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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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Zeugin der Morde an ihrer Familie zu sein. Dass sie darüber den Verstand verlor und sich blutig an ihm rächte, ist allein seine Schuld.«
    »Und Wolf von Rheinau? Womit hat er den Tod verdient?«
    »Das müsst Ihr Gott fragen. Ich weiß nicht, warum er es zugelassen hat, dass ein kampferprobter Kreuzfahrer an einem irregeleiteten Messerstich verblutet.«
    Rupert glaubte, seine Sache so gut wie möglich vertreten zu haben, das Lächeln allerdings, mit dem der Erzkanzler das Ende des Disputs quittierte, ließ keinen Zweifel, dass er auf aussichtslosem Posten stand. Er musste erkennen, dass seine Gegner durch Macht und Einfluss im Vorteil waren.
    Beatrix bewahrte die Ruhe nur mit Mühe. Die Überzeugung setzte sich fest in ihr, dass allein Aliza ihre Sache vertreten konnte. Doch welche Chance würde sie haben gegen das »Triumvirat« aus Berthold, Clementia und Heinrich?
    »Rupert von Urach.«
    Der Kaiser brach das lähmende Schweigen.
    »Wir haben Eure Anklagen gehört. Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass auch Ihr selbst als Lehnsmann des Zähringers nicht frei von Schuld seid. Darüber wird ebenso verhandelt werden müssen wie über die Schuld der Ägypterin und den Tod ihres Stammes. Bis Wir über alles Klarheit haben, erhaltet Ihr Gelegenheit, Euer Gewissen zu erforschen und Eure Vorwürfe zu überdenken. Herr Erzkanzler, Ihr sorgt dafür, dass der Ritter Quartier im Gefängnisturm nimmt. Ich wünsche, dass er in strenger Abgeschiedenheit gehalten wird, bis alle Fakten zusammengetragen sind.«
    Rupert verneigte sich stumm. Einen Lidschlag lang hatte er den Eindruck, Barbarossa wolle noch etwas sagen. Da erschienen die Wachen, und der Erzkanzler instruierte sie knapp.
    Gesenkten Hauptes ergab er sich.
    Königin Beatrix
Villa Lutra, 9. Januar 1157
    B eatrix war sich so sicher gewesen, dass Ruperts rücksichtslose Offenlegung Friedrich überzeugen würde, dass sich ihr sein Verhalten völlig verschloss.
    Er hatte Rupert in den Kerker verbannt und ihres Wissens auch keinen Befehl erteilt, Aliza freizusetzen. Was hatte er vor? Und was konnte sie unternehmen?
    Sie war allein.
    Der Löwe hatte nur Hohn für die Anklage übrig gehabt, Berthold log, nicht einmal der Erzkanzler stand noch auf ihrer Seite. Sicher vermutete er, wer Rupert zu seinen Aussagen veranlasst hatte. Schlimmer als das alles war jedoch die Tatsache, dass Friedrich sich bisher mit keinem Wort zu Ruperts Anklagen geäußert hatte.
    Beatrix kämpfte gegen das Aufbegehren. Sie wusste, dass Zorn blind macht, dass es nur ein Zeichen von Unreife wäre, ihm nachzugeben. Freundliche Gelassenheit erwartete man von der Königin.
    Ihr Hofstaat wartete, dass sie ihn entließ. Erst als nur noch die Frauen im Raum waren, die ihr beim Auskleiden halfen, entspannte sie sich, legte die Ringe ab. Der Saphir aus Regensburg war darunter. Sie hatte ihn in der Hoffnung angelegt, er würde ihr Glücksbringer sein.
    Ein Irrtum.
    »Die Mägde sollen den Bliaut ausbürsten und danach mit den nötigen Kräutern in eine Truhe packen. Ich will das Übergewand nicht mehr sehen und tragen.« Mit einem langen Schritt trat sie aus dem Stoffkreis zu ihren Füßen.
    »Wie schade, es steht Euch besonders gut, Majestät.«
    Die jüngste der Ehrendamen hatte protestiert.
    »Ich stimme zu, Beatrix.«
    Friedrich war eingetreten.
    Nur mit dem Hemd bekleidet, begrüßte Beatrix ihn steif und griff hastig nach einem Hausmantel. Sie zeigte mehr Nacktheit, als ihr gerade lieb war. Sie wusste, dass es Friedrich gefiel, aber ihn zu verführen, war das Letzte, was sie heute Abend im Sinn hatte. Sie schnürte den Gürtel, bemerkte kaum, dass er ihren Frauen bedeutete, sie alleine zu lassen.
    »Du wirst dich zweiteilen, wenn du so weitermachst«, kommentierte er belustigt ihr Tun. »Bekommst du überhaupt noch Luft?«
    Ihr Schweigen sagte Friedrich, das ihr zum Scherzen nicht zumute war.
    »Du zürnst mir«, stellte er ruhig fest.
    Sie wollte nicht lügen, aber die Wahrheit würde ihm nicht gefallen, also presste sie die Lippen aufeinander.
    »Weshalb, Beatrix? Willst du es mir nicht verraten?«
    »Legst du Wert auf die Wahrheit? Verzeih, dass ich nicht den Eindruck habe.«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern und wartete geduldig, bis sie offenkundig widerstrebend seinem Blick begegnete.
    »Sag mir, was dich bewegt. Es gefällt mir nicht, wenn Unausgesprochenes zwischen uns liegt.«
    »Gut, wenn du mich ermunterst, offen zu sprechen: Ich bitte dich, lass andere nicht für meine Fehler

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