Der Blumenkrieg
sagen kann. Das ist vielleicht die beste Zusammenfassung dessen, was über ihn bekannt ist.«
»Und wie um alles in der Welt soll ich so jemand überreden, etwas für mich zu tun?« fragte Theo. »Mal angenommen, er könnte mir tatsächlich helfen, in die Nieswurz-Residenz reinzukommen.«
»Vielleicht könnte er ja deine Freundin herausholen, ohne daß du dich in Gefahr begeben müßtest«, meinte Knopf. »Wäre das nicht die beste Alternative?«
»Lieber Gott, ja. Ich bin kein Held. Aber warum sollte er mir helfen?«
Der Goblin legte die Spitzen seiner langen Finger zusammen, so daß die Krallen aneinanderklackten. »Du bist eine ungewöhnliche Person, Theo Vilmos, und nach wie vor von Geheimnis umwittert. Vielleicht weißt du irgend etwas, womit du dir die Hilfe des Beseitigers kaufen kannst.«
»Und vielleicht gibt er mir einfach eins auf die Rübe und ruft Nieswurz auf der Sprechmuschel an und verdient sich auf leichte Art einen Batzen Geld. Aber vermutlich ist das Risiko immer noch kleiner, als wenn ich versuchen wollte, mich in einem Wagen mit Gästehandtüchern in die Nieswurz-Residenz hineinzustehlen.« Er sprach mit einer Unbekümmertheit, die er nicht empfand. Er hatte inzwischen mehr als nur eine Ahnung, was es heißen könnte, zu wissen, daß man im Morgengrauen zusammen mit seiner Einheit an die Front transportiert wird. »Also sagt mir einfach, wo ich ihn finde, und ich geh hin.«
Knopf hob die Hand. »Ich hoffe sehr, daß du die Sache ein bißchen vorsichtiger angehst. Außerdem gibt es noch das eine oder andere in deiner Geschichte, das ich gern besser verstehen würde, bevor du den Beseitiger besuchen gehst.«
»Bevor ich in den sicheren Tod gehe, meinst du wohl.«
Der Goblin strich sein Kinnfell glatt. »Keinem von uns ist mehr verheißen als der letzte Atemzug, Theo Vilmos.«
Das war so offensichtlich und niederschmetternd wahr, daß Theo sich am liebsten auf der Stelle umgebracht hätte, um nicht weiter auf die Folter gespannt zu sein.
34
Intermezzo mit Van-Gogh-Sternen
N ein, du kommst nicht mit. Das ist meine Sache. Ich erledige das.« Wuschel blickte verstimmt, aber sein Ton blieb ruhig. »Das wirst du nicht tun. Du bist kein Held, Theo. Ich auch nicht, aber zusammen könnten wir vielleicht einen Fürst Rose aufwiegen.«
»Ich ziehe nicht ins Gefecht, Wuschel. Ich will nicht jemand mit einem Schwert oder so was bekämpfen, ich will nur um Hilfe bitten.«
»Und zwar den Beseitiger lästiger Hindernisse, eines der gefährlichsten Geschöpfe auf der ganzen Welt. Du weißt ja nicht einmal, wie du dort hinkommst, stimmt’s?«
»Ich habe mir den Weg aufgeschrieben.« Das klang nicht sehr heroisch, mußte er zugeben. »Ich weiß, du hast Apfelgriebs gern, Wuschel, aber du stehst nicht in ihrer Schuld so wie ich. Sie hat mir das Leben gerettet.«
Der Querz schüttelte den Kopf. »Ich will gar nicht an deiner Stelle gehen, Theo, ich will nur mitkommen. Gemeinsam haben wir größere Chancen, etwas auszurichten, vor allem wenn etwas schiefgeht. Außerdem kennst du die Stadt nicht sehr gut. Nein, ich werde unbedingt mitkommen.«
Die Zeltklappe flog auf, und Mamsell Zwick steckte den Kopf herein. »Wohin soll’s denn gehen?«
Theo hätte es ihr beinahe erzählt – Unglück macht meistens mitteilsam –, doch ein Blick von Wuschel mahnte ihn zur Vorsicht. »Ach, nirgends. Wir streiten bloß ein bißchen rum.«
»Aha.« Sie kam hereingeschlurft und machte es sich in einer Zeltecke bequem. »Streit mag ich gern. Darf ich mitspielen?«
Der Goblin Kleiderhaken kam hinter ihr her, dunkel und lautlos wie eine über den Himmel ziehende Regenwolke. Er nickte Theo und Wuschel zu und ließ sich auf seinem Bettzeug nieder.
»He, Kleiderhaken, das war ein erstklassiger Anfall, den du da in diesem … Dings, diesem Elyseum hingelegt hast«, sagte Theo. »Man hätte wirklich meinen können, du stirbst.«
»So war es auch«, bemerkte Mamsell Zwick gutgelaunt. »Es laufen heutzutage zu viele Leute mit Diagnosezaubern rum. Ein bißchen Gift sorgt dafür, daß es echt aussieht und sich echt anfühlt, egal mit welchem Zauber du es untersuchst. Du mußt nur das richtige Gegengift nehmen, bevor es zu spät ist, stimmt’s, Haki?«
Kleiderhaken hatte wieder sein Pokerface aufgesetzt. Er verzog keine Miene, als er seinen Spitznamen hörte.
»Wie bitte?« sagte Theo. »Kleiderhaken hat echtes Gift geschluckt, damit er diesen Anfall da in der Behörde spielen konnte?«
»Ging nicht anders«,
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