Der Blut-Pirat
ausgemacht, doch er hatte den Kontakt mit den Schwarzmagiern verloren, sie waren nur mehr böse Erinnerungen, und er musste sich jetzt wieder eingewöhnen.
Die Tür quietschte, als er sie aufzog. Costello bekam eine Gänsehaut. Er biss sich für einen Moment auf die Unterlippe, der Mund zuckte dabei, aber er machte weiter.
Als die Tür zu den Gitterstäben einen rechten Winkel bildete, ging er einen Schritt vor und sprach Rabanus an. »Du kannst jetzt kommen. Man wartet auf dich. Ich gebe dir die Freiheit. Du hast einen mächtigen Beschützer. Er will, dass du alles aus dem Weg räumst, was dir gefährlich werden könnte. Töte deine Feinde, Rabanus.«
Ob ihn der Blut-Pirat verstanden hatte, wusste Costello nicht. Er war nur froh, als ein Ruck durch die Gestalt des Wesens glitt, und sich der Blut-Pirat dann erhob.
Zuckend stand er auf. Er schüttelte sich und schleuderte mit einer wilden Bewegung seinen Hut zur Seite, als würde ihn diese Kopfbedeckung stören.
Das Haar des uralten Vampirs sah grau wie kalte Asche aus. Ebenso grau wie die Haut, die mehr an ein glattes Fell erinnerte. Nur die Pupillen waren dunkler. Costello erinnerten sie an schwarze Tropfen, die jemand in die Augenhöhlen getupft hatte.
Rabanus ging.
Es war mehr ein Schleichen, und kaum ein Laut entstand, als er seine Füße bewegte. Er glich einem Raubtier, das auf der Suche nach Beute war, und er verströmte dabei eine Aura, die an Gefahr und exzessive Gewalt erinnerte.
Als Costello den Blick auf sich gerichtet sah, schwankte er für einen Moment. Er fragte sich, ob er alles richtig gemacht hatte, winkte dann mit beiden Händen ab und machte sich so selbst Mut.
Rabanus schlich an ihm vorbei.
Da bewegte sich nicht einmal die Luft, nur ein alter, widerlicher, kaum zu ertragender Geruch hing in seinem Körper oder in seiner Kleidung fest.
Costello kam damit nicht zurecht, weil er so etwas noch nicht gerochen hatte, und er schüttelte sich, als würden kleine Eiskörner über seinen Rücken rinnen.
Rabanus verließ die Zelle.
Im Gang blieb er stehen, drehte sich um und bekam mit, wie der Mafioso die Tür schloss.
Dann berührte Costello den anderen. Er erschrak über seinen eigenen Mut, doch Rabanus reagierte nicht darauf. Anders als Costello selbst, der den Eindruck gehabt hatte, in kalten Schlamm zu fassen. So weich und auch widerlich hatte sich die Haut angefühlt.
»Komm mit!« Ob Rabanus ihn verstand, wusste er nicht, aber er gehorchte ihm. Folgsam wie ein gut dressierter Hund trottete der Blut-Pirat hinter ihm her.
Costello wusste nicht genau, wie es weiterging, weil er keinen Plan hatte. Jedenfalls musste er aus dem Keller heraus und in die oberen Etagen. Dort konnte sich Rabanus entscheiden, ob er im Haus bleiben oder es verlassen wollte.
Im Lift standen sie sich gegenüber. Der Blick des Blut-Piraten war unruhig geworden. Damit steckte er auch Costello an, der sich nicht auf einen bestimmten Punkt konzentrieren konnte und des öfteren ins Leere schaute, nur um den Blick der grausam-kalten und doch irgendwie leeren Vampiraugen zu entwischen.
Sehr bald endete die Fahrt, und darüber war Logan Costello froh. Dieses Walnuss-Gefühl hatte sich im Fahrstuhl noch mehr verstärkt. Es ließ erst etwas nach, als sie die Kabine in seiner Etage verließen. Costello sah einen seiner Männer in der Nähe stehen. Nach einem raschen Wink von ihm verschwand der Wächter. Costello wollte seinem Begleiter keine Chancen geben, an frisches Blut heranzukommen.
Sein großer Wohnraum schien ihm am besten geeignet zu sein, um sich dort aufzuhalten.
Rabanus blieb hinter ihm.
Seine Schritte waren kaum zu hören. Er schien den Boden kaum zu berühren. Costello hatte noch nie jemanden erlebt, der sich so lautlos bewegen konnte.
Erst im großen Wohnraum atmete der Mafioso auf. Er drehte sich um und stellte fest, dass Rabanus von ihm keine Notiz nahm. Er durchmaß den Raum wie ein Polizist, der eine Durchsuchung vornahm. Überall schaute er hin, nichts blieb ihm verborgen. Die Arme hatte er leicht vorgestreckt, die Hände waren gespreizt, und die Finger bewegten sich nach vorn und wieder zurück.
Er tastete, er suchte, er nahm die Atmosphäre in sich auf.
Möglicherweise brauchte er auch frisches Blut, und dann ging er auf das breite Fenster zu.
Es war zwar ein Fenster, aber ein besonderes, denn die gewaltige, aus Panzerglas bestehende Scheibe ließ sich auch im Boden versenken.
Dahinter lag ein Garten wie eine wundervolle Landschaft. Sie reichte
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