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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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sein?«
    »Unverkennbar, auch wenn ihr Reiz reichlich gelitten hat. Der Abstieg von der Tänzerin zur Trosshure hat seine Spuren hinterlassen.«
    Kuno sonnte sich in Selbstgerechtigkeit. Ruperts entsetzte Reaktion erfreute ihn sichtlich.
    Wusste Wolf davon? Ehe er mit ihm sprach, wollte Rupert sichergehen. Auch ehe er mit Aliza sprach.
    »Ich will mich selbst vergewissern.«
    Er ließ den Rest der Mahlzeit stehen und erhob sich vom Tisch.
    »Tu das. Du wirst wissen, wo der Hungerturm ist.« Kunos Blick schweifte suchend durch die Halle.
    Rupert ahnte, dass er nach Wolf Ausschau hielt, um gegen ihn den nächsten Giftpfeil abzuschießen. Er würde es sicher genießen, Wolf aus der Fassung zu bringen.
    Warum eigentlich? Woher kam Kunos übertriebene Abneigung gegen Wolf? Neidete er ihm die Bewunderung, die ihm allenthalben zuteilwurde? Oder trug er ihm nach, dass er ihn sogar zu Zeiten ignoriert hatte, als Barbarossa mit seiner Base verheiratet war?
    Mit einem unterdrückten Fluch setzte Rupert sich in Bewegung. Er musste sich zwischen den Palastwachen, Ministerialen, Kirchenfürsten und Besuchergruppen hindurchdrängen. Dass Kuno ihm auf den Fersen folgte, bemerkte er nicht. Blind für alles um ihn herum, übersah er auch Wolf, der auf der Freitreppe des Palas stand.
    Wolf zögerte, da Rupert eilig schien, entschied sich jedoch spontan, ihm zu folgen, als er entdeckte, dass Kuno ihn nicht aus den Augen ließ. Er konnte sich nicht vorstellen, was er von seinem Freund wollte.
    Dass beide zusammen dann unter der niedrigen Pforte in den Gefängnisturm traten, stachelte seine Wissbegier nur noch mehr an. Er folgte ihnen und fand einen unauffälligen Platz neben dem Eingang an der Wand.
    »Bei allen Heiligen, was glaubt Ihr, wer Ihr seid?«, verwahrte sich der beleibte Kerkermeister soeben schrill gegen Rupert. »Ihr könnt hier nicht hereinplatzen und mir Befehle geben. Die Gefangene ist unter meiner Aufsicht, bis der Pfalzgraf entscheidet.«
    »Natürlich muss das Weib streng bestraft werden«, mischte sich Kuno ein. »Mein Freund will die Gefangene schließlich nicht befreien, sondern nur sichergehen, dass ihr die Richtige erwischt habt. Lasst das Frauenzimmer einfach herschaffen. Dann kann er sehen, ob er die Brandstifterin kennt. Macht, es soll Euer Schaden nicht sein.«
    Eine Silbermünze blitzte zwischen Kunos Fingern auf. Gier trat in die Augen des Kerkermeisters.
    »Meinetwegen«, hörte Wolf ihn antworten und sah ihn einen Blick mit den beiden Wärtern tauschen, die unten rechts und links der Treppe standen, die zu den Zellen führte. »Bringt die Hure herauf. Die Stunden haben sie ja vielleicht ein wenig gefügig gemacht. Den Rest wird die Peitsche bewirken.«
     
    »Seit wann kümmern sich die Ritter des Zähringers um die Insassen des Hungerturms?«
    Wolf trat aus dem Schatten, und Kuno begrüßte ihn erfreut.
    »Ich sehe, du weißt Bescheid, Wolf. Du musst der Gerechtigkeit ihren Lauf lassen. Die Schlampe hat ihr Schicksal selbst besiegelt …«
    Rupert wollte Wolf zur Seite stehen, doch ein schrilles Auflachen übertönte seine Worte.
    »Welche Ehre. Sind all die hohen Herren etwa meinetwegen hier erschienen?«
    In Fußfesseln erbrachte Sizma dennoch die freche Imitation einer Verneigung. Im Aufrichten schleuderte sie die Haarsträhnen in den Nacken und funkelte die Ritter in herausforderndem Stolz an. Ihre Schönheit war zerstört, ihr Hochmut größer denn je.
    Die Lippen zu einem Lächeln voller Hohn verzogen, die Arme in die Taille gestemmt, fehlte ihr jede Anmut, und doch konnte keiner der Männer die Augen von ihr wenden.
    »Was zum Teufel ist passiert?«, fuhr Rupert sie an, ehe Wolf eine Silbe über die Lippen brachte. »Was hast du gemacht?«
    »Einen Fehler!«, spie Sizma zurück.
    »Was kann man von einer Wahnsinnigen schon erwarten?« Kuno genoss jeden Moment der Konfrontation und goss eifrig Öl ins Feuer.
    »Nimm dich in Acht, Vohburger. Wir werden uns in der Hölle wiedersehen«, drohte ihm Sizma. »In trauter Gemeinsamkeit.«
    »Ist das nun die Frau, die Ihr sucht?«, mischte sich der Kerkermeister gereizt ein.
    »Löst ihr die Ketten«, befahl Wolf.
    »Davon rate ich ab. Die Frau ist unberechenbar«, widersetzte sich der Kerkermeister.
    »Was wird ihr vorgeworfen?«
    »Brandstiftung und Aufruhr. Sie hat einen Streit mit der Hurenmutter vom Zaun gebrochen und die Alte mit dem Messer verletzt. Dann hat sie die Zelte der Trossdirnen angezündet. Dem Hufschmied und einigen anderen ist es zu

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