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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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erleichtert, daß sie ihm wenigstens nicht einzureden versuchten, Apfelgriebs sei einfach ein bedauerliches Kriegsopfer und er könne leider nichts für sie tun. Unglücklicherweise machte ihre Anerkennung seiner Ehrenschuld es ihm noch einmal sonnenklar, daß er letztlich keine Wahl hatte: Er mußte mehr tun als nur darüber reden. Er mußte für den Versuch, sie zu befreien, sein Leben aufs Spiel setzen und es höchstwahrscheinlich verlieren. Bei dem Gedanken an die Übermacht, mit der er es aufnehmen wollte, wurde ihm eiskalt und machten seine Eier Anstalten, sich in den Unterleib zu verkriechen. Jetzt begriff er, warum man beim Militär immer mit anderen zusammen war: damit man sich schämte, wegzulaufen. Und warum gewöhnlich ein bewaffneter Vorgesetzter dabei war …
    »Was ist mit dem, der unten am Hafen lebt?« meldete Primel sich plötzlich zu Wort. »Du weißt, wen ich meine. Der Alte.«
    Während Theo sich fragte, wie unvorstellbar uralt jemand sein mußte, damit ein Elf ihn als »alt« bezeichnete, strich Knopf sich übers Gesicht und sagte: »Du meinst den Mann, den viele den Beseitiger lästiger Hindernisse nennen? Es spricht nichts dafür, daß er mit unserer Sache sympathisiert. Ähem. Eher im Gegenteil.«
    »Ja, aber deswegen, weil er käuflich ist. Jedenfalls hat er – zumindest den Gerüchten zufolge – in jüngster Zeit selten aus anderen Gründen als aus Profitstreben gehandelt, auch wenn dieser Profit häufiger in persönlichen Vorteilen bestand als in Gold.« Primel zog finster die Brauen zusammen, wobei jedoch kaum eine Falte auf seiner glatten Stirn erschien. »Es ist keine angenehme Vorstellung, ich weiß, aber solange uns nichts anderes einfällt …«
    »Wer ist dieser ›Beseitiger von Hindernissen‹? Der Name hört sich an wie ein alter Black-Sabbath-Song oder so was.« Theo ignorierte die verständnislosen Blicke seiner Gesprächspartner. »Erzählt mir halt, was ihr über ihn wißt. Es wäre nicht schlecht, wenn ich mitreden könnte, schließlich bin ich es, der dabei seinen Arsch riskiert.«
    »Die Menschenwelt hat dich eine sehr bildhafte Ausdrucksweise gelehrt«, bemerkte Primel. »Aber du hast natürlich recht. Ich werde dir erzählen, was ich weiß, und Knopf kann das Fehlende ergänzen.«
    »Erwarte niemals von einem Goblin, daß er die Lücken in einer Geschichte schließt«, sagte Knopf mit einem kurzen Schmunzeln. »Das ist gegen unsere Natur.«
    Theo fand, daß Primel guckte, als würde er den Witz gern komisch finden, aber hätte für seine Software bis jetzt noch kein Humor-Update bekommen. »Ja«, sagte der Elf. »Nun, das wenige, was ich über den sogenannten Beseitiger weiß, habe ich aus zweiter oder gar aus dritter Hand. Er ist sehr alt – ich kennen niemanden, der sich an eine Zeit zurückerinnern kann, in der es ihn noch nicht gab, und als ich klein war, machten uns die Kindermädchen immer mit der Drohung angst, wenn wir nicht gehorchten, würde er kommen und uns holen. Es heißt, er sei ein ausgesprochen unerquicklicher Anblick.«
    Und in einer Welt voller Oger und Trolle, dachte Theo, muß das bedeuten, daß einer echt potthäßlich ist. »Aber was macht er?«
    »Nur, was er machen will, und nur für solche, die seinen Preis bezahlen können. Er hat in jahrhundertelangen Studien Geheimnisse der Wissenschaft angesammelt, an die außer ihm niemand zu rühren wagt. Man sagt, daß so mancher Fürst, den man gegen jeden Anschlag gefeit wähnte, als letztes im Leben das schreckliche Gesicht des Beseitigers sah. Doch dies sind nicht die einzigen Hindernisse, die er beseitigt, nur die spektakulärsten. Wie gesagt, seine Beherrschung der wissenschaftlichen Künste ist umfassend. Zweifellos nahmen viele Dinge in unserer Gesellschaft, Dinge, die wir heute für selbstverständlich halten, ihren Ausgang von einer Notiz im Tagebuch des Beseitigers.«
    »Er ist also halb Zauberer, halb Auftragskiller.«
    »Eines muß ich zu seinen Gunsten sagen: Ich habe nie gehört, daß er einen Unschuldigen getötet hätte. Aber das beweist nichts. Es kursieren über ihn ganz gewiß genauso viele falsche Geschichten wie wahre, und ebenso gewiß gibt es noch viel mehr, die überhaupt niemals erzählt wurden.« Der Elfenfürst wandte sich Knopf zu. »Stimmst du mir zu?«
    Der Goblin nickte bedächtig. »Du weißt mehr als ich – mit meinem Volk hat er meines Wissens nie etwas zu schaffen gehabt. Er ist mächtig. Er hält sich an nichts außer an seine Abmachungen, soweit irgend jemand das

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