Der Blitz der Liebe
enthalten, sondern auch eine Einschätzung meines Charakters«, bemerkte sie.
»Selbstverständlich«, stimmte er ihr zu.
»Ich habe mich oft gefragt, was Sie von mir halten.«
Lord Heywood lachte.
»Wenn Sie mir verraten, wie Sie mich einschätzen, dann sage ich Ihnen auch, was ich von Ihnen halte.«
Lord Heywood lehnte sich in seinen Stuhl zurück, ein Glas Champagner in der Hand. »Den Damen gebührt der Vortritt«, sagte er.
Lalita hielt den Kopf ein wenig schräg. »Lassen Sie mich nachdenken«, sagte sie langsam. »Sie wissen natürlich, daß Sie eine starke, überragende Persönlichkeit sind. Das haben Ihnen sicher schon viele Leute gesagt.«
Lord Heywood zog die Augenbrauen hoch, aber er erwiderte nichts.
»Aber Sie sind auch«, fuhr Lalita fort, »freundlich, mitfühlend, verständnisvoll und ein guter Menschenkenner.«
»Woher wollen Sie das wissen?« fragte er.
»Ich spüre es an den Schwingungen, die von Ihnen auf mich ausgehen. Ich kann mich schlecht verständlich machen, deshalb müssen Sie Ihre Einfühlungsgabe benutzen, um zu verstehen, was ich sagen will.«
»Ich verstehe es durchaus«, sagte Lord Heywood, »und es überrascht mich.«
»Warum?«
»Weil ich glaube, daß niemand zuvor diese Schwingungen an mir entdeckt hat.«
Sie lächelte. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich eine Keltin bin, und ich weiß, auch wenn Sie es mir nicht glauben wollen, daß in Zukunft alle Ihre Wünsche in Erfüllung gehen werden.«
»Das möchte ich gern glauben.«
»Sie können es glauben, weil es wahr ist«, erwiderte Lalita. »Sie werden siegen, weil Sie immer siegen, weil Sie ein Mann sind, der alle Widerstände überwindet.«
Lord Heywood hob sein Glas. »Heute abend, nach einem so guten Essen in so bezaubernder Gesellschaft«, sagte er, »bin ich bereit, an alles zu glauben, sogar an den mit Goldmünzen gefüllten Krug am Fuße des Regenbogens.«
»Den finden Sie bestimmt«, sagte Lalita leise.
Darauf herrschte Schweigen, bis sie sagte: »Und jetzt sagen Sie mir, was Sie von mir halten.«
»Sie sind entschlossen, hartnäckig, widersetzlich, ungehorsam«, neckte er sie.
Lalita stieß einen Protestschrei aus, und er fügte hinzu: »Aber auch phantasievoll, verständnisvoll, liebenswürdig und sehr schön.«
Zum ersten Mal, seit er sie kannte, errötete Lalita.
Nachdem sie Carter für seine Kochkunst gedankt hatten, gingen sie wieder ins Schreibzimmer, wo Lalita Lord Heywood ein altes Buch zeigte, das sie beim Abstauben im Regal gefunden hatte. Darin war Heywood Abbey in seiner ursprünglichen Form beschrieben.
»Eine der Kapellen ist noch genauso wie zu der Zeit, als die Mönche hier waren«, sagte Lalita. »Sobald ich Zeit habe, werde ich sie putzen, Blumen und Kerzen auf den Altar stellen und beten, daß die, die als erste hier gelebt haben, zurückkehren, um uns zu segnen.«
»Ich bin froh, daß Sie denken, so etwas könnte geschehen«, sagte Lord Heywood. Als sie ihm die Bilder des Buchs zeigte, saßen sie Seite an Seite auf dem Sofa. Er nahm den Rosenduft ihrer Haare und ihrer Haut wahr und spürte die Wärme ihres Körpers an seiner Seite, und es fiel ihm schwer, nicht die Arme um sie zu legen und sie an sich zu ziehen.
»Die Abtei muß nicht nur schön, sondern auch ehrwürdig gewesen sein«, fuhr Lalita fort.
»Immerhin haben wir die Kapelle noch«, sagte Lord Heywood. »Sie haben recht, Lalita, wir müssen sie gründlich säubern und zu einem Ort der Ruhe und des Gebets machen, so wie sie in meiner Kindheit war.«
»Wenn uns das gelingt, werde ich jeden Tag dort für Sie beten«, versprach Lalita. Sie schloß das Buch und ging durch das Zimmer, um es an seinen Platz zurückzustellen.
Lord Heywood beobachtete sie dabei und sagte sich, daß sie sich mit einer Anmut bewegte, die so natürlich war wie ihr Selbstvertrauen. In ihrem eleganten Abendkleid mit den Diamanten wär sie auf jedem Ball, den sie besuchte, bestimmt die unumschränkte Königin. »Haben Sie bedacht«, fragte er, »daß Sie Ihren Vormund, vor dem Sie sich verbergen, sehr einfach loswerden können, indem Sie nämlich heiraten?«
Sie wandte sich vom Bücherregal ab und sah ihn an. »Heiraten?«
»Ihr Onkel hätte keine Gewalt mehr über Sie, wenn Sie verheiratet wären.«
Er erkannte an dem Ausdruck ihres Gesichts, daß sie voller Schrecken an ihren Vetter dachte, mit dem ihr Onkel sie verheiraten wollte, und fügte schnell hinzu: »Ich bin überzeugt, daß es viele Männer gibt, die nichts lieber täten, als
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