Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
Vom Netzwerk:
Ausschweifungen und Besäufnisse waren schwer zu ertragen.
    »Langweile mich nicht mit deinen Geschichten, Kuno«, brummte Rupert, weil der andere erkennbar auf eine Reaktion wartete. »Da du dein Vergnügen nur in bestimmten Zelten suchst, sind sie nicht jedermanns Geschmack.«
    »Ich wüsste die richtigen Weiber für dich, Rupert.«
    Kuno schnalzte mit der Zunge.
    Rupert beeilte sich mit dem Essen. Sobald er fertig war, konnte er gehen, ohne Kuno zu brüskieren. Wenn er auf Streit aus war, sollte er sich einen anderen suchen.
    Am großen Tisch des Burgmannenhauses der Zähringer herrschte ohnehin Katerstimmung, die dem Bankett des Vorabends geschuldet war. Berthold hatte Kaiser und Fürsten eingeladen, um sich bei Hofe glanzvoll wieder einzuführen. Seine Zähringer Weine von den Hängen des sonnigen Jura hatten Anklang gefunden. Nicht wenige Ritter bereuten heute dessen unmäßigen Genuss. Rupert hatte sich sowohl beim Wein wie beim Mahl zurückgehalten. Dass er sich in seiner Haut nicht wohl fühlte, hatte andere Gründe.
    Er verschloss seine Ohren gegen den Wortschwall und rief sich stattdessen sein Gespräch vom Vortrag in Erinnerung, das Clementia mit ihm geführt hatte.
    »Es macht dich unglücklich, Bertholds Laufbursche zu sein«, hatte sie es schlau eingefädelt. »Er hat sich daran gewöhnt, alles Unerfreuliche auf dich abzuwälzen. Deine Bindung an Urach kappt er, damit du ganz von ihm abhängig bist. Du bist ihm der loyalste Ritter, und er dankt es dir bei weitem nicht so, wie du es erwarten könntest.«
    Er hatte nicht widersprochen.
    »Warum kommst du nicht nach Sachsen, mein Freund?«, fuhr sie fort. »Heinrich würde dich mit Freuden unter seinen Gefolgsmännern sehen. Herzogtümer wie Bayern oder Sachsen brauchen Männer, die Ländereien dieser Größe ordnen, besiedeln und verwalten helfen. Heinrich hat große Pläne. Er will Städte bauen, das Wegenetz ausweiten. Außerdem möchte er, dass Handwerker, Bauern und Kaufleute in Sachsen neu siedeln. Was nützt Land und wieder Land, wenn es nicht bewohnt ist, die Bodenschätze nicht gehoben werden?«
    Seine Sprachlosigkeit übergehend, hatte sie ihm versichert, dass Heinrich ihn aus seinen Zähringer Verpflichtungen befreien könne, ihm ein herzogliches Hofamt in Sachsen auf jeden Fall sicher sei. Er denke daran, in den neuen Siedlungsgebieten das Amt eines Schultheiß und Ortsrichters einzurichten, versehen mit Güterbesitz und Erbrecht. Ein solcher Amtsträger wäre auf Lebenszeit Vorsteher eines Gemeinwesens und nur dem Herzog Rechenschaft schuldig.
    Es klang verlockend, dennoch hatte Rupert gezögert. Sich Bedenkzeit ausgebeten.
    »Dir scheint es völlig gleichgültig zu sein, was aus der heißen schwarzhaarigen Ägypterin geworden ist. Wundert mich …«
    Kuno stieß Rupert den Ellbogen rüde in die Seite. »Hörst du mir eigentlich zu?«
    Rupert schrak zusammen.
    »Entschuldige, ich war in Gedanken. Was wolltest du wissen?«
    »Nichts«, tat der Vohburger die Frage ab. »Wenn es dich nicht interessiert, dass die Schlampe im Kerker sitzt, soll es mir verdammt egal sein. Auspeitschen wird man sie – das hat noch keinem Frauenzimmer geschadet.«
    »Geht es immer noch um die Trosshuren? Hast du kein anderes Thema?«
    Zufrieden, dass er endlich reagierte, verschränkte Kuno die Arme und grinste tückisch. »In Regensburg konntest du gar nicht genug Fragen nach dem Teufelsweib stellen. Ob Wolfs heiße Wissbegier ebenfalls abgekühlt ist?«
    »Von welchem Teufelsweib sprichst du, Mann?«
    »Zum Donner, von der schwarzhaarigen Tänzerin aus Donaustauf, von der scharfen Ägypterhexe, die Wolf erst ausgenommen und ihn dann verlassen hat. Interessiert’s dich doch?«
    »Sizma?«
    Rupert starrte Kuno ungläubig an.
    »Bis gestern gehörte das Luder anscheinend zu den Trosshuren, die ihre Zelte vor den Quartieren der Waffenknechte aufgeschlagen haben. Sie hat Streit angefangen dort, hat versucht eines der Zelte anzuzünden. Man hat sie auf frischer Tat ertappt und festgesetzt. Jetzt wartet sie im Turm auf ihr Urteil.«
    »Das ist ja unglaublich«, entgegnete Rupert zweifelnd.
    »Du wirst es glauben müssen, Rupert. Die ganze Pfalz spricht über den Aufruhr, den das gestern Abend verursacht hat. Willst du behaupten, du hättest nichts davon gehört? Diese Verrückte ist vom Satan besessen. Drei Männer konnten sie schließlich bändigen.«
    »Bist du sicher, dass es wirklich dieselbe Ägypterin ist? Wie sollte sie nach Villa Lutra gekommen

Weitere Kostenlose Bücher