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Der Blut-Mythos

Der Blut-Mythos

Titel: Der Blut-Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesicht, die Haare, dann tauchte sie wieder auf, schüttelte den Kopf und rutschte auf ihrer Unterlage noch weiter nach hinten.
    Alles was recht war, ihr Körper konnte sich sehen lassen. Marita war nicht zu schlank, doch durchproportioniert und tatsächlich sonnenbraun bis auf den kleinen Streifen an der Hüfte.
    Sie schlug die Arme nach hinten. Wieder spritzte das Wasser auf, als hätte jemand wertvolle Steine in die Luft geschleudert. Die Strömung war recht stark, sie trieb den Körper sogar mit, und Marita ging dagegen nicht an.
    Sie hatte ihren Spaß. Ihre Fröhlichkeit steckte auch mich an und ließ mich vergessen, was hinter uns lag und wo wir uns eigentlich befanden.
    Marita drehte sich auf den Bauch und präsentierte mir ihren Rücken. Sie hatte wieder eine etwas tiefere Stelle gefunden, konnte eintauchen, hielt den Kopf aber über Wasser, nur die Arme und die Hände waren verschwunden.
    Sie lachte noch immer, wenn auch nicht so laut. Doch plötzlich verstummte ihr Lachen.
    So abrupt, daß ich mißtrauisch wurde. »Was ist denn?« rief ich ihr vom Ufer aus zu.
    Liegend drehte Marita den Kopf und schüttelte ihn dann. Ihr Mund verzerrte sich. Sie lag so still wie möglich, aber sie bewegte dabei ihren rechten Arm.
    Den zog sie hoch.
    Durch das Sonnenlicht konnte ich nicht viel erkennen. Es blendete zu stark. Erst als Marita ihre Hand aus dem Wasser gezogen hatte, da sah ich, was sie festhielt.
    Ich fror ein, sie ebenfalls.
    Die Finger ihrer rechten Hand waren in den Haaren eines menschlichen Kopfes vergraben…
    ***
    Auf einmal war alles anders. Da konnte uns auch das Sonnenlicht nicht mehr erfreuen, auch nicht der herrlich blaue Himmel. Der so munter dahinsprudelnde Bach war zu einem Todesfluß geworden, und Marita sah aus wie Skulptur, die im Wasser kniete und nicht mehr wußte, ob sie es verlassen sollte oder nicht.
    Sie hielt den Kopf an den Haaren fest. Ob Zufall oder nicht, jedenfalls hatte sie ihn so gedreht, daß mich das Gesicht anschauen konnte. Ein verzerrtes Gesicht, zugleich ein leeres, bei dem die Augen sich weit nach vorn geschoben hatten, als wollten sie im nächsten Augenblick aus den Höhlen fallen.
    Der Mund stand ebenfalls offen. In ihm hatte sich Wasser gesammelt, das jetzt in zwei Rinnsalen hervorfloß. Blut war nicht zu sehen, auch den Körper hatte ich nicht entdeckt, es war eben nur dieser schaurige Kopf, den Marita gefunden hatte.
    Dann schrie sie.
    Endlich, mußte man schon sagen. Der Schock hatte sich gelöst. Sie war vom Lachen in das andere Extrem gerissen worden, und ihre Schreie gellten in meinen Ohren nach. Sie zerrissen die Stille, peitschten über das Wasser hinweg, und sie schafften es, in mir eine eisenharte Starre zu erzeugen.
    Ein Schütteln durchraste ihren nackten Körper. Dann schleuderte sie plötzlich mit einer wilden Arm und Handbewegung den Kopf von sich, genau in meine Richtung.
    Es mochte Zufall sein, bestimmt hatte sie es nicht extra gemacht, aber der Kopf hätte mich beinahe getroffen. Ich konnte mich soeben noch zur Seite drehen, dann landete er dicht hinter mir mit einem dumpfen Aufschlag am Boden.
    Marita schrie nicht mehr. Sie jammerte nur noch. Sie zitterte jetzt am gesamten Körper, bestimmt nicht nur wegen des kalten Wassers. Sie mußte den Bach verlassen, beugte sich dabei vor und kroch auf allen vieren dem Ufer entgegen.
    Ich wollte ihr helfen und trat selbst in den kalten Bach hinein. Ich bewegte mich gebückt, denn unter mir war es glatt, aber ich konnte Marita trotzdem gut anfassen und zog sie ans sichere Ufer, wo sie zusammengebrochen wäre, hätte ich sie nicht abgefangen.
    Ich kniete selbst noch und hielt die kniende Marita fest, auf deren Körper sich das Wasser in zahlreichen Tropfen gesammelt hatte.
    Sie sprach zu sich selbst und auch zu mir. Was sie allerdings sagte, konnte ich nicht verstehen. Ihre Worte gingen immer wieder in Schluchzen unter.
    Die Sonne brannte nach wie vor vom Himmel. Für Marita hatte sie einen Vorteil. So wurde ihr nasser Körper schnell getrocknet. Ich rieb dabei über ihren Rücken hinweg und versuchte auch, sie mit Worten zu beruhigen, was natürlich nicht einfach war. Ich glaubte auch nicht, daß sie mir noch zuhörte.
    Schließlich drückte sie selbst sich zurück. Aus kurzer Distanz schauten wir uns an. Vorhin, als Marita noch im Bach gebadet hatte, da hatte ich die Panik in ihren Augen gesehen. Dieser Ausdruck war jetzt verschwunden, aber auch die entstandene Leere gefiel mir nicht.
    Ich schüttelte sie leicht

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