Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus
ist eine lange Reihe von Schritten den Berg des Verständnisses hinauf, und wenn wir einen der früheren Schritte auslassen, können wir leider die späteren nicht tun.
Bisher haben wir die Möglichkeit einer breiten Fächerung weiblicher Präferenzen angenommen, von Weibchen mit einem Geschmack für langschwänzige Männchen bis hin zu Weibchen mit dem umgekehrten Geschmack für Männchen mit einem kurzen Schwanz. Wenn wir aber tatsächlich unter den Weibchen einer bestimmten Population eine Meinungsumfrage vornähmen, so fänden wir wahrscheinlich heraus, daß eine Mehrheit von Weibchen denselben allgemeinen Geschmack in bezug auf Männchen gemeinsam hat. Wir können die Spannweite des weiblichen Geschmacks in der Population in derselben Einheit ausdrücken, in der wir auch die Spannweite der männlichen Schwanzlänge ausdrücken - in Zentimetern. Und wir können die durchschnittliche weibliche Präferenz in derselben Einheit, in Zentimetern, ausdrücken. Es könnte sich herausstellen, daß die durchschnittliche weibliche Präferenz genau gleich der durchschnittlichen männlichen Schwanzlänge ist, nämlich sieben bis acht Zentimeter. In diesem Fall wäre die Weibchenwahl keine evolutionäre Kraft, die die männliche Schwanzlänge zu ändern sucht. Oder es könnte sich herausstellen, daß die durchschnittliche weibliche Präferenz einer Schwanzlänge gilt, die eher etwas länger ist als der gegenwärtig existierende durchschnittliche Schwanz, sagen wir etwa zehn statt sieben bis acht Zentimeter. Lassen wir für einen Moment die Frage offen, warum eine solche Diskrepanz bestehen könnte, akzeptieren wir einfach, daß sie besteht, und stellen wir die nächste offensichtliche Frage. Warum, wenn die meisten Weibchen Männchen mit zehn Zentimeter langen Schwänzen bevorzugen, hat die Mehrheit der Männchen tatsächlich Schwänze mit der Länge von sieben bis acht Zentimetern? Warum verschiebt sich die durchschnittliche Schwanzlänge in der Population unter dem Einfluß der weiblichen sexuellen Auslese nicht zu zehn Zentimetern hin? Wie kann es zwischen dem Durchschnitt der bevorzugten Schwanzlänge und der tatsächlichen durchschnittlichen Schwanzlänge einen Unterschied von etwa 2,5 Zentimetern geben?
Die Antwort lautet, daß der Geschmack der Weibchen nicht die einzige Art von Selektion ist, die für die männliche Schwanzlänge bestimmend ist. Schwänze haben beim Fliegen eine wichtige Aufgabe zu erledigen, und ein Schwanz, der entweder zu lang oder zu kurz ist, wird die Flugfähigkeit herabsetzen. Darüber hinaus kostet das Herumtragen eines langen Schwanzes mehr Energie, und zuvor hat es auch mehr Energie gekostet, ihn herzustellen. Männchen mit zehn Zentimeter langen Schwänzen könnten sehr wohl die weibliche Gunst gewinnen, aber der Preis, den die Männchen zahlen würden, wären weniger effizienter Flug, höhere Energiekosten und größere Anfälligkeit gegenüber Räubern. Wir können formulieren, daß es ein nützliches Optimum der Schwanzlänge gibt, unterschieden vom sexuell ausgelesenen Optimum: eine vom Standpunkt gewöhnlicher nützlicher Kriterien aus betrachtet ideale Schwanzlänge, eine Schwanzlänge, die von allen anderen Standpunkten aus ideal ist, außer daß sie keine Weibchen anlockt.
Sollten wir erwarten, daß die wirkliche durchschnittliche Schwanzlänge der Männchen, in unserem hypothetischen Beispiel sieben bis acht Zentimeter, genau dem utilitaristischen Optimum entspricht? Nein, wir sollten erwarten, daß das nützliche Optimum geringer ist, sagen wir etwa fünf Zentimeter. Und zwar deshalb, weil die tatsächliche durchschnittliche Schwanzlänge von sieben bis acht Zentimetern das Resultat eines Kompromisses ist zwischen der utilitaristischen Auslese, die die Schwänze kürzer werden läßt, und der sexuellen Auslese, die zu längeren Schwänzen führt. Wenn es nicht nötig wäre, die Weibchen anzulocken, so würde die durchschnittliche Schwanzlänge vermutlich auf fünf Zentimeter schrumpfen. Umgekehrt würde, wenn keine Notwendigkeit bestünde, sich über Flugleistung und Energiekosten Sorgen zu machen, die durchschnittliche Schwanzlänge auf zehn Zentimeter hochschnellen. Der Durchschnitt von sieben zu acht Zentimetern, den wir tatsächlich vorfinden, stellt einen Kompromiß dar.
Wir ließen die Frage beiseite, warum die Weibchen einen Schwanz bevorzugen sollten, dessen Länge von dem nützlichen Optimum abwich. Auf den ersten Blick scheint der Gedanke töricht. Modebewußte
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