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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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völlig überzeugend.
    »Da ist etwas dran«, erwiderte Nieswurz. »Aber er könnte sich auf meinen Befehl hin ein Auge ausreißen, ohne im mindesten etwas von seiner Nützlichkeit zu verlieren. Es wäre mir allerdings lieber, keine solche Schweinerei in meinem Büro zu haben, daher werde ich, wenn du mich weiter ärgerst, statt dessen einfach den Querz aus dem Fenster werfen. So, und damit genug mit dir geredet!«
    Apfelgriebs musterte ihn scharf – jedenfalls so scharf, wie ein Persönchen ihrer Größe den Herrn über ganz Elfien mustern konnte –, dann flitzte sie durchs Zimmer und landete auf Theos Schulter. »Komm da weg, Theo«, sagte sie. »Bitte.«
    »Du darfst jetzt vom Fenster zurücktreten«, erklärte Nieswurz, und da merkte Theo, daß ihm das plötzlich möglich war. Er wich ein paar Schritte zurück, da gaben endlich seine Knie nach, und er sank halb, halb fiel er zu Boden, wo er sich in den Teppich krallte, als ob der Raum sich jeden Moment zur Seite neigen und ihn zurück zum offenen Fenster und von dort ins Nichts befördern könnte.
    »Fürst Fingerhut und Fürst Stechapfel sind im Vorraum«, verkündete eine klirrende Automatenstimme.
    »Sie kommen spät. Sie mögen eintreten.« Nieswurz wandte sich an seinen schmollenden Sohn. »Bis auf weiteres sollten wir für Junker Veilchen oder wie er sonst heißen mag ein sicheres Quartier finden.«
    »Jawohl, Vater.« Der jüngere Nieswurz lebte ein wenig auf.
    »Aber nicht in den Laboren. Verstehst du? Mit ihm wird nicht herumexperimentiert. Ich habe sehr viel Wichtigeres mit ihm vor.«
    Die Tür ging auf, und zwei fein gekleidete Elfen kamen herein, beide hager, beide mit dem alterslosen reifen Aussehen, das, soweit Theo sagen konnte, darauf hindeutete, daß sie wenigstens ein paar hundert Jahre auf dem Buckel hatten. Einer hatte rotgoldene glatte Haare, die ihm bis auf den Kragen hingen – eine Frisur, die in jeder menschlichen Großstadt geckenhaft gewirkt hätte. Er trug ein großes Medaillon auf der Brust seines Maßanzuges, und sein Auftreten verriet eine gewisse Wachsamkeit, was bei einem Elf vielleicht als ein Anzeichen von Nervosität gewertet werden konnte. Der andere, dessen Haare so unnatürlich schwarz waren, daß sie gefärbt wirkten, auch wenn sie nicht schwärzer waren als sein spinnenseidener Anzug, und dessen buschige weiße Augenbrauen einen eigentümlichen Kontrast dazu bildeten, war offensichtlich Poppis Vater. Theo hatte nicht viel Sinn für etwas anderes als das unmittelbare Überleben, aber dennoch versetzte es ihm einen Schock, das Gesicht der Frau, die ihm inzwischen so viel bedeutete, in der steinernen Maske ihres Vaters wiederzuerkennen.
    Stechapfel musterte Theo nicht ohne ein gewisses Interesse. »Also das ist der Veilchenerbe. Viel her macht er ja nicht.«
    Deine Tochter hält wesentlich mehr von mir als von dir, alter Saftsack, hätte Theo am liebsten gesagt, aber natürlich brachte er es nicht heraus.
    »Bitte um Verzeihung, Nidrus«, sagte der mit den goldenen Haaren, der offenbar Fürst Fingerhut war. »Wir wurden aufgehalten. Die Straßen sind voll von Randalierern.«
    »Ich weiß.« Nieswurz machte eine abschätzige Bewegung mit seiner weißen Hand. »Wir werden den kleinen Goblin bald ausfindig gemacht haben. Eine abschreckende öffentliche Hinrichtung ist das beste Exempel für die Drückeberger und Taugenichtse, die unsere Straßen verstopfen.«
    Stechapfel warf ihm einen befremdeten Blick zu. »Hast du noch nicht gehört? Es sind nicht nur die Arbeitslosen und die üblichen Unruhestifter. Die Goblins sind im Aufruhr, Nieswurz, im Aufruhr! Sie haben überall im Stadtteil Sonnenschein Brände gelegt und strömen in Massen aus Goblinhausen heran. In diesem Augenblick haben Tausende von ihnen das Palais Neuer Hügel umzingelt und drohen, das Parlament niederzubrennen! Wenigstens zwanzig Schutzleute sind bereits getötet worden. Beim Hain, hast du den ganzen Tag keine Anrufe entgegengenommen?«
    Nieswurz wirkte zum erstenmal überrascht. »Wegen eines zerbrochenen Stocks? Willst du mir erzählen, daß irgendein alter Vertrag der einzige Grund war, weshalb die Goblins bis jetzt Ruhe gehalten haben?« Er drehte sich um und deutete mit einem Fingerschnalzen auf die Fenster. Der Blick von oben auf die Stadt leuchtete auf und verschwand, und an seiner Stelle gingen die Spiegel an und übertrugen Straßenbilder von wütenden Massen, die mit gepanzerten Schutzleuten kämpften. Theo hatte den Verdacht, daß es sich bei einem

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