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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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sagen, zumal seine Arbeit hier darin bestehen würde, gute Beziehungen zu pflegen und für ordentliche Kommunikationsverbindungen zu sorgen, deren sich Merrill Lehrl nach seiner Ankunft bedienen konnte – für Merrill Lehrl zu vermitteln und gleichzeitig Informationen über möglichst viele Aspekte und Probleme der Prüfung von Steuererklärungen zu sammeln, da es diverse schwierige und heikle Entscheidungen zu treffen galt, Entscheidungen, deren Reichweite weit über diese Provinzzweigstelle hinausging und die in jedem Fall schmerzhaft sein würden. Sylvanshine drehte sich ein Stück, aber nicht ganz (oranges Aufblitzen im linken Schulterblatt) nach rechts, um Gary Britton wenigstens ins linke Auge zu sehen, merkte, dass er Britton und alle anderen im Bus mit Ausnahme Bondurants emotional oder ethisch nicht »einordnen« konnte, und Bondurant hing einer Art wehmütigen Erinnerung nach und kultivierte die Wehmut, ließ sich hineinsinken wie in ein warmes Bad. Wenn ein großes Fahrzeug in Gegenrichtung vorbeikam, glühte das große Rechteck der Windschutzscheibe weiß auf, und das Wasser, gegen das die Scheibenwischer mächtig ankämpften, verschleierte die Sicht. Britton schien Sylvanshine eher auf das rechte Auge als ins Auge zu sehen. (Im selben Augenblick ging Thomas Bondurant durch den oft eher tornadischen Kopf, als er aus dem Fenster, eigentlich aber mehr auf seine Erinnerung zurücksah, dass man aus einem Fenster sehen konnte und in ein Fenster, während im Fenster ein goldener Pferdeschwanz und eine cremefarbene Schulter vorbeizuckten, durch ein Fenster [fast wie aus] oder sogar auf ein Fenster, wenn man nämlich die Durchsichtigkeit und Sauberkeit der Scheibe begutachtete.) Der Blick wirkte gleichwohl erwartungsvoll, und über dem leeren Magen und dem eingeklemmten Nerv im Schlüsselbein spürte Sylvanshine wieder, wie undurchsichtig die Gesamtstimmung im Bus war und wie anders als die entsetzensschwangere Anspannung der hundertsiebzig Agenten in Philadelphia 0104 oder die manische Lähmung des Dutzends im winzigen Rome 408. Seine eigene Laune, eine komplexe Kombination von Zielmüdigkeit und Vorfurcht, die man am Ende nicht einer Reise, sondern eines Umzugs empfindet, ergänzte weder die Stimmung im ehemaligen Squishee-Transporter noch die des kultivierten wehmütigen älteren Agenten zu seiner Linken oder die menschliche Leerstelle, die ihm eine zudringliche Frage gestellt hatte, deren wahrheitsgemäße Beantwortung die Legitimität der Zudringlichkeit konzediert und Sylvanshine in eine PR -Zwickmühle gebracht hätte, bevor er seine Dienststelle auch nur erreicht hatte, was ihm einen Augenblick lang entsetzlich unfair vorkam und ihn fast in Selbstmitleid ertränkte, was als Gefühl vielleicht nicht ganz so finster wie die Schwinge der Verzweiflung war, aber doch karminrot gefärbt von einer Missgunst, die zugleich besser und schlechter als normaler Ärger war, weil sie keinen konkreten Gegenstand hatte. Er konnte niemandem einen speziellen Vorwurf machen; etwas in Gary oder Gerry Brittons Äußerem machte deutlich, dass die Frage ein unausweichlicher Auswuchs seines Charakters war, den man ihm so wenig vorwerfen konnte, wie man einer Ameise vorwerfen kann, dass sie einem beim Picknick durch den Kartoffelsalat krabbelt – Kreaturen taten nun einmal, was sie taten.

§ 8
    Unter dem jeden Mai über dem äußeren Highway aufgestellten Verkehrsschild IST IHRE FARM SICHER FÜR DEN FRÜHLING? und durch die Nordeinfahrt mit dem unleserlichen Namen und den Schildern zum Hausieren und Schritttempo hindurch, die die universellen Piktogramme spielender Kinder zeigten, den Asphaltspießrutenlauf an den doppelbreiten Ausstellungsstücken und dem Rottweiler vorbei, der am Kettenende in rasenden Spasmen ins Nichts fickte, vorbei an dem aus dem Kochnischenfenster des Trailers dringenden Brutzeln an der Haarnadelkurve rechts und dann scharf links über die Bremsschwelle ins dichte Gehölz, das noch nicht für die neuen normalbreiten Trailer gerodet war, entlang der Geräusche trocken knackender Dinge und des Käferzirpens im Gehölzmulm, der zwei Flaschen und der bunten, auf den Maulbeerzweig gespießten Plastikverpackung, wo durch die sich verschiebende Parallaxe der Jungbaumzweige dann Abschnitte von Trailern an den helikoidalen Straßen und Wegen des Nordparks zu sehen waren, die auch zu dem Riffelblechtrailer führten, dessen Besitzer, wie es hieß, seine Familie verlassen hatte, später aber mit einem Gewehr

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