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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Sternenlicht ist es genauso, weil es ebenfalls ein Bahnhofsort ist. Aber der Margeriter Bahnhof ist die Chrysanthemenstation, nicht wahr, und er liegt immer im Feld Groß-Eberesche, weil die Chrysanthemenkommune immer in Groß-Eberesche liegt. Der Zug, der in Margerite hält, ist eine Regionalbahn – und daß er eine Regionalbahn ist, kommt daher, weil der Bahnhof immer in Groß-Eberesche liegt.«
    Theo schwirrte der Kopf. »Aber du hast doch gesagt, wir hätten auch von Margerite aus fahren können, wir haben es bloß nicht gemacht, weil es gefährlicher gewesen wäre«, sagte er leise. »Wie hätte das gehen sollen, wenn die Bahnhöfe mit Anschluß an die Stadt sich ständig hin und her verschieben? Ich kapier das nicht.«
    »Alle Regionallinien haben Anschluß an einen Fernbahnhof – es ist nur nicht immer derselbe Fernbahnhof.«
    »Ach so.« Er ließ den Kopf auf die Lehne zurückfallen. »Das ist wirklich kristallklar.«
    »Freut mich.« Apfelgriebs bekam entweder die Ironie nicht mit oder wollte einfach ihr Nickerchen weitermachen.
    Er nahm wieder Eamonn Dowds Buch zur Hand in der Hoffnung, dort eine Darstellung des aberwitzigen elfischen Verkehrssystems aus menschlicher Sicht zu bekommen, denn dieses kam ihm immer mehr wie ein schulisches Rollenspiel mit einem Haufen willkürlicher, unsinniger Regeln vor, doch Theo brachte auch jetzt nicht die nötige Konzentration zum Lesen auf. Er ließ es sein und starrte aus dem regengestreiften Fenster, erschöpft von seinem furchtbaren Tag, aber außerstande einzuschlafen, weil er damit rechnete, daß sich jeden Moment eine schwere (und wahrscheinlich nicht im geringsten menschlich aussehende) Hand auf seine Schulter legte und eine Stimme verkündete, das Spiel sei aus. Erst nach einer ganzen Weile erkannte er, daß sich in den fernen Hügeln, auf die er blickte, etwas bewegte.
    Dunkle Gestalten, vielleicht ein Dutzend insgesamt, ritten auf eine der Wiesen hinunter. Im nächsten Moment waren sie nicht mehr zu sehen, und er dachte zuerst, er hätte doch gedöst und sie nur geträumt, doch kurz darauf fuhr der Zug an einer zweiten Schar Reiter vorbei, die im Wiesengrund standen und sie mit gelben Augen so scharf beobachteten, daß Theo ganz nervös wurde. Diese Gruppe war viel näher, und selbst während des kurzen Vorbeisausens erkannte er, daß ihre großen dunklen Turbane und ebenfalls dunklen wallenden Gewänder mit Bändern um die Taille herum selbst für elfische Verhältnisse ausgefallen waren. Der Regen schien ihnen nichts auszumachen. Jeder der Reiter hatte einen Speer oder Stachelstock in der Hand und eine Art Gewehr auf den Rücken geschnallt. Ihre schmalen, langnasigen Gesichter kamen ihm, soweit sie zu sehen waren, eigentümlich bekannt vor, doch das war es nicht, was Theo veranlaßte, die kleine Elfe auf seiner Schulter wachzustupsen.
    Die pferdeähnlichen Tiere, auf denen die Reiter saßen, hatten alle mitten auf der Stirn ein einzelnes glänzendes Horn.
    »Apfelgriebs? Apfelgriebs? Da draußen sind irgendwelche … Leute. Sie beobachten uns. Sie … sie reiten auf Einhörnern.«
    Prompt surrten ihre Flügel neben seinem Ohr los und kitzelten ihn. Sie hing vor dem Fenster in der Luft und schaute hinaus, während sie an einer weiteren Horde von Reitern vorbeikamen, die ein Stück weiter weg waren und parallel zu den Schienen ritten. Aus der Sicherheit, mit der sie im Sattel saßen, sprach deutlich ihr Selbstbewußtsein, daß sie genausoschnell wie der Zug sein konnten, falls sie es der Mühe für wert erachteten. Beim Blick auf die blitzschnellen Beine ihrer Reittiere hielt Theo das durchaus für möglich.
    Als sie diese letzte Gruppe hinter sich gelassen hatten, war die sturmgepeitschte Ebene wieder öd und leer.
    »Schiet mit Zwiebeln!« sagte Apfelgriebs, doch es klang mehr staunend als ängstlich. »Das sieht man nicht sehr oft.«
    »Was sind das für welche?«
    »Grimbolde. Wilde Goblins, könnte man sagen. Sie leben mit ihren Schaf- und Rinderherden in den Steppen und Bergen, doch sie kommen fast nie in die Nähe der Eisenbahn oder der Ortschaften. Ich habe von Dörfern in Esche und Erle gehört wo sie sich gelegentlich blicken lassen, um mit Fellen, Kräutern und ein paar anderen Sachen zu handeln, aber das ist das erste Mal, daß ich sie in Groß-Eberesche sehe.«
    »Werden sie uns angreifen?«
    Sie bedachte ihn mit einem amüsiert-befremdeten Blick. »Nein, warum? Ist das dort, wo du herkommst, normal?«
    »Nein.« Er dachte an die ganzen Western,

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