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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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liegt mir daran, dich zu schonen, bis du wieder gesund bist. Clementia hat recht, wenn sie mich daran immer wieder erinnert.«
    Friedrich folgte dem Pagen und ließ Beatrix sprachlos zurück.
    Jetzt wusste sie, worum es bei dem Zwiegespräch am Zelteingang gegangen war, als er kam. Clementia hatte dem Kaiser eheliche Zurückhaltung nahegelegt. Wie konnte sie es wagen?
    Erbittert wirbelte Beatrix auf dem Absatz herum. Gut, dass sie gerade allein war. Sie ergriff den Becher mit dem widerlichen Trank, fixierte die Eichentruhe mit den Eisenbeschlägen und warf ihn mit voller Kraft dagegen. Nach allen Seiten spritzte Wein und es stank nach Zimt. Der Zornesausbruch befriedigte sie nur halb. Lieber hätte sie den Becher nach Clementia geworfen.
    Zum Henker mit ihr!

Fünftes Kapitel Flucht
    Rupert von Urach
Kreuzhof bei Regensburg, 8. September 1156
    D ie Arme verschränkt, den Blick in die Ferne gerichtet, hing Rupert grimmig seinen Gedanken nach. Bertholds Befehlen zu folgen, fiel ihm zunehmend schwerer. Während sich alles, was im Reich Rang und Namen hatte, auf den Barbinger Wiesen versammelte, stand er mit Wolf im nahezu menschenleeren Lager am Kreuzhof. Sie bewachten das Zelt des Zähringers, dessen Wimpel über dem achteckigen Pavillon mit dem schattenspendenden Vordach flatterte. Ein bescheidener Bruder des Prachtbanners mit dem roten Adler von Zähringen auf gelbem Grund, das Berthold mit sich führte. Es wehte eine Meile weiter, wo der Kaiser Heinrich den Löwen und Heinrich Jasomirgott von Babenberg im Kreise der Reichsfürsten mit Land und Würden auszeichnete.
    Zwar sah Rupert ein, dass Hildburg im Lager nicht allein die beiden Ägypterinnen bewachen konnte, da sie auch im Gefolge ihrer Herrin gebraucht wurde. Auch dass Clementia an einem solchen Tag an der Seite ihres Mannes sein musste und Hildburg in ihrer Nähe haben wollte, leuchtete ihm ein. Dass aber die Bewachung der Geiseln ausgerechnet an ihm und Wolf hängenbleiben musste, ärgerte ihn bodenlos, zumal ihm die ganze Sache inzwischen zuwider war.
    »Verdammter Mist.« Wolf bewegten ähnliche Gefühle. »Wenn ich daran denke, dass sich dort drüben schon seit Stunden die Ochsen am Spieß drehen und in Kürze der Wein in Strömen fließen wird …«
    »Reg dich nicht auf«, riet Rupert um des guten Friedens willen. »Vor dem Festmahl sind Fanfarengetöse, Trommelwirbel, salbungsvolle Reden und die Segenssprüche des Erzbischofs fällig. Das Ganze müsstest du zudem in Harnisch und Wappenhemd über dich ergehen lassen. Die Sonne würde dir das Gehirn unter dem Helm rösten, und der Schweiß würde dir in den Stiefeln stehen. Sei froh, dass wir uns im Schatten aufhalten können.«
    Der Sturm, der den Aufbau des Lagers so sehr erschwert hatte, war im Laufe der Nacht verstummt. Barbarossa schien sogar mit dem Wetter im Bunde zu sein. Bei Sonnenaufgang präsentierte sich der 8 . September als strahlender Spätsommertag. Die Wappen der Reichsfürsten leuchteten farbenprächtig unter einem stahlblauen Himmel.
    »Wärest du je im Heiligen Land gewesen, wüsstest du, was wirkliche Hitze ist«, entgegnete Wolf. »Die Sonne saugt dir dort das Mark aus den Knochen, dringt wie Feuer bis in die Lungen und brennt dir das Augenlicht weiß. Wusstest du, dass in der Wüste mehr Ritter einem Hitzschlag als einem Schwertstreich erliegen?«
    Er sprach selten über seine Zeit als Kreuzfahrer.
    »Du hast es am eigenen Leib verspürt? Wie hast du überlebt?«
    »Ich habe mich den Heiden angepasst. Sie tragen leichte Gewänder, bedecken die Köpfe mit Tüchern und gewinnen ihre Kämpfe durch Schnelligkeit und Schwertkunst. Ihre Pferde, kleiner und schwächer als unsere, belasten sie nicht mit den vielen Zentnern Eisen ihrer Rüstungen, so sind sie flinker. Nur wer von unseren Männern sich überwinden konnte, seine Rüstung abzulegen, blieb in der Wüste am Leben.«
    Obwohl die Abenteuer der Kreuzfahrer in aller Munde waren, misstraute Rupert den meisten Erzählungen. Wolf hingegen schmückte seine Schilderungen nicht eitel aus. Er drückte sich kurz und bündig aus und verabscheute Phrasendrescherei. Eigentlich war er jemand, den man um einen Rat bitten konnte.
    »Warum fragst du?«, erkundigte er sich. »Lockt es dich, gegen die Heiden zu ziehen? Ist es das, was dir seit Tagen im Kopf herumspukt?«
    »Nein.« Rupert gab sich einen Ruck. »Wenn du so fragst: Es geht um die beiden Ägypterinnen. Sie sind Fahrende, die kein Zuhause haben, wir können sie nicht einfach zu unseren

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