzuwerfen wie eine Laute. Würdet Ihr also als Gastgeschenk ein Abendessen annehmen und zu trinken, soviel Ihr wollt, ohne Euch in Eurer Würde gekränkt zu fühlen? Und darf ich Euch dafür um einen Gefallen bitten?«
    »So ist es Sitte in meiner Heimat. Cappen Varra dankt Euch, Magier.«
    »Wirt! Euer bestes Mahl für meinen Gast, und soviel er heute nacht zu trinken vermag!«
    »Für so großzügige Gastlichkeit werde ich bei dem gewünschten Gefallen nicht kleinlich sein«, versicherte Cappen Varra und bediente sich von den dampfenden Speisen, die ihm vorgesetzt wurden. Während er aß, holte Lythande aus den Falten seines Gewandes einen kleinen Beutel mit süß duftenden Kräutern, rollte sie in ein blaugraues Blatt und drückte den Ring am Finger darauf, daß die Rolle Funken fing. Lythande hob sie an die Lippen, sog daran, und würziger, grauer Rauch stieg auf.
    »Was den Gefallen betrifft, nun, er wird Euch keine große Mühe kosten, ich möchte nur, daß Ihr mir von diesem anderen Zauberer erzählt, der wie ich den blauen Stern trägt. Ich kenne keinen anderen meines Ordens südlich von Azehur, und ich möchte sichergehen, daß Ihr nicht mich oder meinen Geist gesehen habt.«
    Cappen Varra sog das Mark eines Knochens aus und wischte sich die Finger säuberlich an dem Tuch unter dem Fleischtablett ab. Er gönnte sich noch eine Ingwerpflaume, ehe er antwortete.
    »Nicht Ihr wart es, Zauberer, noch Euer Geist oder ein Doppelgänger. Der, den ich sah, hatte weit breitere Schultern als Ihr, und er trug kein Schwert, sondern zwei Dolche über Kreuz an den Hüften. Sein Bart war schwarz, und an seiner Linken fehlten drei Finger.«
    »Bei Ils mit den tausend Augen! Rabben Halbhand hier in Freistatt! Wo habt Ihr ihn gesehen, Spielmann?«
    »Er durchquerte den Basar, aber ich sah ihn nichts kaufen. Das zweite

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