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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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Antrieb zu nahe gekommen ist. Ihr habt die Kontrolle über jeden Schritt, den sie tut«, stieß Rupert trotz allem hervor.
    »Ich spioniere den Menschen meines Vertrauens nicht nach. Wollt Ihr mir das unterstellen? Ich begegne sogar meinen Feinden mit offenem Visier.«
    Beatrix wandte sich mit einem fragenden Blick an den Kanzler, während Rupert vor ihr auf die Knie fiel.
    Eine Bewegung des Erzkanzlers signalisierte, dass er sich aus diesem Streit völlig heraushielt. Er beobachtete und zog seine eigenen Schlüsse.
    »Verzeiht mir und verschont Aliza, ich bitte Euch!«, bat Rupert stockend.
    In den Augen des Erzkanzlers glomm eine Warnung auf, und Beatrix zögerte mit ihrer Antwort.
    Da sie hier ihren Willen nicht einfach durchsetzen wollte, fragte sie Rupert stattdessen: »Bittet Ihr auch für Berthold von Zähringen? Für Herzogin Clementia? Nein, Urach, rechnet nicht mit weiblicher Nachsicht, sondern mit angemessener Sühne.«
    Angemessen, das Wort hallte in Beatrix nach. Welche Sühne war angemessen für einen Anschlag auf das Ansehen einer Königin? Würde Friedrich es für nötig halten, Berthold vom Hof zu verbannen, wie sie es fordern wollte? Würde er Clementia nach Sachsen schicken, Heinrich den Löwen ermahnen, seine Frau und ihre Familie besser unter Kontrolle zu halten? Eben erst hatten alle beim festlichen Bankett vor aller Welt Einheit demonstriert. Es musste Friedrich missfallen, sollten alle diplomatischen Bemühungen zunichte gemacht werden, noch bevor das Festmahl verdaut war.
    Würde er Alizas Aussagen glauben wollen? Sizma hätte alles bestätigen können, aber sie war tot. Alle anderen müssten sich bei einer entlastenden Aussage selbst ins Unrecht setzen.
    Um der Sache in den Augen des Kaisers die Bedeutung zu geben, die sie nach ihrer Meinung verdiente, benötigte sie einen Zeugen, dessen Aussage die Intrige eindeutig und glaubwürdig belegte. Einen männlichen Zeugen, dessen Wort das erforder-liche Gewicht hatte und unzweifelhaft die alleinige Schuld der Zähringer belegte.
    Beatrix vermutete, dass der Kanzler ihre Meinung teilte.
    Er wandte sich soeben an Rupert.
    »Ihr kennt den Spruch, der die Krone des Kaisers ziert, Urach.
Honor regis iudicium diligit

Die Würde des Königs liebt den gerechten Urteilsspruch.
Der Kaiser verurteilt nur, wessen Schuld zweifelsfrei feststeht. Wenn die junge Frau kein Unrecht begangen hat, muss er sie nicht verschonen, es wird ihr Gerechtigkeit widerfahren.«
    Beatrix konnte Ruperts Zweifel mit Händen greifen. Der Erzkanzler vertritt die Sache des Kaisers, er würde ein parteiischer Richter sein, musste es ihm durch den Kopf gehen.
    Erklärte sie ihrerseits dem Erzkanzler, sie sei inzwischen zu der Ansicht gelangt, sie habe Aliza Unrecht getan, würde er es als weibliche Schwäche auslegen. Die innere Stimme warnte sie dringend davor. So würde sie Aliza mehr schaden als nützen.
    »Jede Stunde der Gefangenschaft ist zu viel für sie«, antwortete indessen Rupert mit gepresster Stimme. »Ihr bestraft sie, ehe sie Gelegenheit hatte, sich zu rechtfertigen. Die Strafe ist ungerecht und zu hart.«
    »Sie hat sich zumindest auf das Komplott eingelassen«, beschied ihm der Erzkanzler.
    »Sie hatte keine andere Wahl.«
    Während der Erzkanzler in Rupert nach zusätzlichen Informationen drang, drehte und wendete Beatrix alles Für und Wider im Kopf, wobei sich wie von selbst ein Plan entwickelte.
    Es wurde Abend, bis sie ihn in die Tat umsetzen konnte. Der Erzkanzler spielte auf Zeit, das überraschte sie wenig. Er musste die Angelegenheit im Sinne des Kaisers regeln. Und dennoch die hohen Ränkeschmiede schützen? Sie hasste Ungerechtigkeiten.
    Sosehr sie den Erzkanzler schätzte, sie wollte ihm zuvorkommen. Das Haus Zähringen würde lernen müssen, dass es sich nicht ungestraft mit der Königin anlegen durfte. Auch kam es nicht in Frage, dass Aliza die Zeche für Berthold bezahlte. Sie musste freikommen.
    Agnes von Tennenburg hatte in ihrer Gutmütigkeit keine Fragen gestellt, als sie ihr auftrug, Rupert von Urach nach der Abendandacht zu einem Gespräch in die Pfalzkapelle zu bestellen. Im Schatten einer Säule ins Gebet vertieft, erwartete er sie.
    »Bleibt. Wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen«, bat sie. »›Sie hatte keine andere Wahl‹, so habt Ihr Aliza entschuldigt. Ich habe nachgedacht über Eure Worte. Sie wurde gezwungen. Das scheint mir nach allem eindeutig, und deshalb möchte ich wissen, wie man sie gezwungen hat, und ich will die ganze

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