Der Blut-Pirat
warteten Franco und Marco. »Ihr bleibt in der Nähe. Wenn es Veränderungen gibt, die den anderen betreffen, gebe ich euch Bescheid.«
»Si!«
Costello war froh, als ihn der Lift wieder nach oben brachte, auch wenn ihm wiederum eine nicht sehr angenehme Begegnung bevorstand, denn er rechnete minütlich mit dem Erscheinen der beiden Geisterjäger Sinclair und Suko.
Im Wohnraum angekommen, griff er zum Wasser. Er verdünnte es mit Rotwein. Diesen Schluck hatte er sich verdient.
Mit dem Glas in der Hand wanderte er wieder auf das Fenster zu. Er liebte den Anblick des Meeres, denn die See gab ihm immer das Gefühl von Freiheit, die er trotzdem nicht richtig genießen konnte, weil er immer auf der Hut sein musste.
Die Sonne hatte sich zurückgezogen. Zwar dämmerte es noch nicht, aber aus westlicher Richtung waren Wolkenformationen herangetrieben worden. Hellgrau, aber nicht sehr dick, eher mit einer auseinandergezogenen Decke zu vergleichen.
Für Costello war dies nichts Neues, er hatte es in den letzten Tagen immer wieder erlebt, doch diesmal nahm er es nicht so einfach hin, denn die herantreibenden Wolken drückten etwas von seiner Stimmung aus, die in ihm steckte.
Er spürte zwar keine Angst, aber das Walnuss-Gefühl drängte sich stärker denn je auf.
Lag es nur an seinem Besuch bei Rabanus?
Das wollte er nicht so ohne weiteres unterschreiben. Es musste die gesamte Situation sein, die ihn so beunruhigte. Seine Augen verengten sich zuerst, dann aber weiteten sie sich, und er konnte die Bewegungen der Vögel erkennen, die sich nahe der Wolken tummelten und manchmal so aussahen, als wollten sie in das dicke Grau hineintauchen.
Große Vögel – sehr große sogar…
Er runzelte die Stirn und dachte daran, dass sie eigentlich zu groß und mächtig waren.
Riesige Schwingen und…
Costello schluckte.
Vielleicht Fledermäuse?
Sofort wusste er Bescheid, denn er gehörte zu denjenigen Menschen, die Fledermäuse in einen direkten Zusammenhang zu den Vampiren stellten. Und einen Vampir beherbergte er in seinem Keller. Sollte dieser Blutsauger vielleicht Helfer bekommen haben?
Das wäre irgendwie logisch, aber nicht nachvollziehbar. Komischerweise nicht in seiner Situation. Er wollte daran nicht glauben und überlegte, ob diese Riesenfledermäuse nicht gekommen waren, um ihm eine Falle zu stellen. Möglich war alles.
Die Walnuss, dachte er, die verdammte Walnuss…
Dann läutete das Telefon. Es lenkte ihn ab. Er vergaß die Vampire, um zu erfahren, was passiert war.
Man meldete ihm zwei Besucher.
John Sinclair und Suko!
»Ja!« knirschte er. »Schafft die beiden herein. Und haltet euch in Bereitschaft…«
***
Ich gehöre nun wirklich nicht zu den neidischen Menschen. Doch was sich Costello da hatte hinsetzen lassen, das konnte schon Neid erzeugen. Es war ein prächtiges Haus, auch nicht zu protzig, was mich wiederum wunderte. Weil es eben nicht so hoch gebaut war, passte es sich der Gegend an, und man hatte zudem einen wunderbaren Blick über das Meer.
Ich war nicht sauer, weil sich jemand ein derartiges Haus leisten konnte, ich ärgerte mich allein darüber, mit welch einem Geld es errichtet worden war.
Auf dem Rücken unendlichen Leids und zahlreicher Toter, die letztendlich auf das Gewissen des Mafioso gingen.
»Ich weiß, was du denkst, John«, sagte Suko, »aber trage es mit Fassung, sonst verlierst du noch die Beherrschung.«
»Ich bin nahe daran.«
Costello hatte die Halbinsel zum Land hin durch einen Zaun gesichert.
Ein hellweiß gestrichener Zaun, der sich vom Grün der Umgebung wunderschön abhob. Weniger schön war der Typ am Tor, der sich erhob, als er unseren Rover langsam auf das Ziel zufahren sah.
Er schaute ziemlich finster aus der Wäsche. Selbst sein buntes Hemd ließ ihn nicht fröhlicher aussehen.
»Ich steige mal aus«, sagte Suko, als ich stoppte.
»Okay.«
Mein Freund ging auf das Tor zu und unterhielt sich mit dem Knaben. Ich wartete und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkradring. In mir tobte eine Unruhe, über die ich mich ärgerte. Es war nicht nur das Problem Rabanus, auch andere kamen hinzu, denn ich dachte an Mallmann und auch an Logan Costello.
Lange Zeit hatten wir von ihm nichts gehört, aber er war da, er würde immer da sein, und wenn er in der Versenkung verschwand, wurde es gefährlich. Oft genug hatten wir versucht, ihn zu Boden zu drücken, es war uns nicht gelungen, wir hatten ihm nur hin und wieder ein Bein stellen können, was ausreichte, um einen
Weitere Kostenlose Bücher