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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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»Ich danke dir, Caradenus Primel«, sagte er. »Du hast vielleicht den Lauf der Welt geändert – hoffen wir, daß es zum Guten ist.«
    Der Elf nickte gravitätisch. Eine ganze Weile sahen sie sich nur schweigend an, dann richteten sie wie auf ein Signal hin beide ihre Blicke auf Theo.
    Dieser hatte immer noch Mühe zu verstehen, was er soeben miterlebt hatte, vor allem die Aura großen Ernstes, von der die Übergabe eines Stückes Holz umgeben gewesen war, doch er war jetzt schon bestimmt zwei Stunden bei Knopf zu Gast, ohne daß er auf den eigentlichen Zweck seines Besuchs zu sprechen gekommen war. »Soll ich anfangen?« fragte er. Der Goblin nickte und schenkte ihm Tee nach.
    Knopf kannte Theos Erlebnisse seit seiner Ankunft in Elfien bereits zum größten Teil, aber Primel war mit vielen Einzelheiten noch nicht vertraut, und so gab Theo einen kurzen Abriß seiner jüngsten Lebensgeschichte, wobei er möglichst herausstrich, wieviel Apfelgriebs für ihn getan hatte. Dann berichtete er den beiden von der Nachrichtensendung, die er in den Spiegelkästen im Schaufenster gesehen hatte – von Nieswurz und der gemeinen Glasglocke neben ihm auf dem Schreibtisch.
    »… Und sagt jetzt bloß nicht, daß es eine Falle ist, denn das weiß ich selber. Ich weiß vielleicht nicht, was sie von mir wollen, aber ich bin kein Idiot.« Er starrte Primel und Knopf trotzig an, als rechnete er mit ihrem Widerspruch. »Aber ihr habt es beide sehr mit Ehre und so, deshalb werdet ihr bestimmt verstehen, daß ich sie nicht einfach leiden lassen kann, auch wenn mir klar ist, daß sie es genau auf einen Rettungsversuch von mir abgesehen haben.«
    Der Elf und der Goblin waren wieder eine Zeitlang still, als er geendet hatte. Theo fragte sich allmählich, wie die beiden wohl miteinander umgingen, wenn sie allein waren: Redeten sie überhaupt, oder saßen sie nur wortlos nebeneinander wie zwei Bücherstützen?
    »Es gibt nicht mehr viel, was mich wundert«, sagte Primel schließlich, »aber daß Quillius Rainfarn so etwas tun konnte, wundert mich doch. Nicht weil ich den Mann leiden kann – ich habe ihn noch nie leiden können –, sondern weil ich nicht gedacht hätte, daß er irgend etwas genug begehren würde, um sich von Nieswurz kaufen zu lassen.«
    »Vielleicht sein Leben«, meinte Knopf.
    »Vielleicht.« Primel machte die geschmeidige Bewegung, die bei den Blumen als Achselzucken galt, aber die für Theo eher so aussah, als juckte es eine Schlange an ihren nicht existierenden Schultern. »Aber damit ist Junker Vilmos’ Frage nicht beantwortet.«
    Der Goblin nickte. »Du mußt dir über eines im klaren sein, Theo Vilmos: Selbst wenn sämtliche lebenden Wesen hier in diesem Lager zu den Waffen greifen und gegen die Nieswurz-Residenz anmarschieren würden, würde das nicht hinlangen. Zirus Jonquille lebt und sammelt Widerstandskämpfer aus den anderen Blumengeschlechtern um sich – du hast ihn, glaube ich, kennengelernt –, und auch andere außer ihm könnten etwas unternehmen, doch selbst für den Fall, daß wir alle unsere Kräfte vereinigen, wären wir dem Aufgebot von Nieswurz und seinen Verbündeten zahlenmäßig immer noch weit unterlegen. Wir hoffen sehr, daß der Tag kommt, an dem wir Nieswurz’ Greuelturm einreißen werden, Theo, aber ich kann nicht sagen, wie weit dieser Tag noch weg ist oder ob deine Feenfreundin ihn erleben wird – auch wenn man natürlich, ähem, die Hoffnung niemals aufgeben darf. Ich kann dir daher wenig tätige Unterstützung anbieten. Wir können es uns nicht leisten, unsere Pläne wegen einer einzigen Person zu ändern und damit zu gefährden, schon gar nicht zu so einem kritischen Zeitpunkt.«
    »Das macht mir nichts aus«, sagte Theo und merkte dabei, daß das auf irgendeine verrückte Art tatsächlich stimmte. »Na ja, nein, es macht mir natürlich schon was aus, ich will nicht sterben. Aber ich kann sie auch nicht einfach dort im Stich lassen, daher brauche ich diese Möglichkeit gar nicht erst lange hin und her zu überlegen. Vielleicht könnt ihr mir einen Tip geben, bei welchem Vorgehen die Wahrscheinlichkeit, daß ich geschnappt werde, am geringsten ist, und sei es nur eine Verbesserung von hundert auf neunundneunzig Prozent.«
    »Du mußt uns etwas Zeit geben, Theo Vilmos«, sagte Knopf sanft. »Du hast dir Zeit damit gelassen, uns dein Problem darzulegen. Jetzt laß auch uns ein Weilchen Zeit, darüber nachzudenken.«
    Schweren Herzens faßte er sich in Geduld, aber zugleich war er

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