Der blonde Vampir
ja? Darum hat dich dein Boß ermahnt, so vorsichtig zu sein. Ich lasse es nicht zu, daß du mich in die Mangel nimmst und dann ungeschoren davonkommst. Denk ja nicht, daß das klappt. Laß mich dir lieber erzählen, was ich mir wünsche. Ich wünsche mir, daß du in deine Tasche greifst und den Schlüssel für diese Handschellen herausholst. Schließ sie auf. Und ruf nicht um Hilfe. Wenn du schön brav tust, was ich von dir verlange, lasse ich dich vielleicht gehen. Wenn nicht, wird es dir nicht anders ergehen als deiner Freundin. Denk einen Augenblick darüber nach, wenn du möchtest, aber laß dir nicht zuviel Zeit. Du siehst ja, wie ungeduldig ich bin.«
»Ich habe die Schlüssel nicht«, stammelt er.
Ich lächle. »Das ist keine gute Antwort, Slim. Jetzt werde ich all deine Taschen durchsuchen müssen, um sie selbst zu finden. Natürlich muß ich vorher dafür sorgen, daß du absolut still liegst, während ich suche. Ich muß dich also töten.«
Er hat Angst. Er ist so verängstigt, daß er kaum reden kann.
»Nein«, preßt er schließlich hervor. »Warten Sie. Ich habe die Schlüssel. Ich gebe sie Ihnen.«
»Das ist gut. Gut für dich.« Ich lockere ein wenig meinen Griff. »Schließ die Handschellen auf. Und denk dran: Wenn du um Hilfe rufst, stirbst du.«
Seine Hände zittern entsetzlich. Das ganze Training, das er durchlaufen hat, hat ihn nicht auf die Begegnung mit mir vorbereitet. Immer wieder wandert sein entsetzter Blick zu der Frau hinüber – oder zu dem, was von ihr übriggeblieben ist. Trotzdem schafft er es schließlich, die Handschellen zu öffnen. Ich bin erleichtert. Einmal mehr fühle ich mich unverwundbar. Ich bin ein Wolf – ein Wolf unter Schafen, der sich auf das Schlachtfest freut. Ich werfe die Handschellen in den Mülleimer. Im selben Augenblick klopft jemand an die Tür. Ich verstärke meinen Druck auf Slims Kehle.
»Frag, was los ist«, flüstere ich. Ich lasse ihm gerade genug Luft, damit er reden kann.
Er hustet. »Was gibt’s?«
»Alles in Ordnung da drin?« fragt ein Mann. Wahrscheinlich haben sie den Krach gehört.
»Ja«, flüstere ich.
»Ja«, sagt Slim.
Der Mann draußen dreht am Türgriff. Natürlich ist abgeschlossen. »Was geht da vor?« will der Mann wissen. Er ist mißtrauisch.
»Alles bestens«, flüstere ich.
»Alles bestens«, wiederholt Slim. Kein Wunder, daß der Typ draußen Slim nicht glaubt; dieser hört sich an, als ob er gleich losweinen würde. Der andere versucht noch einmal, die Tür zu öffnen.
»Machen Sie auf«, fordert er.
»Werden Sie uns beide erschießen, wenn wir da rausgehen?« will ich von Slim wissen.
»Ja«, krächzt er.
Ich sehe mir den Waschraum genauer an. Die Wand, gegen die ich Slim presse, ist komplett gekachelt, und sie scheint ziemlich stabil zu sein. Aber die Wand hinter der Toilette wirkt weniger robust. Ich sage mir, daß auf der anderen Seite vielleicht das Büro des Tankwarts sein könnte. Während ich Slim mit der linken Hand festhalte, greife ich mit der rechten nach unten und nehme die Automatikwaffe der toten Frau an mich.
»Wir werden durch die Wand da müssen«, erkläre ich. »Ich werde sie eintreten, und dann geht’s los. Versuch nicht, dich gegen mich zu wehren. Wenn du es tust, reiße ich dir die Kehle heraus. Sag mir lieber, was sich hinter der Tankstelle befindet. Ein Feld? Irgendein Gebäude? Eine Straße?«
»Bäume.«
»Bäume wie im Wald?«
»Ja.«
»Ausgezeichnet.« Ich ziehe ihn hoch. »Bereite dich auf unseren kleinen Ausflug vor.«
Während ich Slim noch immer festhalte, springe ich dreimal hintereinander hoch und kicke gegen die Wand über der Toilette, so fest ich kann. Sie bricht ein, und mit meinem rechten Arm schaffe ich uns einen Durchgang. Gleich darauf befinden wir uns im Büro des Nachtkassierers. Bevor er sich uns zuwenden kann – und uns später möglicherweise identifizieren –, gebe ich ihm eins über den Schädel. Er geht in die Knie. Ich trete die Tür nach draußen auf. Die frische Luft ist wunderbar nach dem abgestandenen Mief der Toilette. Hinter mir höre ich, wie die Tür zum Waschraum aufgebrochen wird. Entsetztes Keuchen, als sie sehen, was mit der armen Miss Germany passiert ist.
Ohne Slim loszulassen, pirsche ich mich von hinten an die zwei geparkten Limousinen heran. Einige Männer befinden sich im Waschraum, einige vorn bei der Tür, der Rest steigt eben aus dem ersten Wagen aus. Ich bringe die Automatikwaffe, eine Uzi, in Anschlag, und verteile ein paar Kugeln unters Volk. Schreie
Weitere Kostenlose Bücher