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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sichtlich erschraken. Nieswurz sprach wieder Befehle in die Luft.
    »Und macht das Kind reisefertig. Ja, sofort. Wir werden gleich da sein.« Er drehte sich um und schritt zur Tür. Alle anderen, sogar die Blumenfürsten, schlossen sich ihm widerspruchslos an.
    Zwei Schutzleute schleiften Wuschel zur Tür. Zwei weitere machten Anstalten, Theo an den Armen zu packen, doch das war nicht nötig: Er trottete bereits hinter Fürst Nieswurz her wie ein Hund an einer unsichtbaren Leine. Einer der Schutzmänner schlug halbherzig nach Apfelgriebs, die auf Theos Schulter saß, doch sie schlüpfte unter seine Haare und schmiegte sich an seinen Hals. Theo wollte ihr noch etwas Tapferes und Bestärkendes sagen, doch er konnte nicht. Obwohl es den Anschein hatte, als kämen sie tatsächlich noch einmal aus der Nieswurz-Residenz heraus, was er vorher nicht für möglich gehalten hatte, war die Lage dennoch weiterhin hoffnungslos. Nidrus Nieswurz’ Zwingzauber lag auf ihm wie eine bleierne Decke – ein Gewicht, unter dem er noch gehen konnte, aber nur mit Mühe und Not.
     
    T heo verlor rasch die Übersicht über die Windungen und Abzweigungen der Flure, den in leeren Vorräumen aus dem Nichts auftauchenden Türen. Nach wenigen Minuten, in denen die Luft merklich wärmer geworden war, kam ihnen eine Gestalt im weißen Kittel entgegen. Für einen Elf legte er eine ziemliche Gemütsbewegung, um nicht zu sagen Nervosität an den Tag. »Mein Fürst! Ich hatte nicht erwartet… Das heißt, ich dachte, wir hätten noch mindestens bis morgen Zeit – die Vorzeichen wurden alle für den morgigen Tag befragt, die Glaskugel, die oneiromantischen Messungen …«
    Nieswurz würdigte ihn kaum eines Blickes. »Ist er bereit?«
    »Gleich. Er wird gerade zum Ausgehen angekleidet. Er war noch beim Essen – die Ankündigung kam ganz überraschend …«
    »Das wäre dann soweit alles, Kegel-Iris. Du kannst wieder an die Arbeit gehen.«
    Der Elf in Weiß wirkte immer noch aufgeregt. »Aber … aber, mein Fürst, wenn es heute stattfinden soll, wünschst du dann nicht, daß ich dich begleite? Den Jungen, meine ich natürlich. Er ist in so vieler Hinsicht … ich wollte sagen, ich habe so lange und hart gearbeitet, um …«
    »Wenn wir Erfolg haben, wirst du deinen Lohn erhalten. Geh jetzt.«
    Kegel-Iris blickte konsterniert, dann fuhr er sich mit den Händen durchs Haar, verbeugte sich und entfernte sich durch eine Tür. Nidrus Nieswurz verharrte unbewegt wie eine Statue, aber Fingerhut und Stechapfel war sichtlich ein wenig unbehaglich zumute, und Wuschel Segge ließ ein leises Wimmern hören, das nach Schmerz und Verzweiflung klang.
    Theo hatte das Gefühl, daß etwas über ihm schwebte wie eine Gewitterwolke und jeden Moment näher kam. Jede Zelle seines Körpers schien sich vor Furcht zusammenzukrampfen. Nur der feste Griff, mit dem ihn die Wächter an den Armen hielten, verhinderte, daß er wie ein nasser Sack auf den Boden schlug. Es kommt. Es war jetzt sehr nahe. So unausweichlich war die Begegnung, daß ihm übel wurde. Das Wesen, das auf mich gewartet hat. Das Wesen in meinen Träumen …
    Die Tür ging auf, und zwei Elfinnen führten eine überraschend kleine Gestalt heraus, die mit ihrem dicken Kapuzenmantel und ebenso schweren Hosen und Schuhen aussah wie ein Kind, das zu einer elfenländischen Arktistour aufbrechen will. Die Haut der Frauen glänzte feucht; ihre Bewegungen waren träge und ihre Augen schwer, so als ob sie unter Drogen stünden, doch als sie den Mantel und die Kapuze ein letztes Mal richteten, schienen sie peinlich darauf bedacht zu sein, die kleine Gestalt ja nicht direkt zu berühren. Theo wußte genau, wie ihnen zumute war, denn auch er wollte nichts sehnlicher, als zwischen sich und diesem kleinen, schweigenden Wesen Abstand zu schaffen.
    »Braucht er sonst noch irgend etwas?« fragte Nieswurz mit leiser Ungeduld. »Die Zeit drängt.«
    Die Kapuze fiel nach hinten, und zutage kam ein rötliches Kindergesicht mit braunen Locken. Trotz seiner Todesangst blieb Theos Aufmerksamkeit einen Moment lang an einem Detail hängen, einem kleinen Blutfleck an der Unterlippe des Jungen und dem winzigen Arm und der Flügelspitze, die noch aus dem Mund hervorschauten. Der Junge schnappte danach, kaute, schluckte und setzte dann ein widerwärtiges zufriedenes Lächeln auf.
    »Ich bin soweit, Stiefvater.« Die braunen Augen wanderten von Nieswurz zu Theo. »Und da bist du endlich, mein … Halbbruder. Wir begegnen uns von Angesicht zu

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