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Der blonde Vampir

Der blonde Vampir

Titel: Der blonde Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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und ich will noch mehr. Aber ich gebe diesem Wunsch nicht nach. Ich beiße mir sanft in die Fingerspitzen und lasse einen Tropfen meines Blutes auf Rays Wunde fallen. Sie heilt augenblicklich. Ich beginne wieder mit der Massage. »Ray?« frage ich.
Er stöhnt genußvoll. »Ja?«
»Du kannst mit mir schlafen, wenn du willst.«
Er stöhnt lauter. »Du bist ein erstaunliches Mädchen, Sita.«
Ich drehe ihn zu mir um, langsam und ein wenig spielerisch. Er versucht, meinen Körper nicht anzuschauen, aber es gelingt ihm nicht. Ich beuge mich vor und küsse ihn fest auf den Mund. Ich spüre genau, was er fühlt. Seine anfängliche Überraschung – schließlich ist der Kuß eines Vampirs anders als der eines Menschen. Viele Männer und Frauen sind allein von der Berührung meiner Lippen ohnmächtig geworden. So aufregend sind meine Küsse. Doch sie sind auch gefährlich, denn es passiert mir oft genug, daß ich den Menschen den Atem raube – wortwörtlich –, auch dann, wenn ich es gar nicht beabsichtige. Ich spüre, wie Rays Herz heftiger zu klopfen beginnt, und ich lasse ihn los, bevor es für ihn zu gefährlich wird. Ich habe nicht vor, ihn zu verletzen, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe, meinen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Er schmiegt sich an mich, legt den Kopf auf meine Schulter und schnappt nach Atem.
»Kriegst du keine Luft mehr?« frage ich.
»Erfaßt.« Er hustet. »Und ich glaube, du bist nicht unschuldig daran.«
Ich kichere leise, während ich seinen Rücken streichle. »Es gibt Schlimmeres.«
»Du bist anders als jedes Mädchen, das ich bisher kennengelernt habe.«
»Aber das gefällt dir doch nicht schlecht, oder?«
Er lehnt sich zurück, mit meinen nackten Beinen halte ich ihn noch immer umklammert. Er hat keine Angst, mir in die Augen zu sehen. »Ich will Pat nicht hintergehen.«
»Was willst du dann?«
Er schluckt. »Ich will die Nacht mit dir verbringen.«
»Beides zusammen geht nicht. Du muß dich entscheiden.« Ich zögere kurz und füge dann hinzu: »Bei mir sind Geheimnisse bestens aufgehoben. Du wirst sehen, es wird uns beiden Spaß machen.«
»Was willst du wirklich von mir?«
Seine Frage verblüfft mich. »Nichts«, lüge ich.
»Ich denke, du willst irgendwas.«
Ich lächle. »Dich.«
Er lächelt ebenfalls. »Mag sein. Aber das ist nicht alles.«
»Ich fühle mich einsam.«
»Den Eindruck habe ich gar nicht.«
»Wenn du bei mir bist, ist es ja auch anders.«
»Du kennst mich kaum.«
»Du mich auch nicht. Trotzdem willst du die Nacht mit mir verbringen.«
»Ich kann dir eben nicht widerstehen.« Jetzt lächelt er nicht mehr und senkt den Kopf. »Aber das ist auch nur die halbe Wahrheit. Weißt du, wenn du mich anschaust, dann habe ich das Gefühl, daß du etwas in mir siehst, das sonst niemand sieht. Du hast so ungewöhnliche Augen. Dein Blick…«
Ich ziehe ihn wieder an mich und küsse ihn. »Das hast du ganz richtig erkannt.« Ich küsse ihn noch einmal. »Ich kann tief in dein Inneres sehen.« Wieder ein Kuß. »Ich sehe, was dich wirklich bewegt.« Ich küsse ihn ein viertes Mal, fest und auf den Mund. Er ringt nach Luft, als ich ihn endlich loslasse.
»Was ist bloß mit mir?« fragt er keuchend.
»Du liebst Pat, aber du liebst auch das Geheimnisvolle. Geheimnisse können so aufregend sein wie die Liebe? Du findest mich geheimnisvoll, und du sagst dir, daß du es später vielleicht bereuen würdest, wenn du jetzt nicht versuchst, mein Geheimnis zu ergründen.«
Er ist sichtlich beeindruckt. »Du triffst den Nagel auf den Kopf. Woher weißt du das alles?«
Ich lache. »Das gehört zu meinem Geheimnis.«
Er stimmt in mein Lachen ein. »Ich mag dich wirklich, Sita.«
Ich verstumme. Seine Bemerkung, so einfach und unschuldig sie ist, berührt mich tief. Seit vielen Jahren hat niemand etwas so Nettes zu mir gesagt. Ich weiß, daß dieses Gefühl wirklich lächerlich ist, aber ich bin gerührt. Ich beuge mich erneut vor, um ihn zu küssen, und diesmal bin ich entschlossen, ihn so fest an mich zu drücken, daß es ihm nicht gelingt, mir zu widerstehen. Aber irgend etwas läßt mich plötzlich innehalten.
Schau, was sich hinter dem Gesicht verbirgt, und ich werde es sein, den du erkennst.
Die Worte, die Krishna Radha gesagt und die sie an mich weitergegeben hatte. Da ist irgend etwas in Rays Augen, was es mir fast unmöglich macht, ihn mit meiner Berührung zu verunreinigen. Ich spüre plötzlich so deutlich, daß ich ein Geschöpf des Bösen bin. Innerlich verfluche ich Krishna. Nur die

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