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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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geschrumpft zu einem gigantischen Gasofen und im anderen zu einem kalten, runden Stein, auf dem Männer in Taucheranzügen Golfschläger schwingen und versteifte amerikanische Flaggen aufpflanzen, kann ich natürlich nicht sicher sagen. Vielleicht will ich es gar nicht wissen. In der Stadt, die ich Neu-Erewhon nenne, und überhaupt in ganz Elfien sind Sonne und Mond genau das, wofür wir Menschen sie so lange gehalten haben, nämlich die himmlischen Geschwister, die über uns wachen.
    Jedenfalls war ich auf dem Heimweg von der Levkojen-Residenz und ging durch die Webergasse, über der ständig Wolken zu hängen scheinen, was aber vielleicht nur von den Schatten der viel höheren umstehenden Gebäude kommt. (Auf jeden Fall ist die Dunkelheit den Spinnen in ihren künstlichen Wäldern förderlich, wo sie in einem fort ihre überaus elegante Seide spinnen, die der Adel der Stadt als Kleidungsstoff bevorzugt.) Während ich kurz vor einem der Geschäfte verweilte und in das erleuchtete Schaufenster blickte, hörte ich zu meiner Überraschung hinter mir einen Ruf, und als ich mich umdrehte, sah ich den jungen Caradenus Primel auf mich zugewankt kommen. Er war im allgemeinen ein ernsthafter junger Mann, wie es der Wichtigkeit seiner Familie entsprach, die zu den Sieben gehört, doch in dem Moment machte ihm die Wirkung des Mondbranntweins sichtlich zu schaffen. Zwei telleräugige Kobolde stützten ihn links und rechts an den Ellbogen. Die robusten kleinen Kerle schienen selber nicht schlecht getankt zu haben, vertrugen aber offensichtlich mehr als der junge Stammhalter des Hauses Primel, dem es nicht ganz leichtfiel, mir zu erklären, wohin er unterwegs war und warum er unbedingt wollte, daß ich mitkam, denn er fiel sich immer wieder selbst mit Liedfetzen ins Wort …
     
    Draußen vor dem Fenster knackte es. Theo zuckte zusammen und spähte hinaus. Ein dunkler Schatten verschwand gerade um die Ecke der Hütte – mit ziemlicher Sicherheit die Hinterhand eines Hirsches. Er wandte sich wieder dem Buch zu, doch sein Konzentrationsfaden war gerissen. Er blätterte ein, zwei Seiten vor. In seinem wortreichen, weitschweifigen Stil schien Großonkel Eamonn sich an die Schilderung einer Bordellszene heranzuarbeiten, was vielleicht nicht uninteressant war, aber Theo las bereits eine geschlagene Stunde und verspürte eine innere Unruhe. Er legte das Buch weg, nicht nur aus Ungeduld mit der altväterlichen Art der Darstellung, sondern auch weil die Geschichte, aller Phantastik zum Trotz, auf einmal eine starke Unzufriedenheit mit seiner eigenen Situation in ihm weckte.
    Daß ich nie ins Elfenland komme, versteht sich von selbst, aber denk doch mal an die ganzen andern Länder, die er gesehen hat, wirkliche Länder wie China und Afrika. Mit dem Geld, das ich habe, könnte ich richtig was unternehmen, und was mache ich? Ich sitze mutterseelenallein in einer kleinen Hütte, zwanzig Meilen von meinem Geburtsort entfernt.
    Er nahm seinen Helm vom Stuhl an der Tür und brach zu einer Spazierfahrt auf.
     
    O rdentlich durchgepustet und angeregt von den zwei Bieren, die er in einer Straßenkneipe am Fuß der Berge getrunken hatte, wie auch von dem Gespräch mit dem Barkeeper über das Boot des Mannes und die Probleme, die er damit hatte, brummte Theo im niedrigen Gang die steile Zufahrt hinauf. Das Gespräch war zwar nicht übermäßig spannend gewesen, aber wenigstens hatte er sich mit einem lebendigen Menschen unterhalten, was in den letzten paar Tagen nicht häufig vorgekommen war. Auf einmal stutzte er, denn vor der Hütte stand ein unbekannter Wagen. Im ersten Moment dachte er, Johnny könnte sich ein Auto geliehen haben, um ihn zu besuchen, doch der dunkelhaarige Mann mit dem kurzärmeligen blauen Hemd und der Krawatte war ein Fremder. Theo schätzte ihn auf über vierzig und hatte den Eindruck, daß er regelmäßig in einem Fitness-Studio trainierte.
    »Sind Sie Theo Vilmos?«
    Theo nickte. »Kann ich was für Sie tun?«
    »Vielleicht. Jedenfalls würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen.« Er zog seine Brieftasche heraus und hielt ihm eine Marke hin, eine aus Film und Fernsehen derart vertraute Geste, daß Theo sie zunächst gar nicht ernst nehmen konnte. »Ich bin Detective Kohler von der San Franciscoer Polizei. Haben Sie einen Moment Zeit?«
    »Sicher.« Die zwei Bier fühlten sich plötzlich wie mehr an. Er hoffte, daß er gerade stand. »Kommen Sie rein. Ziemlich weiter Weg, was?«
    »Ich habe Hörbücher im Auto.« Der

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