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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nie, nie, nie – gegen irgendwelche Elfen eingesetzt werden.«
    »Demnach hat Nieswurz dieses Gesetz gebrochen.«
    »Gewiß, obwohl er sich sein Vorgehen natürlich nachträglich vom Parlament absegnen ließ, nachdem sich der Rauch verzogen hatte. Weil die Sieger die Gesetze machen, Theo.« In Wuschels Worten klang eine solche abgrundtiefe Bitterkeit durch, wie Theo sie seit der Nacht in der Christrose nicht mehr von ihm gehört hatte. »So geht es immer. Sie machen die Gesetze, und sie schreiben die Geschichte. Das heißt, wenn die Sache so ausgeht, wie sie angefangen hat, dann werden Nieswurz und Stechapfel und die anderen Verräter die Helden sein und Knopf und Primel die Schurken – du und ich natürlich auch, falls sich überhaupt jemand an uns erinnert. In fünfhundert Jahren wird es wahrscheinlich einen Gedenktag geben, an dem sie alljährlich unsere Hinrichtung feiern.«
    »Vielen Dank für die tolle Idee«, sagte Theo. »Scheiße, grade fällt mir was ein! Fünfhundert Jahre – Elfen leben doch ewig, oder? Das heißt, wenn Nieswurz gewinnt, wird er dann wahrscheinlich immer noch herumkrebsen, nicht wahr? Und mitfeiern.«
    »Niemand lebt ewig, wir werden nur sehr viel älter als die Menschen. Aber es stimmt, zu dem Zeitpunkt dürfte er zwar sehr alt sein, aber falls ihn niemand vorher umbringt, wird er wahrscheinlich auf dem Strohblumenplatz sitzen wie eh und je und zum fünfhundertstenmal zuschauen, wie unsere Puppen verbrannt werden.«
    Es war ein wenig beunruhigend, daß Kleiderhaken zwar allem Anschein nach tief und fest schlief, aber trotzdem keinen Laut von sich gab und sich nicht bewegte – nicht schnarchte, nicht zuckte. »Beantworte mir noch eine letzte Frage«, sagte Theo leise. »Sie ist rein hypothetisch, da ich wahrscheinlich morgen sowieso tot bin. Ich bin auch ein Elf, wenigstens behaupten das du und die andern. Heißt das, wenn ich keine Dummheiten mache und immer schön brav und unauffällig bin, dann kann ich auch tausend Jahre oder so leben?«
    Wuschel runzelte die Stirn. »Das ist schwer zu sagen, weil niemand umfassend einschätzen kann, was für Konsequenzen es hat, wenn einer in der Menschenwelt aufwächst. Du bist nicht ganz wie andere Elfen – einige der körperlichen Unterschiede habe ich seinerzeit bei den Tests in der Narzissen-Residenz gesehen. Deine Gesichtszüge und deine Statur haben eine kleine menschliche Vergröberung erfahren. Entschuldige den Ausdruck, Theo, aber du mußt wissen, was ich damit meine.«
    »Klar. Anders als die übrigen Blumentypen sehe ich nicht wie ein magersüchtiges männliches Model aus.«
    »Aber so anders bist du auch wieder nicht, deshalb ist das nicht sicher zu sagen. Laß mich überlegen – Kinder hast du keine, nicht wahr? Das macht einen großen Unterschied.«
    Einen Moment lang durchzuckte ihn die Erinnerung an die Schreckensnacht damals: Cat in ihrem blutgetränkten Bademantel, der überarbeitete Assistenzarzt in der Notaufnahme, der mit müder, lakonischer Stimme sagte: »Es ist natürlich eine Fehlgeburt. Die Gebärfähigkeit Ihrer Frau dürfte aber nicht bleibend beeinträchtigt sein, falls das in so einer Situation eine Hilfe ist.« »Nein«, sagte er. »Keine Kinder. Aber was hat das damit zu tun?«
    »Das weiß niemand mit Sicherheit. Zu dem Zeitpunkt, als man hier diese Dinge eingehend erforschen wollte, wechselten schon nicht mehr genug Menschen auf unsere Seite oder Elfen auf die Menschenseite über, so daß für eine gründliche Studie die Informationen fehlten. Aber der Überlieferung zufolge behalten Wechselbälge – bei den Menschen großgewordene Elfen – ihre elfischen Anlagen zum größten Teil, ob sie nun darum wissen oder nicht, bis sie ihrerseits Vater oder Mutter eines Kindes in der Menschenwelt werden. Was dann von den Anlagen noch übrig ist, und das kann alles sein vom ganzen Elfenwesen bis zu einzelnen elfischen Talenten und angeborenen Kenntnissen, das geht auf das Kind über und wird dabei von Generation zu Generation weniger. Zumindest ist das die landläufige Auffassung. Überprüfen konnten wir sie, wie gesagt, bislang nicht.«
    Theo seufzte. »Das heißt also, es könnte tatsächlich sein, daß ich tausend und mehr werde. Mit Glück.«
    Wuschel nickte. »Ich denke, ja.«
    »Na, wenigstens habe ich dann was, dem ich nachtrauern kann, wenn sie mich foltern und umbringen – nur so zur Ablenkung, nicht wahr?«
    »Wird eigentlich jeder so verkorkst, wenn er bei Menschen aufwächst?« fragte Wuschel.
    »Gibt es

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