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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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zusammen mit allen Kindern aus der Nachbarschaft Jagd auf etwas machen wollte, alle kamen aus ihren jeweiligen Haustüren herausgeschossen, preschten die Straße hoch und hatten Kleingeld in den Händen, und ohne groß zu überlegen, sagte Sylvanshine: »Es mag seltsam klingen, aber hört einer von Ihnen –?«
    »Mister Squishee«, unterbrach ihn der Mann rechts von ihm in einem Bariton, der nicht zu seinem Körper passte. »Vierzehn Transporter einer Mister-Squishee-S-Corporation aus East Peoria für den Vertrieb von Eiskonfekt auf ambulanten Routen, die zusammen mit Büroeinrichtung, Außenständen und Aktienbesitz von vier von sieben Familienmitgliedern gepfändet wurden, die Anteile an einer von unserem Regionalanwalt dem Siebten Bezirksgericht gegenüber erfolgreich als solche eingestuften privaten S-Corporation hielten«, sagte Bondurant. »Verärgerte Angestellte, gefälschte Abschreibungspläne für alles von Tiefkühlern bis hin zu Transportern wie dem hier –«
    »Pfändung wegen drohenden Vermögensverlusts«, sagte Sylvanshine, hauptsächlich um zu zeigen, dass er den Fachjargon draufhatte. Der Platz direkt vor Sylvanshine war leer und erlaubte den Blick auf den gefurchten und fleischigen Nacken des Mannes noch einen Platz weiter vorn, dessen Kopf von einem zurückgeschobenen Buschhut bedeckt war, der Entspanntheit und Zwanglosigkeit signalisierte.
    »Das hier ist ein Eisverkäufer?«
    »Hebt die Stimmung, was? Als würde die Lackierung irgendwem verbergen, dass die Elite der hiesigen Zweigstelle in etwas zurückfährt, das früher Nutty Buddies verkauft hat und von einem Typ in einem großen ausgebeulten weißen Kostüm und einem Wabbelgesicht gefahren wurde, der an Pudding erinnern sollte.«
    »Der Fahrer hat den schon für Mister Squishee gefahren.«
    »Deshalb fahren wir so langsam.«
    »Der schafft höchsten neunzig; schauen Sie sich doch mal um, was sich da schon alles hinter uns staut und aufblendet.«
    Der kleinere, rosigere Mann, Britton, hatte ein rundes und flaumiges Gesicht. Er war in den Dreißigern, und es ließ sich nicht sagen, ob er sich rasierte. Das Seltsame war, dass Sylvanshine seine Kindheit in King of Prussia in einer am Reißbrett entworfenen Wohnsiedlung mit Bodenschwellen verbracht hatte, und die Nachbarschaftsvereinigung hatte Straßenhandel aller Art, besonders aber mit Dampfpfeifen, untersagt – Sylvanshine war in seinem Leben noch nie hinter einem Eiswagen hergerannt.
    »Der Fahrer ist noch vertraglich gebunden – die Pfändung war erst letztes Quartal, die DD findet, die Margen einer Weiterbeschäftigung von Transportern und Fahrern durch den Service seien infolge der Länge der Verpflichtung viel höher als die potenziellen Erlöse einer Versteigerung, und deshalb fährt alles unter GS -11 jetzt in Mister-Squishee-Transportern«, sagte Bondurant. Seine Hand bewegte sich beim Sprechen mit dem Kinn, was Sylvanshine seltsam und falsch vorkam.
    »Die Madam denkt von hier bis zur Nasenspitze.«
    »Katastrophal für die Moral. Ganz zu schweigen vom PR -Debakel, wenn Kids und Eltern Transporter sehen, die sie mit Unschuld und köstlichen Karamellkrokant-Push-ups assoziieren und die jetzt gepfändet und vom Service verschleppt worden sind. Inklusive Überwachung.«
    »Wir observieren in diesen Transportern, ob man’s glaubt oder nicht.«
    »Man wirft förmlich mit Steinen nach uns.«
    »Mister Squishee.«
    »Die Musik ist in manchen noch schlimmer; in einigen Transportern ertönt jedes Mal so ein Fetzen, wenn man schaltet.«
    Sie fuhren wieder an einem Verkehrsschild vorbei, diesmal rechts, aber Sylvanshine konnte es lesen: IST IHRE FARM SICHER FÜR DEN FRÜHLING ?
    Bondurant, hundemüde von zwei Tagen auf einem Klappstuhl, sah auf ein fünf Hektar großes Maisfeld hinaus, ohne wirklich etwas zu sehen – die Maisstoppeln wurden erst untergepflügt, wenn sie die Felder für die Aussaat im April eggten, statt sie schon im Herbst unterzupflügen, damit sie den Winter über verrotten und den Boden düngen konnten, aber mit Organophosphatdüngern und so, nahm Bondurant an, lohnten sich die zwei Pflügetage im Herbst nicht, außerdem gab es da einen Grund, den Higgs’ Daddy ihm mal erklärt, den er aber wieder vergessen hatte; irgendwie war es gut, wenn der Boden im Winter von Ackerschollen bedeckt war, die schützten ihn irgendwie –, und ohne dass es ihm richtig bewusst geworden wäre, erinnerte ihn das Stoppelfeld an die Achselhöhlen eines Mädchens, das sich nur selten die

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