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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Raketenbasis, wurden wir von der Leitung des Kibbuz brutal unterbrochen. Der Kuhhirt würde dringend im Stall gebraucht, wo ihn zwei Kühe mit geschwollenen Bäuchen erwarteten.
    »Freunde«, beschwor ich das Kibbuzsekretariat, »laßt ihm doch wenigstens Zeit für einen ehrenvollen Abgang.«
    Ungern erfüllte man meine Bitte, Eine der in Tanger so seltenen Giftschlangen biß meinen einzigen Überlebenden ins Bein. Ich selbst, als UN-Beobachter verkleidet, gab ihm das letzte Geleit in der Wüste. Außer mir nahm nur noch der Kibbuzkoch, der zufällig einen freien Tag hatte, am Begräbnis teil.
    Im Synchronraum mischte ich noch ein paar Kanonensalven dazu, auf dem Hügel oben stand Grischkas Geist habtacht, denn der Kindergarten hatte die Feier aufs Wochenende verschoben, und hoch in den Lüften kreiste ein schaurig krächzender Geier.
    Ich änderte den Titel des Films in »Das Geisterkommando«. Die Kritiker, die ich zu einer ersten Vorführung einlud, weinten den ganzen Film hindurch und überschlugen sich danach in Lobeshymnen. Daß kein einziger Mann das Ziel erreichte, daß alle Helden grausam getötet wurden, meinten die Filmhistoriker, hätte dem Film zu einer symbolischen Aussage verhelfen und ihn zu einem bewegenden menschlichen Dokument gemacht.
    Wie gesagt, ein Glück, daß der Herr nicht ins Kino geht.

    Cherchez la femme«, sagen die Modezaren und tatsächlich, was hätten sie ohne Adams Rippe angefangen. Oder ohne die Möglichkeit, Evas unbekleidete Rippe als Blickfang zu benutzen. Das gilt natürlich ebenso für die Kosmetikproduzenten und die Schuhfabrikanten. Erfahrungsgemäß sterben alle Frauen gleich gern für Schuhe, die in der Farbe zu ihrer Tasche passen. Manchmal sterben auch die Männer. Ungern.

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DER HERR HAT DEN SCHUHLÖFFEL BEREITS ABGEGEBEN
    Die Menschenschlange vor der Bushaltestelle reicht bis zum Schaufenster eines Schuhgeschäfts. Ein junges Paar steht vor der Auslage. Die Frau betrachtet die Schuhe, der Blick ihres Gatten verliert sich irgendwo im blauen Nichts.
    »Wie gefallen dir diese hübschen grünen dort«, sagt sie. »Die Farbe würde genau zu meiner neuen Handtasche passen, aber die Stöckel sind zu niedrig, und ich würde mir zu klein vorkommen, schau, diese roten dort drüben wären nicht schlecht, es ist nur schade, daß die Schnalle auf der Seite ist, außerdem gefallen mir diese schwarzen dort drüben viel besser, obwohl sie aus Wildleder sind, und Wildleder wirkt nach kurzer Zeit so schäbig, daß man sich nicht mehr unter die Leute trauen kann, aber dieses gelbe Paar da drüben mit dem grauen Futter würde mir doch gut passen, wenngleich ich wetten könnte, daß sie sie nicht in meiner Größe haben, ich werde es nie verstehen, warum sie diese hübschen Schuhe nie in den kleinen Größen anfertigen, aber schau, diese blauen da drüben, die wären genau das Richtige, das ist genau die Farbe von meinem neuen Kaschmirkostüm, aber ich kann diese hohe Verschnürung nicht leiden, das rutscht beim Gehen immer herunter, darum werde ich mich für diese lila Schuhe mit der Kreppsohle entscheiden, obwohl Kreppsohlen in der Hitze nicht angenehm zu tragen sind, schade, diese braunen dort in der linken Ecke dürften aus Lack sein, wenn man damit in den Regen kommt, bleiben scheußliche Flecken, und die silbernen da rechts oben sind besonders lieb, aber die haben so Löcher auf der Seite, und da bekommt man immer Sand in die Schuhe und kleine Kieselsteine, und diese türkisen da drüben sind auch nicht gut, weil sie zu flache Absätze haben, überhaupt mag ich mehr Schuhe, die weniger auffällig sind, wie diese kanariengelben dort, die wären bezaubernd, aber die Lasche hier stört mich, ich versteh' nicht, warum die Schuherzeuger nicht ein bißchen mehr Geschmack entwickeln können, das einzige, was sie interessiert, ist Geld, und diese weißen da wären auch nicht schlecht, nur ist weiß furchtbar empfindlich und schwer sauber zu halten, und dieses kreidige Zeug, das man darüber schmiert, das färbt immer auf die Strümpfe ab, und diese giftgrünen da wären wunderbar, aber ich habe gehört, daß die spitzen Modelle nicht mehr >in< sind, und überhaupt trägt man demnächst Schuhe ganz ohne Verzierungen, und hinten kommt irgendein Gummiband hinein, damit man sie beim Gehen nicht verliert, so wie diese hellblauen dort drüben, aber ich vertrage den Gummi nicht, und die da mit dem orangefarbenen Knopf sehen ja ganz gut aus, aber die werden nicht

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