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Der blaue Tod

Der blaue Tod

Titel: Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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wollen, aber dannwar Sören eingefallen, dass sie gemeinsam mit Hartmann wahrscheinlich zu besagtem Haus fahren würden, in dem Marten Steen in Erscheinung treten sollte, und da nur Altena wusste, wie er aussah, war es unvermeidbar, sie mitzunehmen.
    Martin klammerte sich an dem eisernen Haltegriff neben der Sitzbank fest. «Wenn du Hartmann gegenüber erwähnst, dass ich   … Willst du mich kompromittieren?»
    «Rede keinen Quatsch, Martin.» Sören ließ die Peitsche knallen und trieb das Pferd zu schnellerer Fahrt an. «Wenn tatsächlich ein Attentat auf den Kaiser geplant ist, dann fragt kein Mensch danach, woher du die Information hast. Außerdem bist du doch selbst nur Begleiter eines Freundes, wie du erzählt hast.» Er blickte Martin fragend an. «Was hat der Kaiser eigentlich auf einer solchen Veranstaltung zu suchen? Ist er   … ich meine   …»
    «Das fragst du ihn am besten selber», erklärte Martin und blickte starr nach vorne auf die Straße. «Ich werde mich dort jedenfalls nicht blicken lassen, wenn die Polizei eine Razzia durchführt.»
    «Wem gehört das Haus eigentlich?»
    Martin zögerte. «Es ist die Villa eines stadtbekannten Bankiers», sagte er schließlich. «In den Gesellschaftsräumen finden häufiger solche Amüsements statt.»
    «Warten wir erst mal ab, was Hartmann dazu sagt. Jedenfalls ist mir jetzt klar, was man mit Marten Steen vorhat: Er soll ein Attentat ausführen. Er glaubt doch, dass er bereits ein Mörder ist. Wahrscheinlich hat man ihm versprochen, ihn nicht zu verraten und ihm bei der Flucht zu helfen. Dabei   …» Sören bemerkte, wie Altena Weissgerber ihn ängstlich anschaute. «Ich befürchte, dass man ihn nach der Tat liquidieren will. Wahrscheinlich so schnell, dass niemand mehr in Erfahrung bringenkann, wer hinter dem Anschlag steckt. Es sähe dann aus, als wäre es die Tat eines Einzelnen, und zugleich wäre der Mord gesühnt. Das Ganze ist raffiniert eingefädelt.»
    «Und wer steckt deiner Meinung nach dahinter?», fragte Martin.
    «Keine Ahnung», antwortete Sören, während er den Wagen vor dem Stadthaus abbremste. «Ich weiß nur, dass Gunnar Smitten seine Finger im Spiel hat, aber ob er auch der Drahtzieher ist, das weiß ich nicht.»
     
    Ernst Hartmann ließ Sören gar nicht zu Wort kommen, als die drei sein Büro betraten. Als er Sören erblickte, erhob er sich von seinem Schreibtisch und hielt ihm einen Aktendeckel entgegen. Dass Sören in Begleitung gekommen war, schien ihn nur marginal zu interessieren.
    «Wenn du dahinter steckst», rief er ohne jede Begrüßungsworte, «dann ist aber was los, das kann ich dir sagen!»
    «Wovon redest du?»
    «Wovon ich rede? Hier!» Hartmann reichte ihm den Aktendeckel. «Wir haben eine Leiche gefunden. Im Hafen. Heute Morgen. Sieht ganz so aus, als ob das im Zusammenhang damit stünde, worum du mich gestern gebeten hast.»
    «Eine Leiche?», fragte Sören erschrocken. «Ich verstehe nicht   …»
    «Der Mann ist aus dem dritten Stock eines Speichers gestürzt. Der Speicher wird von der Reederei Smitten genutzt. Anscheinend wollte er ins Fleet springen. Dummerweise war gerade Niedrigwasser, und er ist auf den Treppenstufen der Quaianlage gelandet. Der dritte Boden des Speichers ist total verwüstet. Der Quartiersmann von Smitten meint, es könne sich nur um jemanden handeln,der es auf die kostbaren Gewürze abgesehen hatte, die dort gelagert werden.» Er warf Sören einen fragenden Blick zu. «Willst du mir jetzt etwa erzählen, dass das ein Zufall ist?»
    «Ein Einbrecher also. Kennt ihr die Identität des Toten?» Insgeheim rechnete Sören schon mit einem Zusammenbruch von Altena Weissgerber.
    Hartmann nickte. «Den Papieren nach, die er bei sich trug, handelt es sich um einen gewissen Gustav Müller aus Salzburg, und mir ist so, als hättest du gestern auch diesen Namen erwähnt!»
    «Du musst dich täuschen», entgegnete Sören mit Unschuldsmiene. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, dass es sich bei dem Toten nicht um Marten Steen handelte. Was vorgefallen war, konnte er nur ahnen. Wahrscheinlich war dieser Gustav auf der Flucht aus der Luke gesprungen. Natürlich steckten Zinkens Leute dahinter – den Rest würde er beizeiten von Hannes erfahren. Oder auch nicht. Im Moment gab es ohnehin Wichtigeres. «Wir kommen wegen einer anderen Sache», erklärte er und stellte Hartmann seine Begleiter vor.
     
    «Du meine Güte, Sören. Wenn es stimmt, was du erzählst, dann bleiben uns nur noch knapp zwei Stunden.»

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