Der blonde Vampir
sollen, wenn sie Einwände haben«, erwidert Slim. Dann wendet er sich wieder mir zu. »Erleichtert?«
»Vielen Dank«, sage ich mit samtweicher Stimme. »Ich werde Ihnen keine Schwierigkeiten machen. Sie können mich wirklich begleiten, wenn Ihnen das sicherer erscheint.«
»Darauf können Sie Gift nehmen«, erklärt Slim.
Ich antworte nichts und überlege, wo er die Schlüssel haben könnte.
Der Anruf wird erledigt. Der Wagen fährt langsamer, als wir Seaside erreichen. Der Fahrer hält auf die Tankstelle zu. Ich höre, wie der Tankwart in seinem Kassenhäuschen Wechselgeld herauszählt. Wir fahren an die Seite, die zweite Limousine bleibt hinter uns. Dann halten die Wagen an. Slim öffnet die Tür.
»Sie bleiben noch sitzen«, fordert er mich auf
Ich warte darauf, daß er zurückkehrt. Die Frau hat die Mündung ihrer Waffe wieder auf meinen Kopf gerichtet. Wahrscheinlich gefällt ihr meine Nase einfach nicht, sage ich mir. Die Männer sind entschieden entspannter. Sie halten dieses ganze Sicherheitsgetue wahrscheinlich für endlos übertrieben.
Dann höre ich, daß Slim zurückkommt. Er zieht seine Waffe aus dem Holster.
»Denken Sie daran, daß wir beide nicht von Ihrer Seite weichen«, erinnert er mich. »Also keine Tricks.«
»Sie werden mir die Augenbinde abnehmen müssen«, sage ich. »Ansonsten kann ich für nichts garantieren.«
Natürlich könnte ich das durchaus selbst tun, aber das lasse ich besser. So wirke ich viel hilfloser.
»Noch irgendwelche anderen Wünsche?« erkundigt sich Slim.
»Nein.«
Er beugt sich vor und zieht mir die Maske vom Gesicht. »Glücklich?«
Ich lächle ihn dankbar an. »Ich werde es sein, wenn Sie mich zur Toilette bringen.«
Er starrt mich mit einer Mischung aus Zweifel und Verwirrung an. »Wer zum Teufel sind Sie?«
»Ein ziemlich unartiges Mädchen«, antworte ich.
Die Frau drückt ihre Pistole an meine Schläfe. »Steigen Sie aus. Sie haben zwei Minuten. Nicht mehr.«
Ich klettere aus dem Wagen. Auch die Burschen, die in der zweiten Limousine gesessen haben, sind alle ausgestiegen. Ich kann ihre Waffen nicht sehen, weiß aber, daß sie griffbereit sind. Die Männer bilden eine Wand zwischen mir und dem Vordereingang zur Tankstelle. Ich hoffe nur, daß keiner von ihnen mich auf die Toilette begleiten wird. Aber Slim und die Frau weichen nicht von meiner Seite. Ich lächle die Jungs müde an, während ich sie passiere. Sie kauen Kaugummi. Sie bewundern meinen Körper. Und sie wundern sich, was das Ganze soll.
Die Frau geht vor mir auf die Toilette. Ich folge ihr, Slim bleibt hinter mir. Niemand sonst begleitet uns. Die Tür schließt sich.
Ich schlage sofort zu. Es ist alles genau durchdacht.
Mit einer Bewegung, die so schnell ist, daß kein menschliches Auge sie verfolgen kann, wirble ich herum und schlage Slim die Pistole aus der Hand. Dann reiße ich meine gefesselten Hände hoch und lasse sie auf seinen Schädel niedersausen. Ich brauche nur einen Teil meiner Kraft, schließlich will ich ihn nur außer Gefecht setzen und nicht mehr. Er knallt auf den Boden, während die Frau sich umdreht und ihre Waffe in Anschlag bringt. Ich springe mit beiden Füßen zugleich hoch und kicke sie ihr aus der Hand. Sie ist fassungslos, als sie sieht, wie ich wieder auf den Füßen lande. Eben öffnet sie den Mund, um etwas zu sagen, als ich mit beiden Händen in ihr Gesicht greife. Ich packe so fest zu, daß sofort Blut zu fließen beginnt. Noch bevor ich sie töte, zerstören meine Nägel ihre Augen.
Als ich ihren Kopf gegen die geflieste Wand schmettere, fließt das Blut in Strömen. Eine Kachel zerbirst unter dem Aufprall, und durch das Blut hindurch steigt eine kleine weiße Staubwolke auf. Ihr Schädel bricht an mehreren Stellen. Sie sackt in meinen Armen zusammen, und ihr Blut tränkt meine Lederjacke. Sie ist tot, und ich lasse sie fallen.
Die Tür ist ge-, aber nicht verschlossen. Rasch erledige ich das. Slim, der zu meinen Füßen liegt, stöhnt. Ich bücke mich, greife seine Schultern und presse ihn an die Wand neben die Stelle, an der das Blut der Frau klebt. Meine Hände schließen sich um seine Kehle. Seit wir die Toilette betreten haben, sind vielleicht fünf Sekunden vergangen. Slim wimmert und öffnet die Augen. Er schafft es, mich anzusehen.
»Slim«, sage ich sanft. »Schau dich um. Sieh dir deine tote Freundin an. Sie ist gerade niedergemetzelt worden – schrecklich. Ich bin eine ziemlich schreckliche Person. Und ich bin auch sehr stark. Fühlst du, wie stark ich bin,
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