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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Barbier vorlegte, und fand sie äußerst kompliziert.
    »Sag, Salman, ist in dieser Summe der Preis des Gemäldes enthalten?«
    »Ja«, antwortete Hassidoff schlicht. Dieses Über-Bord-Werfen überkommener Maßstäbe der Ethik und des Anstandes veranlaßte die Abgeordneten, verständnislos in die Richtung des Vorsitzenden zu blinzeln. Der Herr Ingenieur zögerte selbst lange, bis er zu einer Schlußfolgerung kam:
    »Es steht klar geschrieben: Du sollst einem Ochsen nicht das Maul verbinden, so er da drischt. Das Gemälde muß als Ausgabe betrachtet werden.«
    Gurewitsch gab jedoch nicht nach und suchte den maulkorblosen Ochsen bei den Hörnern zu packen.
    »Sei dem so!« kreischte er. »Aber was hat drei Tage gedauert?«
    »Einen Gummistempel machen dauert so lange«, erklärte das Barbiermitglied des untersuchungsausschusses, aber seine Antwort befriedigte die meisten Kommissionsmitglieder nicht.
    »Warum hast du deine Frau mitgenommen?«
    »Ich mußte sie mitnehmen«, entschuldigte sich Hassidoff. »Es ist schwer für einen Mann, drei Tage allein zu leben.«
    »Egal«, bemerkte Ofer Kisch, »zeig uns den Stempel.«
    »Es gibt keinen Stempel«, antwortete der Bürgermeister de facto schmerzlich und fügte hinzu: »Ich hatte nur für einen Tag Geld mitgenommen, so daß ich nach drei Tagen nicht genug Geld in der Tasche für einen Stempel hatte.«
    »Sehr fein!« Gurewitsch pfiff durch die Zähne. Er war weiß wie die Wand, und seine Nasenflügel bebten. »Morgen fahre ich einen Stempel kaufen!«
    »Unnötig«, bemerkte der Barbier sanft, »auf meinem Weg nach Tel Aviv entdeckte ich, wie wir die Kosten eines Stempels sparen können. Wir ziehen einfach die Steuern der Steuerzahler von dem Geld ab, das ihnen die Tnuva für ihre Kümmelernte zahlen soll.«
    Sein Vorschlag war für den Untersuchungsausschuß zu glänzend, als daß man imstande gewesen wäre, Hassidoffs vergebliche Reise zu mißbilligen. Daher schluckten die Ausschußmitglieder die bittere Pille und verziehen dem Barbier. Aber die Tatsache, daß Frau Hassidoff bei der ganzen Verhandlung mit einem violetten breitkrempigen Hut auf dem Kopf dasaß, über dem eine riesige, regenbogenfarbene Pfauenfeder flatterte - das war etwas, das keines der Mitglieder verwinden konnte.
    An diesem Abend schmückten geheimnisvolle Hände die dritte Wand des Lagerhauses mit folgender Frage:
    W omit kaufte der B arbier seiner F rau einen T ruthahnhut ?
    Gleich am nächsten Tag trug die vierte Wand eine schicksalsschwangere Erwiderung:
    W as liess den B auch der S chuhflickerstochter
    ANSCHWELLEN?
    Die Verlängerung eines Wunders
    Die Nachricht vom Zustand der Schuhflickerstochter breitete sich von den Kreisen um Hermann Spiegel aus. Das Mädchen klagte dem Tierarzt, daß es an gelegentlichen Schwindelanfällen litt. Daher untersuchte er sie sorgfältig und fand sie als das, was sie war. Als der Arzt Dwora mit freudigem Tremolo ihre gesegneten umstände mitteilte, brach sie in eine Tränenflut aus und bat ihn, keinem Menschen etwas zu sagen. Hermann Spiegel beruhigte das gefallene Mädchen und versicherte ihr, daß seine Berufsehre ihn verpflichtete, ihr Geheimnis auf alle Fälle zu wahren, und daß er nicht einmal den Bauern verriet, wenn ihre Kühe guter Hoffnung waren. und die Wahrheit ist, daß Hermann Spiegel keiner Menschenseele etwas von Dworas Zustand sagte, außer natürlich seiner Frau.
    Dulnikker wurde über die jüngste Schlagzeile an der Wand auf eine einzigartige Weise unterrichtet.
    Dank seiner Beschäftigung mit dem Vieh am Busen der Natur war der Schlaf des Staatsmannes seit neuestem unvergleichlich süß und leicht geworden - ein wunderbares Gefühl, dessen er in den dreißig Jahren seit seiner Ernennung zum Regionalsekretär der Partei beraubt gewesen war. Dulnikker bezog großes Vergnügen aus der erfreulichen Veränderung und begann die langen Nachmittagsschläfchen zu genießen. An jenem schwarzen Tag wurde der Versuch des Staatsmannes, sein Nickerchen zu machen, im Keim erstickt. Wie in einem Alptraum sah er plötzlich das Gesicht eines gräßlichen Gespenstes, das ihn an der Gurgel faßte und kräftig schüttelte, wobei es ununterbrochen kreischte: »Dulnikker! Dulnikker!«
    Dulnikker schüttelte sich zitternd, und es gelang ihm, sich zu wecken. Aber das Gesicht des seltsamen Geschöpfes verschwand nicht, denn es zeigte sich unverzüglich, daß es das Gesicht seiner Rechten Hand war, die ihn unter lautem Geschrei auf dem Bett schaukelte. Tatsächlich

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