Der Blutengel
Augenbrauen und wandte sich an mich. »Stimmt das, Sir?«
»Natürlich nicht. Sie ist tot, das stimmt schon, aber ich habe sie nicht umgebracht. Sie war bereits auf eine gewisse Art und Weise tot, als ich den Raum betrat.«
Mrs. March lachte schrill. »Haben Sie das gehört?«, schrie sie. »Sie soll schon tot gewesen sein oder so gut wie tot, als er das Zimmer betrat.«
»Ja, das habe ich.«
»Und?«
»Ich denke, dass ich dem Kollegen glauben kann. Ich weiß nicht, ob Sie John Sinclair kennen, aber beim Yard nehmen er und sein Kollege Suko schon eine Sonderstellung ein, denn sie beschäftigen sich mit Fällen, die außerhalb der Normalität stehen. Deshalb glaube ich ihm mehr als ihnen, Madam.«
»Das ist unerhört, das ist...« Sie tobte noch, was uns nicht weiter störte. Ich führte den Kollegen zum Bett. Er schaute sich die Leiche aus der Nähe an und meinte: »Es ist keine Gewaltanwendung festzustellen, Mr. Sinclair.«
»Sehr richtig.«
»Wie kam sie dann um?«
»Lassen wir das. Bleiben wir bei einem Herzschlag, die Wahrheit würden Sie nicht begreifen. Sorgen Sie dafür, dass die Tote abtransportiert wird. Unsere Pathologen werden sich mit Helen Spride beschäftigen. Sollten Sie irgendwelche Probleme bekommen, wenden Sie sich bitte an Superintendent Powell.«
»Danke, Sir, das werde ich tun.«
Hatten wir verloren oder nicht? Es sah danach aus, aber ich wollte so leicht nicht aufgeben. Als ich Suko anschaute, nickte er mir zu und fragte: »Ziehen wir uns zurück?«
»Ja, hier braucht man uns nicht mehr.«
Ich verabschiedete mich von den Kollegen und ging auf die offene Tür zu. Mrs. March hatte das Zimmer verlassen, aber sie stand an der Wand, der Tür direkt gegenüber, wie ein weiblicher Zinnsoldat.
Aus kalten Augen schaute sie uns an. »Sie können sagen, was Sie wollen, Sinclair, aber für mich bleiben Sie der Mörder!«
»Das bleibt Ihnen unbenommen.« Ich lächelte sie kalt an. »Aber machen Sie sich nicht zu viele Gedanken darüber, sonst ersticken Sie letztendlich daran.«
Scharf drehte sie sich zur Seite. Mir war egal, was sie alles dachte, denn ich warf froh, den Laden hier verlassen zu können, in dem es jetzt nicht mehr so ruhig war, denn die Geräusche und auch das Eintreffen der vier Uniformierten war aufgefallen. An neugierigen Frauen, die vor ihren Zimmern standen, ging ich vorbei ohne ein Wort zu sagen und war froh, wieder frische Luft schnappen zu können.
Der Fall aber war noch nicht gelöst – leider...
***
Wir entdeckten in der Nähe einen Hinweis auf ein kleines Gartenlokal. Den Rover fuhr ich, denn Suko hatte seinen BMW leider am Krankenhaus stehen lassen müssen.
Mein Freund schlug vor, zu dem Lokal zu fahren, um dort eine kurze Pause einzulegen, was Iris begeisterte, denn sie sprach von ihrem großen Durst, der sie quälte.
»Sogar ein Bier würde ich jetzt trinken«, sagte sie, »und dass soll bei mir schon etwas heißen.«
Ich allerdings wunderte mich über Suko’s Vorschlag. Ich konnte mich nicht daran erinnern, von ihm so etwas schon mal gehört zu haben, und jetzt dachte ich daran, dass Suko diesen Vorschlag nicht grundlos gemacht hatte.
Das kleine Lokal lag fast an der Straße. Wir mussten nur ein kurzes Stück in das Gelände hineinfahren und eine Baumgruppe umrunden, dann waren wir da.
Gebaut war es wie eine Blockhütte. Es gab einen kleinen Parkplatz, und an der Seite des Hauses eine Stelle, wo Holzbänke und lange Tische dazwischen standen.
Vier Gäste zählten wir. Monteure, die eine Pause eingelegt hatten und ihre Getränke genossen.
Wir nahmen an dem Nachbartisch Platz. Eine Karte lag nicht auf dem Tisch, es war nicht nötig, denn wir wussten sowieso, was wir haben wollten.
Iris King bekam ihr großes Bier, während Suko und ich beim Wasser blieben.
Eine füllige Frau mit einem breiten Lächeln und Watschelgang brachte uns das Bestellte, das Suko sofort bezahlte.
»He!«, wunderte ich mich. »Was ist los?«
»Ich habe schließlich den Vorschlag gemacht.«
»Das stimmt.«
»Dann wollen wir mal.«
Wir prosteten uns zu, tranken, und zum ersten Mal schaute ich in die glücklichen Augen unseres Schützlings.
»Ruhe«, sagte Suko, »um endlich nachdenken zu können.«
»Deshalb wolltest du die Pause einlegen?«
Er schaute zum grünen Laub der Buche hoch, das ein Dach über unseren Köpfen bildete.
»Wie kommst du darauf?«
»Intuition und weil ich dich kenne.«
»Aha.«
»Stimmt’s?« Ich grinste ihn über den Tisch hinweg an.
»Ja. Ich
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