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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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zurückgekehrt war und alle umgebracht hatte, als sie gerade Polizeibericht sahen, der mit der aufgerissenen verlassenen Fünfmeterhälfte, die vom Gehölzrand überwuchert wurde, wo die Jungen und ihre Mädchen auf den Pritschen seltsam agnatische Formen bildeten und bunte aufgerissene Verpackungen liegen ließen, bis ein Defekt an einem Herd die Gasleitung in die Luft jagte und die Südwand des Trailers in einem großen labialen Riss aufplatzen ließ, der das ausgeschlachtete Innere des Trailers vom Gehölzrand aus sichtbar machte für die Vielzahl der Augen, wenn Nadeln und Zweige eines langen Winters unter einer Vielzahl von Schuhen widerlich knackten, wo das Gehölz hinter dem Ende einer unbebauten Sackgasse tangential verlief und wo sie jetzt in der Dämmerung hingehen, um zuzusehen, wie der geparkte Wagen auf seinen Federn schwingt. Die Scheiben sind fast bis zur Undurchsichtigkeit beschlagen, und das Fahrgestell ist so lebendig, dass es sich zu bewegen scheint, ohne wegzufahren, ein bootsgroßes Auto, dessen Verstrebungen und Stoßdämpfer quietschen und dessen Ruckeln einen richtigen Rhythmus nur knapp verfehlt. Die Vögel in der Abenddämmerung, die Gerüche nach umgestürzten Kiefern und dem Zimtkaugummi einer Jüngeren. Das Schaukeln erinnert an ein Auto, das über eine schlechte Straße rast, wodurch der stehende Buick etwas Traumartiges bekommt, für die Blicke der am erhöhten Gehölzrand hockenden Mädchen mit etwas wie Romantik oder Tod befrachtet wird, Dryaden mit noch weiter geöffneten ernsten Augen, die auf das gelegentliche Auftauchen blasser Gliedmaßen hinter einem Fenster warten (einmal stemmte sich ein bloßer und selbst zitternder Fuß gegen die Scheibe), jeden Abend in der Woche vor dem eigentlichen Frühlingsanfang schieben sie sich schrittweise näher und tiefer, stiften sich lautlos gegenseitig an, an das schwingende Auto heranzutreten und hineinzuschauen, und die Einzige, die sich schließlich traut, sieht nur ihre eigenen gespiegelten Augen, als drinnen ein Schrei ertönt, den sie nur zu gut kennt und der sie hinter der Pappwand des Trailers jede Nacht wieder weckt.
     
    In den Gipshügeln im Norden gab es Waldbrände, der Rauch hing in der Luft und stank salzig; dann verschwanden die Zinnohrringe ohne Klage oder auch nur Erwähnung. Dann eine ganze Nacht weg, zwei. Das Kind als Mutter der Frau. Das waren Omen und Vorzeichen: Toni Ware und ihre Mutter wieder in endloser Nacht unterwegs. Routen auf Landkarten, die, wenn man sie mit dem Finger nachfuhr, keine sinnvolle Form oder Figur ergaben.
    Vom Trailerpark aus hatten die Hügel nachts ein schmutzig oranges Glühen, und das Knallen, mit dem die lebenden Bäume in der Feuersbrunst platzten, war ebenso weithin zu hören wie die Flugzeuge, die sich oben durch die wabernde Luft pflügten und dicke Talkumzungen abwarfen. In manchen Nächten regnete es feine Asche, die zu Ruß wurde, wenn man mit ihr in Berührung kam, und alle Seelen in geschlossenen Räumen hielt, sodass hinter allen Trailerfenstern der Siedlung das Unterwasserleuchten der Fernseher zu sehen war, und wenn viele auf dieselben Sendungen eingestellt waren, hörte das Mädchen deren Tonspuren so klar durch die Asche, als hätten auch sie noch einen Fernseher. Der war vor dem letzten Umzug kommentarlos verschwunden. Das Omen vom letzten Mal.
    Die Jungen vom Trailerpark hatten breitkrempige zerknitterte Hüte und Lederkrawatten, manche trugen türkise, und einer von ihnen half ihr beim Reinigen des Toilettentanks und forderte dann, ihn als Belohnung zu fellieren, woraufhin sie ihm verklickerte, wenn etwas aus seiner Hose käme, würde es nicht dorthin zurückkehren. Kein Junge von ihrer Größe hatte ihr mehr zugesetzt, seit die beiden in Houston ihr was in die Limo geschüttet hatten, wodurch sie seitwärts durch die Luft schwebten und sie sich nicht wehren konnte und nur dalag und in den Himmel sah, während sie sich in der Ferne an ihr zu schaffen machten.
    Bei Sonnenuntergang hatten der Norden und der Westen dann dieselbe Farbe. In sternklaren Nächten konnte sie auf dem Plastikkasten sitzen, der ihnen als Eingangsabsatz diente, und im Glimmerlicht des Nachthimmels lesen. Die Fliegengittertür hatte kein Gitter mehr, war aber immer noch eine Fliegengittertür, was ihr zu denken gab. Im Ruß auf der Herdplatte in der Kochnische konnte sie mit dem Finger malen. Im Brandorange bis zum abnehmenden Zwielicht im Geruch der Kreosotbüsche, deren Flackern vom schneidenden

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