Der Blut-Mythos
kann ich Genaues sagen.«
Sir James warf dem angestrahlten Ort noch einen längeren Blick zu und bedankte sich bei Cody für die Information. »Das war es zunächst einmal«, fügte er hinzu. »Ich werde später auf Sie bestimmt zurückkommen, Mr. Cody.«
»Klar, Sir.« Etwas verwundert zog sich der Feuerwehrmann zurück.
Sir James, Shao und Suko blieben zu dritt vor der Absperrung stehen. Noch immer hing der Brandgeruch in der Luft. Da kaum Wind herrschte, war er kaum zu vertreiben gewesen.
»Dort also hätte John Sinclair sterben sollen«, formulierte er und nickte dabei. »Brandbeschleuniger, eine Brandbombe oder was auch immer. Sie haben es ja in Ihrem Telefongespräch erwähnt, Suko. Und Sie bleiben auch dabei, daß Sie ihn gesehen haben?«
»Sie meinen Mallmann?«
»Wen sonst?«
»Ja, er ist es gewesen.«
Sir James nahm die Brille ab und rieb seine Augen. Sie waren zu empfindlich dem Geruch gegenüber. »Aber John ist nicht allein gewesen, wie Sie ja sagten. Da sollte noch jemand anderer getötet werden. Einer, der John um Hilfe bat.«
»Dieser unbekannte Blut-Mythos, dieser Vampir, den John auf dem Rummel hatte treffen wollen.«
»Was eintraf.«
»Richtig, Sir. In der Geisterbahn.«
Sir James verzog die Lippen. »Ein wirklich außergewöhnlicher Ort für ein derartiges Treffen.«
»Das kann sein, aber nicht ohne Grund. Was wir noch von John haben erfahren können, hat uns schon aufhorchen lassen. Diesen Vampir hat er doppelt gesehen. Besser gesagt, es gab ihn zweimal.«
Sir James rückte die Brille zurecht. »Lebend?«
»Nein. Auch als Hologramm.«
»Aha. Aber Sie wissen nicht, welchen Zusammenhang es zwischen dem echten und dem unechten Vampir gibt?«
»Nein, noch nicht.«
»Wie sahen sie aus? Hat John Ihnen das Aussehen beschrieben?«
»Ja, Sir. Es bringt uns nicht viel weiter. John sprach von alt und zugleich alterslos.«
Der Blick, der Suko erwischte, war beinahe strafend. »Lassen wir das mal so stehen. Wichtiger für uns ist auch der Brand. Sie bleiben dabei daß keine Toten gefunden wurden?«
»Nicht nur wir, Sir, auch Mr. Cody ist der Ansicht.« Suko wies über die Absperrung hinweg. »Auch bei einem Brandbeschleuniger bleiben Rest zurück, darüber gibt es keinen Zweifel. Aber es wurde nichts entdeckt, was in diese Richtung hinwies. Keine menschlichen Reste.«
»Das heißt also, daß John Sinclair und wer immer sich in dem Wagen aufhielt, verschwunden sind.«
»So müssen wir das sehen.«
Sir James räusperte sich. »Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie so etwas möglich sein könnte? Sie werden sich ja kaum in Luft aufgelöst haben.«
»Sicher.«
Sir James wartete auf eine weitere Erklärung. Als keine erfolgte, wandte er sich an Shao. »Haben Sie eine Idee?«
»Nein, ich auch nicht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie John verschwunden ist. Den Wagen verlassen hat er jedenfalls nicht.«
»Das wissen Sie genau? Ich frage bewußt noch einmal nach.«
»Wir hätten es sehen müssen, Sir«, sagte Suko. »Wir waren einfach zu dicht dabei.«
»Möchten Sie darüber spekulieren, wo er sich befinden könnte?«
»Nein, auf keinen Fall. Ich kann es mir nicht vorstellen. Und Shao ergeht es ebenso.«
»Denken Sie nicht an ein Dimensionstor, Suko?«
Der Inspektor wiegte den Kopf. »Ja und nein. Okay, daran habe ich schon gedacht. Es könnte durchaus so gewesen sein, und es hilft uns auch innerlich weiter, darauf zu hoffen. Es kann zudem sein, daß dieser andere Vampir John beschützt und für seine Rettung gesorgt hat. Das liegt alles im Bereich des Möglichen. Nur würde es uns schon viel helfen, wenn es uns gelingt, eine Spur aufzunehmen.«
»Aber nicht hier.«
»Richtig, Sir. Mir will diese Geisterbahn nicht aus dem Kopf, wo John ja dieses Pendant zu dem alten Mythos gesehen hat, und zwar als Hologramm. Das ist bestimmt nicht von ungefähr erschaffen worden. Da muß sich jemand etwas dabei gedacht haben. Möglicherweise eine Person, die gut Bescheid weiß.«
»Der Besitzer.«
»An den dachte ich.«
Sir James überlegte nicht lange. Er nickte. »Gut, es ist wohl die einzige Chance, die uns bleibt.« Er drehte sich und schaute dorthin, wo der Rummel lief. Der Trubel würde noch bis weit nach Mitternacht gehen. Die entsprechenden Konzessionen waren vergeben worden. Über der Kirmes sah der Himmel immer bunter aus. In der tiefblauen Dunkelheit traten die Lichter deutlicher hervor. Da war ein wirrer Maler dabei, dem Himmel Farbe zu geben, als wäre
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