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Der blaue Vogel kehrt zurück

Der blaue Vogel kehrt zurück

Titel: Der blaue Vogel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arjan Visser
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erkennen, wohin er unterwegs war: Wenn er nach Hause ging, trödelte er, zur Schul aber rannte er. Ob er wohl glaubte, dass Gott auf seine Eile Wert legte?
    Als Kalf langsam an mir vorbeischlenderte, zischte er etwas von einem Minjan, man hätte mich gebraucht, ich sei ja ein halber Goi geworden, und Landau hätte sich bestimmt für mich geschämt.
    Ich verspürte Ärger, gleichzeitig aber auch Bewunderung für Kalfs Selbstdisziplin. Mir fiel es immer schwerer, so zu tun, als gäbe es den Feind nicht.
    Bei der Brücke über die Amstel sah ich eine Frau, die Enten fütterte. Sie trug einen schwarzen Hut – einem Ofenrohr nicht unähnlich –, und ich fragte mich, wie jemand mit einem geheimen Auftrag eine so auffällige Kopfbedeckung wählen konnte.
    Sie drehte sich zu mir um, nickte und ging los. Beim Daniël Willinkplein bog sie um die Ecke und lief direkt in die Arme einer Frau, die sich auf sie stürzte, als habe sie sie seit Jahren nicht mehr gesehen.
    Ein baumlanger, kahlköpfiger Kerl besah sich die Szene ein wenig verlegen.
    »Ich habe eigentlich keine Zeit«, sagte sie.
    »Oh, aber du musst ganz kurz …« Der Mann wurde ihr vorgestellt. »Das ist Jacob.« Die Frau, die sie getroffen hatte, nickte vom einen zum anderen. »Jacob, Catharina. Catharina, Jacob.«
    Wie auf Kommando kamen aus dem Hauseingang von Nummer 21 drei Kinder herbei. Zwei Mädchen und ein Junge. Auch sie gaben ihr die Hand.
    »Jetzt muss ich aber wirklich los«, hörte ich sie sagen. Sie entfernte sich, halb stolpernd, den Kopf der Gruppe zugewandt, die sie hinter sich ließ. Es schien fast, als würde sie von einem Strom mitgerissen, als hätte sie für einen Augenblick bei dieser Familie Halt gefunden und würde nun allein weitertreiben.
    An der Waalstraat bog das Ofenrohr um die Ecke. Ich beschleunigte meine Schritte, aus Angst, die Frau aus den Augen zu verlieren. Etwa hundert Meter weiter erblickte ich sie wieder. Sie erwartete mich in einem Hauseingang. Als ich mich näherte, fragte sie: »Verzeihen Sie, aber sind Sie zufällig mit Zipper verwandt?«
    »Ja«, sagte ich, »und Sie sind Catharina, aber ich soll Sie Linda nennen, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    Wir kehrten der Stadt den Rücken und spazierten zur Amstel. Sie schlug vor, dass wir uns bei den Händen hielten, damit wir aussahen wie ein beliebiges Pärchen beim Sonntagsspaziergang am Fluss.
    Es gab nicht viel zu besprechen. Geld musste her. Ob ich genughätte? Gut. Und ich müsse den Mund halten können. Sie finde es wichtig, geschäftlich zu bleiben. Sofort war mir klar, dass sie das genaue Gegenteil meinte.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um mich zu küssen, und sagte, das tue sie, um keinen Verdacht zu erregen. Es sei doch unlogisch, wenn schöne junge Menschen wie wir sich nicht umarmten.

36
    »Catharina!«
    Sie lacht noch genauso wie damals.
    »Ich bin Sonja«, sagt sie, »Catharinas Enkelin. Sie tun ja gerade so, als würden Sie mich zum ersten Mal sehen.«
    »Warst du denn öfter da?«
    »Fast jeden Tag. Zum ersten Mal letzte Woche Samstag, zusammen mit meinem Mann Walter, danach allein. Gestern konnte ich nicht kommen, also habe ich ihn gebeten, Sie zu besuchen. Können Sie sich noch daran erinnern, dass Walter da war?«
    Ich sehe ein paar Männerköpfe vor mir, einer von ihnen muss Walter gewesen sein.
    »Groß, dunkles Haar.«
    »Ach ja, der, natürlich kann ich mich erinnern, Walter. Ein netter junger Mann.«
    Ich habe keinen blassen Schimmer.
    »Ehrlich gesagt hatte er erst keine Lust, Sie zu besuchen, doch als er abends nach Hause kam, sagte er, Sie hätten ihm interessante Geschichten erzählt. Ich war froh, dass er sich endlich mal wieder für etwas begeistert. Er ist nämlich schon seit einem Jahr arbeitslos und, na ja, das ist nicht gerade förderlich für die Stimmung zu Hause.«
    »Das tut mir leid, Catharina, aber …«
    »Sonja.«
    »Kannst du mir vielleicht noch mal erzählen, wieso du jetzt hier neben meinem Bett stehst?«
    »Nicolette hat mich letzten Samstag angerufen. Sie arbeitet im Hotel Linda. Sie sagte, Sie hätten sich bei Ihrer Ankunft nach meiner Großmutter erkundigt. Nachdem sie mir die ganze Geschichte erzählt hatte, von Ihrem Unfall und so, und dass Sie hier ganz allein im Krankenhaus liegen, musste ich Sie ja wohl besuchen kommen. Walter meinte zwar, dass uns das nichts angeht, aber ich fand es so romantisch, dass Sie den Ozean überquert haben, um sie zu finden, und jetzt … Hoffentlich stört es Sie nicht, dass

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