Der blonde Vampir
sich?«
»Sie werden mich durchsuchen müssen, um das herauszufinden.«
»Ich ziehe es vor, darauf zu verzichten. Ich frage Sie noch einmal, ob Sie weitere Waffen haben. Wenn ja, holen Sie sie heraus und lassen sie langsam auf den Boden gleiten.«
Diese Leute sind gefährlich, das erkenne ich immer deutlicher, und sie sind bestens vorbereitet. Ich muß in die Offensive gehen, und das so schnell wie möglich! Ich starre Slim an, mein Blick bohrt sich geradezu in sein Gesicht. Er versucht wegzuschauen, aber es gelingt ihm nicht. Leise beginne ich zu sprechen.
»Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben, Mr. Slim«, sage ich. »Glauben Sie nicht, was man Ihnen über mich erzählt hat. Ihre Angst ist unbegründet. Ich bin nichts anderes, als ich zu sein scheine.«
Ich suggeriere ihm diese Gedanken so eindringlich, daß er sich kaum dagegen wehren kann. Aber plötzlich tritt die Frau einen Schritt vor und sieht ihn an. »Hör nicht auf das, was sie sagt. Erinnere dich an das, was du weißt.«
Slim schüttelt den Kopf. Offensichtlich bemüht er sich, einen klaren Gedanken zu fassen. »Untersuch sie«, fordert er die Frau auf.
Ich stehe reglos da, während die Frau mich abtastet und schließlich in meinen Stiefeln die zweite Pistole und das Messer entdeckt. Ich überlege, ob ich sie packen und als lebenden Schutzschild vor mich halten soll. Aber als ich in die Gesichter der Männer blicke, erkenne ich, daß sie bereit sind, die Frau zu töten, wenn nötig. Die Frau nimmt meine Waffen an sich und springt dann schnell zurück, als ob ich eine ansteckende Krankheit hätte. Alle von ihnen, ohne Ausnahme, fragen sich, warum in meinem Fall so ungewöhnliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.
Slim zieht zwei Paar Handschellen aus seiner Manteltasche. Sie sind goldfarben und riechen nicht nach Stahl – wahrscheinlich haben sie irgendeine besondere Legierung. Zudem sind sie dreimal breiter als normale Handschellen. Slim wirft sie zu mir herüber, und sie landen auf dem Boden vor mir.
»Alisa«, sagt er fast sanft, »bitte legen Sie ein Paar um Ihre Handgelenke und das andere um Ihre Knöchel.«
»Warum?« Ich muß Zeit herausschinden. Vielleicht fährt ja gleich zufällig eine Polizeistreife vorbei. Aber wahrscheinlich wären diese Leute skrupellos genug, die Beamten über den Haufen zu schießen.
»Wir haben eine lange Fahrt vor uns. Daher ist es uns lieber, wenn wir Sie auf diese Weise ruhigstellen, bevor Sie in den Wagen steigen«, erklärt Slim.
»Vorhin haben Sie gesagt, daß es nicht weit wäre.«
»Legen Sie die Handschellen an!«
»In Ordnung.« Ich tue, was er von mir verlangt, und bin einmal mehr erstaunt, wie gut sich diese Leute vorbereitet haben.
»Drücken Sie die Enden zusammen, so daß der Verschluß einrastet«, fordert Slim.
Ich folge seinen Anweisungen. Die Handschellen klicken. »Gut so?« frage ich. »Kann’s jetzt losgehen?«
Slim holt eine schwarze Augenbinde aus der Tasche. Sie erinnert mich an eine Schlafbrille. Er geht auf mich zu. »Legen Sie die ebenfalls an«, fordert er.
Ich halte ihm meine gefesselten Hände entgegen. »Sie werden das für mich tun müssen.«
Er wagt sich noch einen Schritt näher. »Sie haben genug Bewegungsfreiheit, um das selbst zu tun.«
Wieder gelingt es mir, seinen Blick zu erhaschen, und vielleicht ist das meine letzte Chance. »Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben, Slim«, wiederhole ich. »Ihre Sorge ist vollkommen unbegründet.«
Er steht jetzt vor mir und legt mir die Augenbinde an. Ich höre seine Stimme.
»Damit wären wir bereit, Alisa.«
Er nimmt meinen Arm und führt mich zur Limousine.
Wir fahren Richtung Süden auf der Küstenstraße. Es ist vollkommen dunkel; trotzdem habe ich die Orientierung nicht verloren. Bis auf die Augen arbeiten all meine Sinne auf Höchsttouren. Slim sitzt rechts von mir, die Frau links. Außerdem befinden sich noch sechs kräftige Männer im Wagen. Daß es sechs sind, höre ich an ihren Atemzügen. Die zweite Limousine folgt uns in einem Abstand von hundert Yards. Die drei Schützen, die vorhin ausgestiegen sind, haben wieder darin Platz genommen.
Der Wagen, in dem wir sitzen, ist neu, das rieche ich. Zu essen haben wir nichts dabei, aber in der Bar befinden sich verschiedene Getränke: Soda, ein paar Säfte, Wasser. Im Wagen riecht es leicht nach Schießpulver. Zumindest eine der Waffen, die sich im Auto befinden, ist kürzlich abgefeuert worden. Alle Männer haben ihre Waffen gezogen; sie halten diese entweder in den Händen,
Weitere Kostenlose Bücher