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Der Blinde von Sevilla

Der Blinde von Sevilla

Titel: Der Blinde von Sevilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Falcón. »Wenn Lucena der Mörder wäre, müsste er in der Wohnung gewesen sein, um sie beim Sex mit Raúl Jiménez zu filmen, wie in dem Film gesehen. Das Mädchen wurde um 1.03 Uhr beim Verlassen des Gebäudes gefilmt und war um halb zwei wieder auf der Alameda. Um diese Zeit war Basilio Lucena aber noch mit Señora Jiménez im Hotel Colón. Ich habe mir die zeitlichen Abläufe vorgenommen, um zu sehen, ob es trotzdem möglich wäre, aber es ist sehr unwahrscheinlich.«
    »Nun, das war ja beinahe aufregend«, sagte Calderón. »Wann hat Lucena das Haus verlassen?«
    »Darüber haben wir keine Unterlagen«, sagte Falcón. »Er sagt, er wäre am Morgen zusammen mit Marciano Ruíz aufgebrochen.«
    »Warum ist das nicht festgehalten worden?«
    »Das Kabel der Überwachungskamera in der Tiefgarage ist durchgeschnitten worden«, sagte Ramírez, was auch für Falcón neu war. »Laut Policía Científica mit einer Kneifzange.«
    »Sie meinen also, dass er so hereingekommen ist?«, fragte Calderón in dem Bemühen, zu den interessanteren Informationen vorzudringen.
    »Es war auf jeden Fall sein Weg hinaus«, sagte Falcón. »Aber er musste nicht nur ungesehen ins Haus, sondern auch in die Wohnung gelangen. Raúl Jiménez war ein Sicherheitsfanatiker. Er hat seine Tür immer fünf Mal abgeschlossen – das hat auch die Prostituierte bestätigt, die ihn hat abschließen hören, als sie auf den Fahrstuhl gewartet hat.«
    »Und wie ist der Mörder hereingekommen?«
    Falcón erläuterte seine Theorie über die Hebebühne auf dem LKW der Umzugsfirma, und Calderón spielte sie in seinem Kopf durch.
    »Er gelangt also in die erwiesenermaßen leere Wohnung, versteckt sich trotzdem zwölf Stunden und bringt sogar seine Videokamera mit, um Raúl Jiménez mit einer Hure zu filmen? Das klingt nicht …«
    »Wenn es so war, war es meiner Ansicht nach nicht geplant«, sagte Falcón. »Ich glaube, dass er das in einem Moment der Arroganz getan hat. Er wollte uns zeigen, dass er die ganze Zeit dort war. Wenn er sie nicht gefilmt hätte, wüssten wir viel weniger. Wir würden unsere Zeit wahrscheinlich noch immer mit Basilio Lucena vergeuden. Deshalb sollten wir dem Mörder für diesen kleinen Schnitzer und den zurückgelassenen Lumpen mit Chloroform dankbar sein, denn mit jedem dieser Fehler erzählt er uns etwas über sich selbst.«
    »Dass er ein Amateur ist«, sagte Calderón.
    »Aber ein Amateur mit Nerven«, sagte Falcón. »Er geht gern Risiken ein und liebt es zu provozieren.«
    »Ein Psychopath?«
    »Zwanghaft und verspielt«, erwiderte Falcón. »Und er hat nicht viel zu verlieren.«
    »Außerdem verfügt er über chirurgische Erfahrung«, sagte Ramírez.
    Falcón breitete die zweite Theorie aus, in der Eloisa Gómez ihren Liebhaber oder kriminellen Freund hereingelassen hatte, damit der Raúl Jiménez ermorden konnte.
    »Es wurde nichts gestohlen«, berichtete Ramírez. »Die Wohnung war praktisch leer. Der einzige Grund, dort einzudringen, war die Ermordung von Raúl Jiménez.«
    »Wie hat sie sich im Verhör gehalten?«
    »Sie hat sich bis zum Schluss taff gegeben«, sagte Ramírez.
    »Aber Sie werden sie sich noch einmal vornehmen, oder?«, fragte Calderón.
    In die Stille, die auf ihr Nicken folgte, berichtete Falcón Calderón kurz von seinem Gespräch mit Lobo über das Ausmaß der Korruption im Zusammenhang mit der Expo ’92 und Raúl Jiménez’ Verwicklung darin. Er erwähnte auch die Warnung, die der Comisario ihm gegeben hatte.
    »Wenn es einen Zusammenhang zwischen den Korruptionsfällen und diesem Mord gibt, muss ich auch offen darüber sprechen können«, sagte Calderón mit flammendem Blick, plötzlich ganz der nach Gerechtigkeit strebende Staatsanwalt.
    »Das können Sie natürlich auch«, sagte Falcón. »Aber es gibt da ein paar sensible Bereiche und wichtige Persönlichkeiten, denen diese Verbindungen missfallen könnten, selbst wenn sie sauber sind. Sie erinnern sich doch noch, wer von Ihrer Seite auf den Fotos zu sehen war: Bellido und Spinola, um nur zwei zu nennen.«
    »Das Ganze ist sowieso zehn Jahre her«, sagte Calderón mit unmittelbar gedämpftem Idealismus.
    »Das ist nicht zu lange, um einen Groll zu hegen.« Falcón berichtete von seinem Gespräch mit Consuelo Jiménez und übergab Calderón den Ausdruck des Adressbuchs, wobei er auch erwähnte, dass der Mörder Raúl Jiménez’ Handy gestohlen hatte. Calderón fuhr mit dem Finger die Liste der Namen entlang. »Sie wollen also sagen«,

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