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Der blaue Vogel kehrt zurück

Der blaue Vogel kehrt zurück

Titel: Der blaue Vogel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arjan Visser
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erzählen, doch nach einer Weile lasse ich mich von der Macht meiner Erinnerung mitreißen. Ich weiß nicht mal, wie viel Hektar es hat; so weit das Auge reicht, alles gehört uns. Der Stolz siegt über meinen Argwohn. Barfuß gehe ich über die Fliesen. Das Haus hat sieben Zimmer. In den Kamin passen Baumstämme von anderthalb Meter Länge. Die Veranda ist nach Süden ausgerichtet, und in der Garage ist genug Platz für Nakis Ford und meinen Chevrolet Bel Air.
    »So ’ne große Karre mit Panoramascheibe?«
    »Hardtop Sport Sedan, mit einem Sechszylindermotor. Das weiß ich von Serafim. Der merkt sich solche Sachen.«
    »Wer? Oder Moment mal, gibt’s den Wagen noch?«
    »Warum nicht?«
    »Und wer ist Serafim?«
    Ich drehe mich auf den Rücken. Über mir baumelt ein dreieckiger Haltegriff. Wer Serafim ist? Der Mann, der mein Haus gebaut hat, der Monteur, der mein Auto wartet. »Ein Faktotum.«
    »Ist er bei Ihnen angestellt?«
    »Und dann gibt es da noch Naki, mit dem ich durchs Land ziehe, und Isabella, die für uns kocht.«
    »Drei Hausangestellte?«
    »Genau.«
    »Wo haben Sie die Diamanten gefunden? In einer Mine?«
    »Einer Mine? Nein, nein, in Flussbetten. Ich hatte hier in Holland einen Bekannten, der mir davon erzählt hat, noch vor dem Krieg. Wir haben beide in der Schleiferei von Asscher gearbeitet. Brander hieß er, Max Brander. Den Namen müssen Sie sich merken.«
    »Lebt er denn noch?«
    »Der größte Diamantenhändler der Welt. Er ist 1937 nach Brasilien gegangen und wurde da im Schlaf reich … Wann wurden Sie geboren?«
    »1971. Aber Sie können mich ruhig duzen.«
    »Ich war zu jung, um mitzugehen. Drei Jahre später brach der Krieg aus. Es mag vielleicht naiv klingen, aber ich dachte wirklich, dass es nicht lange dauern würde … Meine Mutter hat sich auf den Aufruf hin einfach gemeldet, zusammen mit Landau … Landau glaubt, dass Gott uns nie mehr auferlegt, als wir tragen können. Er sagt, wir sollten unserem Schöpfer für alles dankbar sein. Teilen Sie seine Meinung?«
    »Äh … ich glaube an gar nichts.«
    »Nein.«
    »Aber Sonja. Sie hat ein ganzes Bücherregal voll davon. Über Spiritualität. Sie will auch diese ganzen Sendungen sehen, über Buddhismus und so. Ich schaue lieber Fußball.«
    Ich taste nach der Fernbedienung meines Bettes, lasse es erst hochfahren und dann ruckartig wieder nach unten. Das wiederhole ich ein paar Mal, ohne zu wissen, warum.
    »Sie hatten von Brasilien gesprochen und von den Diamanten, die man da finden kann.«
    »Naki weiß, wo man hinmuss. Ein großes Kind, das ist er, aber ihm habe ich alles zu verdanken. Ein Arbeitstier. Nicht aus der Not heraus oder weil er auf Bewunderung oder Mitleid aus ist. Nein, er tut genau das, was gut für ihn ist: arbeiten, wenn es sein muss, sich ausruhen, wenn das nötig ist. Sprechen Sie mal mit Naki, der kann Ihnen viel mehr erzählen.«
    »Haben Sie denn nie an die Menschen gedacht, die Sie hier in den Niederlanden zurückgelassen haben, als Sie so reich geworden sind?«
    Die Frage trifft mich, ich spüre es oben in der Brust und greife an die Stelle, wo es schmerzt. Ich höre, wie mein Besucher weggeschickt wird. Ein Vorhang wird um mein Bett gezogen. Ich sehe den jungen Mann durch einen Spalt lugen. Seine letzten Worte schweben noch über dem Bett.
    Ich weiß, worauf du aus bist, du Dreckskerl. Namen! Du willst Namen aus mir herauskitzeln. Was für eine Antwort kann ich dir geben, ohne dass ich jemanden verrate?
    »Linda«, flüstere ich, »ich habe immer an Linda gedacht.«
    Ich sehe seinen erstaunten Blick. Gott sei Dank. Er hat keine Ahnung, wer Linda ist.

30
    Um mich herum passiert alles Mögliche, das weiß ich, doch es scheint endlos lange zu dauern, bis ich wirklich da bin. Endlich entdecke ich die Uhr an der Wand, es ist zehn Uhr morgens. Ich bilde mir ein, die Helligkeit und den Geruch wahrzunehmen, die zu dieser Tageszeit gehören.
    Zögerlicher Sonnenschein, Kaffee und Tee.
    Meine Beschwerden melden sich der Reihe nach: Mir ist schlecht, ich habe Kopfschmerzen, und es fühlt sich an, als würde jemand auf mir sitzen und mit seinem ganzen Gewicht auf meine Blase drücken. Ich versuche nicht, nachzuvollziehen, wie es mich hierher verschlagen hat – vermutlich nachdem ich in diesem Restaurant in der Van Woustraat war –, doch mir ist klar, dass ich alles loslassen muss. Alles, was ich mir an diesen Abenden mit Vicky in Belo Horizonte von der Reise nach Holland versprochen habe – die Vorsehung scheint sich

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