Der Blut-Pirat
das Steuer aus der Hand genommen.
Der Höllenfürst hatte ihm nicht von den Gefahren erzählt, die mit einer Erweckung des uralten Blutsaugers verbunden gewesen waren, und nun hatte er diesen Blut-Piraten im Haus.
Er hätte ihm gern die beiden Bullen als Opfer zugeführt, doch das wäre zu riskant und auch nicht einfach gewesen, zudem musste sich der Capo um andere Dinge kümmern.
Er hatte immer wieder an die ungewöhnlichen Flugtiere denken müssen, die nahe des Hauses geflogen waren. Keine Vögel, dazu waren sie zu groß gewesen. Costello konnte sich vorstellen, dass diese Wesen – für ihn waren es Fledermäuse – ausgeschickt worden waren, um ihn unter Beobachtung zu halten.
Das waren keine Helfer, die auf der Seite des Blut-Piraten standen. Die gehörten zu jemandem, der den Blut-Piraten bekämpfte, und Costello wusste nicht, wer von den beiden der Stärkere war. Zudem fürchtete er sich davor, zwischen die Mahlsteine zu geraten, wo er eine weitere Gefahr ebenfalls nicht aus den Augen lassen durfte, nämlich die beiden Bullen Sinclair und Suko.
Sie mischten wieder mit! Ausgerechnet sie!
Er ballte seine Hände, als er an sie dachte und dabei das Meer und den Himmel beobachtete.
Plötzlich schrak er zusammen. Draußen war ein Schatten über die Scheibe geglitten. Ein zuckendes, schwarzgraues Etwas, als hätte jemand ein Tuch in die Höhe geworfen.
Kein Vogel, bestimmt nicht. Eine Riesenfledermaus, ein Vampir, die sich tatsächlich schon nahe an das Haus herangewagt hatte. Für den Mafioso war es ein Zeichen, seinen verbrecherischen Grips besonders anzustrengen. Es war niemand da, der ihm die Entscheidung abnahm.
Auf einen Helfer konnte er sich nicht verlassen, der hatte sich zurückgezogen. Es kam jetzt einzig und allein auf ihn an, damit er auch das Richtige tat.
Costello öffnete das Fenster nicht, um nachzuschauen. Dieser eine Vorgang hatte ihm völlig ausgereicht. Er stellte sich nur so hin, dass er nach links und rechts blicken konnte, aber das Wesen war verschwunden. Eingetaucht in das Grau der allmählich herankommenden Dämmerung des Abends. Trotz Klimaanlage, die für angenehme Temperaturen sorgte, schwitzte Costello. Das Gefühl, eine Walnuss zu sein, hatte sich noch mehr verstärkt. Er spürte schon den Druck von beiden Seiten. Diesmal befand er sich in einer Situation, wie er sie lange nicht mehr durchgemacht und erlebt hatte. Er war gezwungen, etwas zu tun und sich gegen einen Feind zu stellen, den er nicht kannte. Wer stand auf seiner Seite?
Da konnte er hin und her überlegen, zu einem Ergebnis kam er kaum.
Doch, es gab einen. Zumindest hoffte Costello, dass ihm Rabanus positiv gegenüberstand. Bisher hatte er nicht einmal den Versuch unternommen, ihn anzugreifen, und so etwas ließ hoffen.
Also selbst etwas tun. Nicht warten, bis andere die Initiative vollends übernommen hatten.
Er drehte sich um und ging durch den großen Raum. Völlig allein kam er sich vor, aber das war er eigentlich immer, doch in diesem Fall wirkte es irgendwie schlimmer.
Costello dachte an Rabanus. Der Blut-Pirat lauerte im Keller. Er befand sich jetzt noch hinter Gittern. Da er ein Vampir war, würde er auch wie ein Vampir handeln und versuchen, an das Blut der Menschen heranzukommen.
Oder konnte er bei dieser Bestie vielleicht auf eine gewisse Loyalität hoffen? Costello wusste es nicht. Niemand konnte ihm darauf eine Antwort geben. Er musste die Theorie beiseite schieben und sich um die Praxis kümmern.
Das hieß, hinunter in den Keller fahren und Rabanus freilassen. Das Monstrum musste sich einzig und allein auf seinen Instinkt verlassen, der sich hoffentlich auf seine echten Feinde konzentrierte.
Costello würde ihn freilassen, weil er einfach davon ausging, dass es besser war, wenn sich Rabanus im Garten aufhielt und Jagd auf die Fledermäuse machte.
Mit ihm würden sie nicht so leicht fertig werden!
Costello lächelte. Er fand seinen Plan plötzlich gut und holte sich den Lift heran…
***
Ich spürte eine wahnsinnige Wut in mir hochsteigen. Einen Zorn, der kochte und sich in Hass verwandelte.
Es gibt nicht viele Personen, bei denen ich rot sah, aber Dracula II gehörte dazu. Ich musste mich davor hüten, meine Gedanken rückwärts laufen zu lassen, um daran zu denken, welchen Ärger uns dieses Wesen schon bereitet hatte.
Auch Suko dachte ähnlich wie ich, denn ich hörte, wie er leise aufstöhnte. Dann erreichte mich sein Flüstern. »Es könnte sein, dass die Lage nie mehr so günstig wird
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