Der Blumenkrieg
zuckte die Achseln. »Es wird immer schlimmer. Alle Kraftwerke sind überlastet. Fürst Narzisse besitzt selber drei in Efeu, und wie ich höre, gibt es in allen dreien Schwierigkeiten. Das ist einer der Gründe für die wichtige Sitzung, die sie anberaumt haben.«
»Ach ja?« Theo fragte sich, was den jungen Elf zu ihm geführt hatte. Wuschel schien irgend etwas auf dem Herzen zu haben, aber vielleicht suchte er auch bloß die Gesellschaft von jemandem, der ihn nicht als Schande und Ärgernis ansah. »Interessant. Was ist das für eine wichtige Sitzung?«
Wuschel blickte bestürzt. »Das weißt du nicht? Warum hat dir das niemand gesagt?«
»Was gesagt? Warum sollten sie ausgerechnet mich informieren?«
»Weil du einer der anderen Gründe für die Sitzung bist.«
»Ich bin … was?«
»Fürstin Ämilia hat gestern davon gesprochen. Fürst Narzisse weiß, daß einige andere Adelshäuser versucht haben, deiner habhaft zu werden, und da du dich hier aufhältst, rechnet er sich aus, daß er mit dir ein Verhandlungspfand in der Hand hat.«
»Ein Verhandlungspfand?« Theo überlief es eiskalt. »Heißt das, daß sie einen Handel machen und mich an die Leute ausliefern wollen, die hinter mir her sind?«
»Nein, nein!« versicherte Wuschel hastig. »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, nicht zuletzt deshalb, weil Fürstin Ämilia dafür ein viel zu großes Interesse an dir hat. Aber Fürst Narzisse weiß, daß Nieswurz und Stechapfel und ihr Anhang dich haben wollen, und daher hat er anscheinend beschlossen, daß sie sich ruhig ein bißchen den Kopf darüber zerbrechen sollen, was für Geheimnisse du ihm verrätst. Übrigens könnte ich mir selbst dafür in den Hintern treten, daß ich Zirus nicht daran gehindert habe, uns gestern abend abzuschleppen, und auch noch direkt zu den Nieswurzen nach Hause – das war Wahnsinn. Wobei ich dazusagen muß, daß deine Freundin Apfelgriebs und ich uns geirrt haben: Den maßgebenden Leuten hier ist es keineswegs gleichgültig, was mit dir geschieht, wenigstens so lange, wie du für sie von Nutzen bist. Und falls dir während unseres Ausflugs außerhalb des Anwesens etwas zugestoßen wäre, hätten sie mich wahrscheinlich dafür verantwortlich gemacht.« Er zog ein Gesicht wie jemand, der etwas Unbekömmliches gegessen hatte.
Moment mal! dachte sich Theo. Stechapfel? Poppis Familie? Na klar, die sind auch hinter mir her! Könnte sie das gewußt haben? »Ich verstehe das nicht – nichts von alledem. Diese Typen denken, daß ich Narzisse Geheimnisse verrate? Was für Geheimnisse? Ich weiß doch überhaupt nichts. Warum interessieren sich alle so für mich? Diese Leute können doch Menschen nicht mal leiden.«
»Deshalb wollte ich kommen und mit dir reden, Theo. Ich finde es furchtbar, daß niemand dir etwas sagt. Nicht daß ich sehr viel wüßte. Aber eine wichtige Sache weiß ich, und die mußt du unbedingt erfahren.« Wuschel holte tief Luft. »Kann ich mir ein Glas Wasser holen? Mein Mund ist so trocken, als ob eine der Großen Bestien darin hauste.«
»Sicher. Bedien dich.« Das Bad und der Wasserhahn waren nur wenige Schritte entfernt, aber Theo entspannte sich erst wieder, als der Querz mit seinem Glas Wasser zurückgekehrt war und wieder am Boden Platz genommen hatte. In Filmen wurden Leute, die gerade etwas Wichtiges enthüllen wollten, immer von hinten erschossen oder erstochen oder ähnliches, kurz bevor sie die große, alles erklärende Wahrheit aussprechen konnten.
»Also«, begann Wuschel, »zunächst einmal bist du kein Mensch. Du bist einer von uns.«
»Was?« Theo war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Er bekam auf einmal nur mühsam Luft. »Du machst Witze. Das muß ein Witz sein, nicht wahr?«
Wuschel Segge schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, warum sie dir nichts erzählt haben, aber ich weiß, daß es stimmt. Ich habe die Testergebnisse gesehen. Die Werte auf deinem Humoralindex … nun ja, du liegst nur knapp im Bereich des Normalen, aber du bist auf jeden Fall kein Mensch. Nein, alles andere ist ausgeschlossen. Und ich habe gehört, wie Fürstin Ämilia mit ihrem Bruder darüber geredet hat.«
»Mit ihrem Bruder …« Er war wie vor den Kopf geschlagen.
»Fürst Narzisse. Sie hat ihn gleich angerufen, als sie die Ergebnisse bekam.«
»Aber … aber …« Er suchte nach einer Waffe, mit der er diesen ungeheuerlichen Angriff abwehren konnte. »Ich soll kein Mensch sein? Das ist Schwachsinn! Ich … ich hatte Eltern, Jesses noch
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