Der bleiche König: Roman (German Edition)
Achselhöhlen rasierte, und ohne dass ihm die Verbindung zwischen dem draußen vorbeiziehenden Feld, das im Fenster jetzt von einem Wildeichengrüppchen abgelöst wurde, und den Achselhöhlen eines Mädchens bewusst geworden wäre, schweifte er in Gedanken zu Cheryl Ann Higgs ab, heute Cheryl Ann Standish, Mitarbeiterin für Datenerfassung bei American Twine und geschiedene Mutter zweier Kinder, die in einem doppelbreiten Trailer lebte, für dessen versuchtes Abfackeln ihr Ex anscheinend verhaftet worden war, kurz nachdem Bondurant als GS -9 bei CID angefangen hatte, und die beim Abschlussball an der Peoria Central Catholic ’71 seine Partnerin gewesen war, als sie es beide in den Hofstaat des Balls geschafft hatten und Bondurant sogar drittplatzierter Anwärter auf den Königsrang gewesen war, einen taubenblauen Smoking und geliehene Schuhe getragen hatte, die ihm zu klein gewesen waren, und dann hatte sie nachts nicht mal mit ihm gevögelt, als nach dem Ball alle anderen der Reihe nach von ihren Partnerinnen in dem schwarzgoldenen Chrysler New Yorker gevögelt worden waren, den sie für die eine Nacht vom Daddy des Shortstops bei Hertz geliehen und mit Hobbyflecken zurückgegeben hatten, sodass der Shortstop den Sommer über am Hertz-Schalter des Flughafens die professionelle Autopflege des New Yorkers abstottern musste. Danny Dingsda, sein Vater war bald darauf gestorben, aber deswegen konnte er im Sommer nicht Legion-Baseball spielen, konnte im Wortsinn nicht am Ball bleiben, schaffte es an der NIU kaum in die Baseballmannschaft, verlor sein Stipendium, und weiß der Geier, was aus ihm noch alles geworden war, aber die Flecken stammten trotz Bondurants Drängens nicht von Cheryl Ann Higgs und ihm. Die Flasche Schnaps hatte er nicht eingesetzt, denn wenn er sie betrunken nach Hause gebracht hätte, hätte ihr Vater entweder ihn umgebracht oder ihr Hausarrest aufgebrummt. Bondurants größter Tag im Leben war im zweiten Studienjahr gewesen, am 18. Mai 1973, als ihm als Pinch Hitter im letzten Heimspiel in Bradley ein Dreier gelungen war, sodass Oznowiez punkten konnte, der spätere AAA -Fänger, der SIU -Edwardsville schlug und Bradley in die Missouri-Valley-Play-offs brachte, die sie zwar verloren, aber trotzdem vergeht noch heute kaum ein Tag am Schreibtisch, an dem er nicht mit den Klemmbrettern im Schoß die Füße hochlegt, den Ballon des SIU -Gleitballs vor sich hängen sieht, das vibrationsfreie Fump spürt, mit dem er auf das Fleisch des Schlägers trifft, und das Nachklingen hört, mit dem der vibrierende Aluminiumschläger zu Boden fällt, während der Ball vom Zaunpfosten im linken Außenfeld an der Foullinie abprallt, dann noch mal vom anderen Zaun an der Foullinie wegspringt, und er könnte schwören, dass er beide Zäune von der Wucht des Aufpralls sirren gehört hat, weil er den Ball so hart geschlagen hat, dass er das bis in alle Ewigkeit spüren wird, aber nicht annähernd so gut kann er heraufbeschwören, wie sich Cheryl Ann Higgs anfühlte, als er in sie glitt, auf der Decke am Teich hinter der Tribüne am Rand der Weide der kleinen Molkerei, die Mr Higgs und einer seiner zahllosen Brüder betrieben, aber dafür erinnert er sich daran, was sie beide anhatten, und an den Geruch der neuen Algen im Teich nahe dem Abflussrohr, dessen Plätschern fast wie ein Bach klang, und an den Ausdruck in Cheryl Ann Higgs’ Gesicht, als sie sich in Haltung und Rückenlage fügte und Bondurant wusste, dass er es gedeichselt hatte, wie man so sagt, ihr aber nicht in die Augen sah, weil der Ausdruck in Cheryl Anns Augen, den Tom Bondurant, ohne je wieder daran zu denken, nie vergessen hat, von einer leeren, endgültigen Traurigkeit war, weniger der eines Fasans im Maul eines Jagdhunds als der eines Menschen, der im Begriff ist, in etwas zu investieren, und schon im Voraus weiß, dass er nie eine angemessene Rendite erhalten wird. Im Jahr darauf waren sie in so eine verrückt-besessene Liebesspirale geraten, hatten sich getrennt, es ohneeinander aber nicht ausgehalten, bis sie es dann irgendwann doch ausgehalten hatte, und mehr schrieb sie nicht.
Der kleine hellrosa CID -Agent Britton hatte Sylvanshine ohne Räuspern oder Überleitung gefragt, woran er gerade denke, was Sylvanshine grotesk und fast schon obszön unangebracht und zudringlich vorkam, als würde man gefragt, wie die eigene Frau nackt aussähe oder wie die eigenen Körperfunktionen im Badezimmer röchen, aber das konnte er natürlich unmöglich laut
Weitere Kostenlose Bücher