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Der Blinde von Sevilla

Der Blinde von Sevilla

Titel: Der Blinde von Sevilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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«, sagte Falcón. Karfreitag.
    Ramírez bog auf den Parkplatz hinter der Jefatura.
    »Und das Motiv?«, fragte er. »Warum nehmen Sie die Hexe aus dem Fokus?«
    »Die Hexe?«
    »Die Jungs, mit denen ich gesprochen habe, waren froh, von Consuelo Jiménez wegzukommen; die hatten kein einziges gutes Wort über sie persönlich zu sagen, aber was das Geschäftliche betraf, hielten sie sie für fantastisch.«
    »Und das ist ungewöhnlich in Sevilla?«, fragte Falcón.
    »Jedenfalls für die Frau eines reichen Mannes. Die machen sich normalerweise nicht die Hände schmutzig, sondern reden bloß mit Marqués y Marquesa de No Sé Que. Aber Señora Jiménez hat offenbar alles gemacht.«
    »Zum Beispiel?«
    »Sie hat Salat gewaschen, Gemüse geschnitten, revueltos gekocht, gekellnert, sie ist auf den Markt gegangen, hat die Gehälter ausbezahlt, die Bücher geführt und auch die Begrüßung und das Gespräch mit den Gästen übernommen.«
    »Und was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie hat das Geschäft geliebt. Hat es zu ihrem Geschäft gemacht. Der neue Laden, den sie in La Macarena eröffnet haben, war ihre Idee. Sie hat alle Entwürfe gezeichnet, die Inneneinrichtung überwacht und selbst dekoriert, das passende Personal gefunden, alles. Das Einzige, was sie nicht angerührt hat, ist die Speisekarte, weil sie weiß, dass die Leute wegen der Karte kommen. Schlichte, klassische, perfekt zubereitete Gerichte aus der Region.«
    »Klingt so, als wären Sie schon mal dort gewesen.«
    »Der beste salmorejo in ganz Sevilla. Das beste pan de casa in ganz Sevilla, die besten revueltos , die besten chuletillas … alles vom Feinsten. Und nicht zu teuer. Auch nicht exklusiv, obwohl sie stets einen Tisch für Toreros und andere Idioten frei halten.«
    Ramírez öffnete die Tür auf der Rückseite der Jefatura mit der Schulter, hielt sie für Falcón auf und folgte ihm dann die Treppe hinauf.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Falcón.
    »Was glauben Sie, wie sie reagiert hätte, wenn ihr Mann beschlossen hätte, das Geschäft zu verkaufen?«, fragte Ramírez. Falcón blieb wie angewurzelt stehen. »Ich habe es vor Calderón nicht erwähnt, weil ich nur das Wort dieser beiden Jungs hatte.«
    »Wie gut, dass Sie mit ihnen geredet haben«, sagte Falcón. »Was habe ich gerade über die elementaren Aufgaben gesagt?«
    »Aber Sie kriegen mich trotzdem nicht dazu, diese Adressenliste durchzuarbeiten«, sagte Ramírez.
    »Diese Jungs haben also mitbekommen, dass Raúl Jiménez mit jemandem gesprochen hat?«
    »Haben Sie schon von einer Restaurantkette namens Cinco Bellotas gehört, die von einem Typ namens Joaquín López geführt wird? Er ist jung, dynamisch und verfügt über den nötigen Rückhalt. Einer der wenigen Menschen in Sevilla, die Raúl Jiménez’ Restaurants morgen kaufen und weiterbetreiben könnten.«
    »Gibt es irgendeine Verbindung zwischen ihm und Señora Jiménez?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das wäre ein ausgefuchster Plan. Ausgefuchst und grausam«, sagte Falcón, ging weiter die Treppe hinauf und stieß die Tür zu seinem Büro mit dem Fuß auf. »Stellen Sie sich folgende Frage, Inspector: Wen könnte sie gefunden haben, und zu welchem Preis hätte jemand erst die ganzen Filmaufnahmen gemacht, sich dann Zutritt zu einer derartig gesicherten Wohnung verschafft und einen alten Mann zu Tode gequält?«
    »Kommt drauf an, wie dringend sie es will«, sagte Ramírez. »Unschuld gibt es in diesem Fall nicht, wenn Sie mich fragen.«
    Die beiden Männer starrten aus Falcóns Bürofenster auf die lichter werdende Reihe der Fahrzeuge in der Dämmerung.
    »Und da ist noch die andere Sache«, sagte Falcón, »denn was immer der Mörder Raúl Jiménez gezeigt hat, war authentisch. Er wollte es nicht sehen, weshalb ihm der Mörder die Augenlider …«
    Ramírez nickte seufzend. Für einen Tag hatte er genug gegrübelt. Er zündete eine Zigarette an, ohne daran zu denken, dass Falcón es hasste, wenn in seinem Büro geraucht wurde.
    »Und wie lautet Ihre Theorie, Inspector Jefe?«
    Falcón merkte, dass sein Blickfeld sich verengt hatte. Er starrte nicht mehr auf den sich leerenden Parkplatz, sondern auf sein Spiegelbild in der Scheibe. Es wirkte hohläugig, leer, beinahe finster.
    »Der Mörder hat ihn gezwungen zu sehen«, sagte er.
    »Aber was?«
    »Wir haben alle etwas, dessen wir uns schämen, etwas, das uns beim bloßen Gedanken vor Peinlichkeit oder etwas noch Schlimmerem erschaudern lässt.«
    Ramírez erstarrte neben ihm,

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