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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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dahinflog, ein Feenmann, wie es aussah, hübsch und grazil und mit einer Art Toga bekleidet. Das geflügelte Männlein blieb in der Luft stehen, betrachtete Theo mit mäßigem Interesse und schrie dann seinem Kollegen am Boden zu: »Was willst du, Stachelkopf?«
    »Ich komm zu spät zur Arbeit. Dieser große Eumel hier sucht eine von euch und wäre beinah auf mich getreten – irgendeine Flitschertussi, die Apfelgriebs heißt. Schon mal gehört?«
    Das fliegende Kerlchen stieg ein Stückchen höher und sah sich Theos Gesicht genauer an. »Ich glaube, sie hat sich im Gästetrakt einquartiert«, rief er hinab.
    »Gut. Dann kümmer dich um ihn. Ich muß los, die Silbernippel am großen Akku wienern, und hab keine Zeit für irgendwelchen Flitterflatterkram.« Der Stachelzwerg drehte sich um und reihte sich wieder in eine der Schlangen zur Tür hinausdrängender kleiner Wesen ein.
    »Freundlicher Zeitgenosse«, sagte Theo.
    »Die Stacheln sind nicht nur Attrappe«, sagte der Feenmann lachend. »Haugbuinns sind olle Meckerbüddel. Aber für einen von seiner Art ist er ganz in Ordnung. Ich schau mal, ob ich sie irgendwo aufstöbern kann. Warte einfach hier. Wenn du auf einen von diesen Nadelköppen trittst, wird ihm das wahrscheinlich nichts ausmachen – sie sind zäh wie alte Schuhsohlen –,aber du kannst drauf wetten, daß du hinterher was unangenehm Spitzes im Fuß stecken hast.« Und mit surrenden Flügeln flitzte er ab.
     
    D ie Kantine der Narzissenwabe, die Apfelgriebs schon erwähnt hatte, befand sich in einem anderen großen Raum, der direkt von der »Turnhalle« abging. Die kleinsten Tische hatten den Durchmesser eines Silberdollars, aber einige boten ausreichend Platz für fünf, sechs Gäste von Barbiepuppengröße. Da dies für Theo immer noch ein wenig klein war, stelzte er vorsichtig an den Rand des Speisesaals, um sich dort mit dem Rücken zur Wand auf den Boden zu setzen. Apfelgriebs hockte sich mit ihrem Tee und einem Brötchen auf sein Knie. Mitten am Vormittag waren nicht viele andere Leute in der Kantine, doch die wenigen schienen das Schauspiel, das die Fee und ihr monströser Freund boten, eher amüsant zu finden, denn sie kicherten und flüsterten hinter vorgehaltenen Händen. Theo kam sich vor wie in der Schule, nur daß er selbst in den traumatischsten Schulsituationen niemals daran hatte zweifeln müssen, ob er tatsächlich ein Mensch war.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Theo, ehrlich.«
    »Hast du das etwa nicht gewußt?«
    »Hab ich nicht! Ich schwör’s bei den Bäumen!«
    »Könnte Wuschel lügen? Oder sich irren?«
    Sie trank einen Schluck, überlegte. »Möglich ist alles. Aber es kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor. Er ist ein guter Kerl, der junge Kollege, und obendrein gescheit, wie mir scheint.«
    »Aber … aber ich habe nicht das Gefühl, einer von diesen Leuten zu sein! Außerdem erklärt das die ganze übrige Scheiße nicht, selbst wenn es stimmt. Meinst du, daß diese andern, die mir die Höhlentrolle auf den Hals gehetzt haben, deshalb hinter mir her sind? Weil sie an mir Experimente vornehmen wollen wie Fürstin Ämilia?«
    »Kaum.« Ihre kleine Stirn legte sich in Falten. »Tatsache ist, Bürschchen, das alles gibt immer noch keinen Sinn.«
    »Sag mir eines. Wieso bist du hier?«
    Sie sah ihn verwundert an. »Was soll das heißen?«
    »Was ich sage. Ich wollte dich das schon die ganze Zeit fragen, aber ich hab mich nicht getraut. Du bist die einzige Freundin, die ich hier habe.« Er dachte kurz nach, versuchte zu lächeln. »Um die Wahrheit zu sagen, habe ich auch zu Hause nur einen einzigen richtigen Freund, du befindest dich also in ziemlich exklusiver Gesellschaft.« Wie Johnny wohl die Nachricht aufnehmen würde, daß Theo von Elfen abstammte? Er würde es natürlich nicht glauben, aber mit Sicherheit würde er die Gelegenheit weidlich auskosten, über die sich damit eröffnenden Möglichkeiten zu spekulieren. »Neulich bei Rainfarn wolltest du mich nur noch kurz zur Bahn bringen und dich dann absetzen. Statt dessen bist du den ganzen weiten Weg hierher mitgefahren, hast dein Leben aufs Spiel gesetzt, kannst jetzt nicht einmal zu Hause bei deinen Freundinnen wohnen – und das alles für einen, den du nicht besonders gut kennst und der vermutlich sowieso bald dran glauben muß …!« Sie funkelte ihn wütend an, als er sie mit einer selbstmitleidigen Handbewegung beinahe vom Knie wischte. »Entschuldige. Aber ich kapier’s nicht. Selbst wenn es nicht meine

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