Der Blumenkrieg
anscheinend muß er auch deswegen allein kommen, damit er seine Rolle richtig spielen kann, worin immer die bestehen mag. Er nimmt einen anderen Bus.«
Theo seufzte. »Du hörst dich an, als würdest du alles glauben, was Knopf sagt. Als hättest du dich schon mit Leib und Seele seiner Armee angeschlossen.«
»Glaubst du ihm nicht, Theo?«
»Was er über seine Absichten sagt – unbedingt. Aber deswegen glaube ich zum Beispiel noch lange nicht, daß mein Leben ihm so wichtig ist wie mir.«
»Was soll das heißen?« Wuschel schaute sich um, bevor er sich heranbeugte. »Er hält dich für ganz außerordentlich wichtig! Das hat er mehrfach erklärt.«
»Ja, aber das sagt er als Politiker – nein, als General. Er ist auch wichtig, aber ihn scheint die Möglichkeit nicht besonders zu schrecken, daß andere Goblins ihn ermorden, weil er seinen zweiten Vornamen in der Öffentlichkeit kundgetan hat oder was das sonst für eine Nummer war.« Jetzt beugte Theo sich seinerseits näher heran, so daß seine Lippen beinahe Wuschels Ohr berührten. »Begreif doch, Knopf führt Krieg. Er rechnet damit, daß es Verluste geben wird und daß er möglicherweise darunter ist. Es ist mir egal, ob ich für jemand anders wichtig bin. Ich möchte nur nicht auf der Verlustliste enden, mit der bedauernden Bemerkung bedacht: ›Hoppla, die Gefahr haben wir leider falsch eingeschätzt.‹ Das ist nicht mein Krieg.«
»Aber Nieswurz und seine Verbündeten sind es, die dich töten wollen.«
»Und falls sich je die Gelegenheit ergibt, einem der Schuldigen an die Kehle zu gehen, dann werde ich daran denken, keine Bange. Aber falls ich nach Hause kommen und den Krieg ganz vermeiden kann …« Er zuckte die Achseln, lehnte sich zurück. »Nichts für ungut, Wuschel, aber ich empfinde nicht wie einer von euch, und was hier gespielt wird, begreife ich zum größten Teil nicht, und es bedeutet mir nichts. Auf jeden Fall will ich nicht in einem Machtkampf zwischen reichen Elfenfamilien sterben.«
»Die wenigsten riskieren ihr Leben um der Macht willen, Theo, auch hier bei uns. Die meisten tun es, um andere Leute zu beschützen, Leute, die ihnen etwas bedeuten.«
Theo hatte darauf keine Erwiderung, und selbst wenn er eine gehabt hätte, fiel es ihm auf einmal schwer, sich zu konzentrieren. Er versuchte seit mehreren Sekunden, sich von Strackis Griff zu befreien, aber ohne Erfolg: Der Elf hielt seine Hand sehr fest umklammert. Da stellten sich Theos Kopfhaare auf, und ein seltsames Prickeln pulste durch sein Rückgrat.
»Halt sie an.« Strackis langes Gesicht war angstverzerrt, doch die aus seinem Mund kommende ruhige Stimme schien jemand völlig anderem zu gehören. »Wink sie an die Seite rüber. Ich geh vorne rein, du hinten.«
»Es sind die Schutzleute, Theo.« Wuschel hatte sichtlich Angst. »Sie sind derzeit überall. Sie werden uns kontrollieren.«
Als der Bus seine Fahrt verlangsamte und an den Straßenrand fuhr, wurde Theo klar, daß Stracki den Wortwechsel zwischen den beiden Parlamentsschutzleuten, die Anstalten machten, den Bus zu besteigen, irgendwie mitgehört und wiedergegeben hatte. »Wie soll ich noch mal heißen? Ich kann mir das einfach nicht merken!« flüsterte er Wuschel zu, doch der Querz rutschte bereits auf der Bank ein Stück von seinem Gefährten ab. Theo fühlte, wie panische Entrüstung in ihm hochkam, doch da fielen ihm Knopfs Anweisungen wieder ein: Wuschel war ein Elf anderer Art, daher war es unauffälliger, wenn es so aussah, als gehörten sie nicht zusammen.
»Eisen noch eins!« wimmerte Wuschel, als der erste Schutzmann vorne im Bus einstieg, und Theos Herz hämmerte los, denn Wuschel fluchte so gut wie nie. »Sie haben einen Schwarzen Hund!«
Theo konnte nur hilflos zusehen, wie der Schutzmann sich durch den Bus arbeitete, eine ebenholzschwarze Bulldogge von der Größe eines Ponys hinter sich an der Leine. Der Hund war ruhig und verhielt sich nicht aggressiv, und dennoch wichen die Fahrgäste auf beiden Seiten vor ihm zurück. Mit Augen, die rot wie Grillkohlen glühten, tappte das riesige Tier geräuschlos hinter seinem Herrn her. Obwohl Sonnenschein durch die Fenster flutete, reflektierte es kein Licht: Abgesehen von den furchterregenden Augen war es nur ein Schatten in Hundegestalt.
Ich habe Elfenblut, sagte Theo sich immer wieder. Es gibt keinen Grund, weshalb das Vieh an mir etwas Verdächtiges wittern sollte. Aber was ist, wenn es Furcht riechen kann? Er starrte den schattenhaften Kopf an und kam
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