Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
nicht gut, darum ist es besser, ihr wißt von nichts. Keine Bange, ihr Lieben, mir wird schon nichts passieren. Ich habe schließlich meinen großen, starken Freund Theo dabei.« Sie landete auf seiner Schulter und beugte sich in sein Ohr. »Laß uns gehen. Die Bäume allein wissen, wer uns in diesem Moment beobachtet.«
    Theo verabschiedete sich mit einem flüchtigen Winken von Apfelgriebs’ Freundinnen und wandte sich zum Gehen. »Aber wohin?« fragte er. »Das hast du mir noch nicht gesagt.«
    »Ich hab überlegen müssen. Geh da lang, zurück zur Bushaltestelle, und versuch, normal dreinzuschauen, ja?« Als er sich in die richtige Richtung bewegte, setzte sie sich auf seiner Schulter hin. »Normaler dreinschauen kannst du nicht? Dann tust du mir leid, Kollege.«
    »Wieso die Aufregung – wegen irgendwelcher Pitzel? Sind die nicht klein wie du? Aber ohne Flügel? Wie zum Teufel wollen die mich einholen?«
    »Sie können reiten, verstehst du? Auf Ratten. Auf Vögeln. Und Pitzel haben zwar keine Flügel, aber es sind auch nicht alle Feen lieb und freundlich wie ich. Wir sollten daher schnell machen und die Augen offenhalten. Ich denke, wenn wir in den beleuchteten Gegenden bleiben, wird uns nichts geschehen. Selbst wenn sie Giftpfeile haben, bräuchten sie eine ganze Menge, um dich flachzulegen und am Entkommen zu hindern.«
    »Giftpfeile? Was ist das jetzt schon wieder für eine Geschichte?«
    »Aber das bedeutet nicht, daß sie nicht alles tun werden, um uns auf den Fersen zu bleiben und herauszufinden, wohin wir gehen. Deshalb werden wir ein paar flinke Buswechsel machen müssen und uns dann an einen sicheren Ort begeben.«
    »Aber nicht zu Fingerhut, stimmt’s?«
    »Nein, auf gar keinen Fall. Warte kurz, ich schau mich erst mal um.« Die Bushaltestelle war in Sicht. Sie schwang sich von seiner Schulter und entschwand in die Dunkelheit. Ehe er die leere Bank erreichte, war sie zurück. »Kein Anzeichen dafür, daß uns jemand beschattet, aber das will nicht viel heißen. Zwei Pitzel, die über die richtigen Zauber verfügen …« Sie ließ den Satz in der Luft hängen, als ob Theo sich den Rest schon denken könnte. »Und zur Frage, wohin … weißt du, ich bin keine Blume. Rainfarn und die andern adeligen Typen, die finden, daß sie untereinander mehr gemeinsam haben als mit sonstwem, und wenn es hart auf hart kommt, schickt er dich deshalb lieber zu einem von seiner eigenen Partei. Aber die Leute von Rainfarns Partei sind Paktierer, und wie gesagt, ich hab ein paar Sachen über Fingerhut gehört, die mir gar nicht gefallen. Ich würde dich lieber zu jemand bringen, der was zu verlieren hat, jemand, der nicht paktieren kann, weil die Leute, die dich umbringen wollen, seine Todfeinde sind.«
    »Du willst mich zu den … den Kriechern bringen, stimmt’s? Die ursprünglich die Idee hatten, mich hierherzuholen.«
    »Aber nicht zu den Stockrosen. In dem Punkt hat Rainfarn recht – wer weiß, wie Nieswurz und Stechapfel und die ganze Sippschaft es geschafft haben, die Sache mit dem jungen Kerl herauszufinden, der als dein Geleitschutz zur Kommune kommen sollte und von dem dann nur das Herz im Kasten eintraf? Aber sie haben es geschafft, und in Zeiten wie diesen ist das gewöhnlich ein Insiderjob.«
    Er mußte über ihre Wortwahl grinsen. »Du bist ziemlich hartgesotten, Glöckchen.«
    Sie blickte ihn finster an. »Nenn mich noch einmal so, und du wirst dich wundern, wie schnell du deine Eier in der Luftröhre stecken hast. Bloß weil wir nicht mehr auf eure Seite kommen, sind wir noch lange nicht ahnungslos. ›Wenn ihr an Feen glaubt, dann klatscht in die Hände!‹ Peter Pan, pff! Wenn du an Feen glaubst, dann kannst du mich mal an meinem rosigen Ärschlein lecken. Hältst du jetzt endlich die Klappe oder nicht?«
    Er machte den Mund zu.
    »Schon besser. Wir werden uns im Bus über all das nicht unterhalten – wenn ein Goblin unser Gespräch mithören kann, dann können viele andere das auch. Wir werden ein paarmal umsteigen, aber im Endeffekt«, sie kam nahe heran und dämpfte ihre Stimme zu einem Flüstern, »fahren wir zur Narzissen-Residenz. Es gibt dort eine, die dich gern kennenlernen würde, und zum Glück steht sie mit Nieswurz und seinen Würgern auf keinem besonders guten Fuß.«
     
    W enn Theos Schätzung gestimmt hatte und es bei ihrem Besuch der Wabe kurz nach zehn gewesen war, dann ging es auf Mitternacht zu, als sie aus dem letzten Bus stiegen. Theo stand zitternd auf dem Bürgersteig einer

Weitere Kostenlose Bücher