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Der blaue Vogel kehrt zurück

Der blaue Vogel kehrt zurück

Titel: Der blaue Vogel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arjan Visser
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unterbrach ihn mit einem Ausdruck, den ich vor langer Zeit von ihm gelernt hatte: » Nota Dez. «
    »Seltsam, diesem Abend die Bestnote zu geben, aber …«
    »Ach was, ich verstehe schon, doutor. «
    Er begleitete mich zum Auto. Der Himmel war mit Sternen übersät. Wie immer zeigte ich meinem Freund das Kreuz des Südens. Gut möglich, dass ich ihm auch den ganzen Vortrag über das Sternbild und den Kohlensack gehalten habe – sieh mal, da, die dunkle Wasserstoffwolke –, aber falls ich das getan habe, dann hat er mir diese Unart ebenfalls ausnahmsweise durchgehen lassen.
    »Nana hat es geahnt, Augusto. Vor ein paar Monaten hat sie mir aus heiterem Himmel erzählt, dass sie den Tod als Übergang von einem Haus zum nächsten betrachte. Wären wir vernünftig, sagte sie, würden wir dafür sorgen, dass das neue Haus schöner sei als das alte.«
    »Aber sie hätte ruhig ein bisschen länger dableiben können.«
    »Das stimmt.«
    Wir umarmten einander. Dann stieg ich ein und fuhr davon.
    Augusto winkte mir mit beiden Armen hinterher. Das tat er immer, wenn ich wieder wegfuhr, aber diesmal waren seine Gesten ausladender, als ginge ich auf eine lange Reise, und in gewisser Weise stimmte das auch.
    Ich kurbelte das Fenster herunter. Die Straße von Serro nach Milho Verde, über die ich Tausende Male hin- und wieder zurückgeholpert war, rollte sich wie ein roter Teppich vor mir aus.Sanft schaukelnd und auf eine wundersame Weise zufrieden fuhr ich nach Hause.
    Etliche Jahre wohnte ich allein in Milho Verde. Naki und Serafim hatte ich bereits einige Monate vor Nanas Tod entlassen müssen. Isabella ging ein paar Monate nach Nanas Beerdigung, nachdem ich behauptet hatte, dass ich ganz gut allein zurechtkäme, und sie vorgab, mir zu glauben. Sie zeigte mir, wo die Töpfe und Pfannen standen, als wäre ich zu Gast in meiner eigenen Küche. Am Tag ihrer Abreise bereitete sie die dreifache Menge des Fischgerichtes zu, mit dem sie vierzig Jahre zuvor mein Herz erobert hatte.
    »Bei uns in Vitória«, hatte sie damals gesagt, »ist es wichtiger, eine gute moqueca kochen zu können, als seinem Ehemann treu zu sein.«
    Isabella hatte geweint, als sie den riesigen Schmortopf auf den Tisch gestellt hatte, und sich dann rasch in die Küche zurückgezogen. »Bestimmt Heimweh«, hatte ich gesagt. Nana hatte bloß den Kopf geschüttelt. »Du verstehst wirklich nichts von Frauen, Azulão.«
    An diesem Morgen weinte Isabella zum zweiten Mal in meinem Beisein. Sie zählte die Zutaten ihrer Spezialität auf, als wären es die Namen verstorbener Freunde, und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Denken Sie daran«, sagte sie, »nur Olivenöl verwenden, kein Palmöl!«
    »Geh nur, Isabella. Zurück an die Küste, zu deiner Familie.« Was faselte ich da? Die arme Frau! »Und vielen Dank für alles.«
    Ich half ihr mit dem Gepäck. Sie fuhr mit dem Taxi nach Diamantina. Von dort würde sie mit dem Bus in den Ort zurückkehren, wo sie rund siebzig Jahre zuvor geboren worden war.
    Sie verstummte, als der Wagen kam, und stieg ein, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Das Taxi fuhr los, hielt jedoch hundertMeter weiter schon wieder an. Isabella stieß die Tür auf und rief: »Ohne Kokosmilch!«
    Ich bereitete kein einziges ihrer Gerichte zu und vermochte es auch nicht, dem Verfall unseres Hauses Einhalt zu gebieten. Hie und da jätete ich im Garten Unkraut, ich machte die Dachrinne sauber und scheuerte ab und zu die Veranda. Wenn mir die Ausgaben für den Unterhalt, für Reparaturen in den Sinn kamen, fuhr ich zu den Flüssen, wo ich vor langer Zeit mit Naki mein Glück gemacht hatte, aber ohne Ortskundigen – und ohne ernsthafte Motivation – hatte ich keine Chance. Es war, als würde die Landschaft sich fragen, was ich da eigentlich wolle.
    Zu meinem eigenen Besten warf ich ein paar Anker aus: Ich sorgte dafür, nicht zu lange im Bett zu bleiben, ließ das Zähneputzen nie ausfallen und trank jede Woche einen Kaffee in einer Bar oder bei einem meiner Nachbarn.
    Augusto besuchte ich einmal im Monat. Weniger oft als früher, aber oft genug, um mich nicht einsam zu fühlen.
    »Was würde ich bloß ohne dich anfangen?«
    Es sollte nicht lange dauern, bis ich die Antwort auf diese Frage finden musste: Eines Nachmittags im Sommer 1996 stand ich vor der verschlossenen Tür von Augustos Haus. Ein Nachbar sagte, der Doktor sei am Tag zuvor gestorben, und klopfte sich dabei seitlich an den Schädel.
    Ich zeigte auf den Garten. »Da?«
    »Ja. Wie

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