Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
erklärte die Puck. »Die meisten Wächter in solchen öffentlichen Gebäuden haben wenigstens eine heilkundliche Grundausbildung. Sie haben Zauber, mit denen sie erkennen können, was jemand fehlt, damit sie wissen, ob sie die Sanitäter rufen oder die betreffende Person nur bequem betten müssen. Daher hatte Kleiderhaken ein Säckchen mit Eisenspänen in der Tasche sowie einen Heilzauber, um wieder auf die Beine zu kommen. Du nimmst die Späne, wartest, bis du die Wirkung spürst, dann nimmst du den Zauber, bevor du nicht mehr dran denken kannst.« Sie kicherte. »Gut, hä?«
    »Jes… Wow«, sagte Theo. »Das heißt, das ganze Schreien und … du hast das wirklich gefühlt?«
    Kleiderhaken sah ihn mit unergründlichen gelben Augen an. »Ja.« Er entrollte sein Bettzeug und streckte sich darauf aus. »Ich schlaf jetzt.« Er schloß die Augen und schien augenblicklich weg zu sein.
    Nach kurzem Schweigen stand Mamsell Zwick auf und zog eine Zigarre aus der Tasche ihres roten Overalls. »Tja, ich seh schon, daß ihr zwei Jungverliebten allein sein wollt, da geh ich mal lieber einen Spaziergang machen und eine rauchen, vielleicht paß ich noch Stracki auf dem Rückweg von Knopf ab und bring dem Jungen bei, wie man trinkt, oder so was. Das könnte lustig werden.« Sie winkte kokett zum Abschied. »Viel Spaß weiterhin, Jungs!«
    »Stracki ist bei Knopf?« fragte Theo, als die Puck weg war. »Ich war gerade dort und hab ihn nicht gesehen.«
    Wuschel zuckte die Achseln. »Willst du sonst noch etwas besprechen, jetzt wo wir uns einig sind, daß ich zum Beseitiger mitkomme? Bleibt es dabei, daß wir morgen gehen?«
    »Ich denke schon. Knopf hat nichts Genaues verlauten lassen, aber ich hatte den Eindruck, daß es bald losgeht, und vorher hätte ich gern die Information parat, wie man in die Nieswurz-Residenz reinkommt – sofern wir sie überhaupt kriegen, heißt das.« Theo rieb sich das Gesicht. Der Anblick des friedlich schlummernden Kleiderhaken machte ihn müde, und zudem war es schon spät. »Was denkst du eigentlich, was Knopf plant? Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber meinst du, er hat gegen die Blumenhäuser die geringste Chance?«
    Wuschel runzelte die Stirn über den ungewohnten Ausdruck. »Ich weiß es nicht, Theo. Er ist mächtig gescheit. Primel ist auch nicht dumm, auch wenn er an Knopf nicht herankommt. Aber wenn sie sich tatsächlich Chancen ausrechnen, müssen sie etwas wissen, das wir nicht wissen, denn selbst wenn du jedem tauglichen Erwachsenen in diesem Lager eine Waffe gibst, können sie gegen die Parlamentswächter trotzdem allesamt nichts ausrichten und gegen Nieswurz’ Drachen noch weniger. Mir kommt es ziemlich aussichtslos vor, aber wer weiß, früher haben sie Drachen gejagt. Die Goblins, meine ich, Knopfs Volk. Vielleicht heißt das ja, daß er zäh und entschlossen genug ist, um es zu schaffen.« Aber Wuschel klang nicht so, als glaubte er selbst daran.
    »Mit den Drachen scheint niemand gerechnet zu haben«, sagte Theo. »Ich erinnere mich, daß Narzisse so was schrie wie, es wäre nicht erlaubt oder Nieswurz hätte gegen das Gesetz verstoßen …«
    »Es hat in Elfien von jeher Drachen gegeben«, entgegnete Wuschel. »Aber die großen wurden schon vor Urzeiten in den Drachenfeldzügen der Baumfürsten, der ersten Elfengeneration, ausgerottet. Alle waren sich einig, daß die Drachen verschwinden mußten – sie waren einfach zu gefährlich, zu groß und zu listig. Nur einige der kleinsten überlebten, weil sie sich in Höhlen im Hochgebirge versteckten. Ab und zu riß einer ein paar Schafe, aber im wesentlichen lebten sie als Aasfresser in entlegenen Gegenden, und niemand außer den wilden Goblins wußte überhaupt, daß es sie gab. Aber während des letzten Riesenkrieges wurde allen klar, daß wir uns etwas Neues einfallen lassen mußten, wenn wir die Riesen schlagen wollten, und daher beschloß das Parlament ein Rückzüchtungsprogramm, dem allerdings viele sehr erbitterte Auseinandersetzungen vorausgingen, schließlich hatten die Drachen uns in früheren Zeiten beinahe vollständig ausgelöscht, so daß viele Leute nicht eben begeistert waren von der Idee, sie wieder einzuführen. Alle möglichen Abmachungen wurden von sämtlichen Adelshäusern unterzeichnet, mit feierlichen Versicherungen, diese Drachen müßten unter strenger Aufsicht eingesperrt bleiben, sie dürften nur per Beschluß des gesamten Parlaments der Blüten fliegen gelassen werden, und sie dürften nie –

Weitere Kostenlose Bücher